"Es gab mal eine Diskussion zwischen Schröder und Stoiber"
CW: Wenn Sie so argumentieren, dann hat ja ihr Konkurrent Oracle mit seinem Exadata-Konzept einen noch größeren Vorteil. Die bieten ja sogar auch noch die Anwendungssoftware.
Smid: Jetzt sind wir aber im Appliance-Geschäft.
CW: Wenn Sie Herrn Ellison zuhören, dann ist das aber die Zukunft. Der argumentiert wie Sie, nur geht er einen Schritt weiter.
Smid: Wissen Sie, es gab mal eine Diskussion zwischen zwei Bundeskanzlerkandidaten, Gerhard Schröder und Edmund Stoiber. Da hat einer der beiden Kandidaten über die Arbeitsamtzahlen von Freising gesprochen. Seinerzeit hat Schröder ganz entspannt geantwortet: "Herr Stoiber, es geht doch hier nicht um Freising. Wir reden hier über Deutschland." Es gibt ein Appliance-Geschäft da draußen, richtig. Aber man kann das doch nicht verwechseln mit den Infrastrukturen, die momentan in der Welt gebaut werden. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dimensionen.
CW: Sie haben eben dem altbekannten Alles-aus-einer-Hand-Ansatz gehuldigt. Führt der nicht wieder in die Lock-in-Situation, die Anwender eigentlich hinter sich gelassen hatten?
Smid: Bitte keine Missverständnisse, Lock-in darf nicht sein! Aber Lock-in-Situationen können an einer anderen Stelle auftauchen - nämlich bei den Service-Leveln und nicht bei der Infrastruktur, die darunter liegt. Das Lock-in darf nicht passieren bei der Schnittstelle zwischen Anbieter und Kunde bei Service-Leveln. Wenn der Anwender da eine vertragliche Situation hat, die mich aus dem Service-Level nicht entlässt, dann bin ich gefangen. Aber wenn ich einen Vertrag besitze, der sich über Service-Levels definiert wie Volumen, Geschwindigkeit, Ausfallsicherheit, Pönale, also Strafzahlungen, und wenn er diesen Vertrag innerhalb eines Jahres von einem auf einen anderen Service-Level-Dienstleister übertragen kann, dann ist die darunter liegende Infrastruktur nur noch bezüglich der Fragen wichtig, ob sie schnell ist, ausfallsicher, skalierbar, ob der Preis stimmt und die Qualitäts-Dashboards richtig sind. Wir befinden uns in einer Transformation. Wenn wir in fünf Jahren sprechen, wird die Frage des Lock-in genau an dieser Stelle passieren. Dann reden wir nicht mehr über die unterliegenden Schichten, höchstens noch über deren Qualität. Die Infrastruktur wird industriell gefertigt sein.