Podcast Sovereign Cloud

Wer hat den Finger auf dem Killswitch?

23.07.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Von Souveränität kann in den Clouds der US-Hyperscaler keine Rede sein. Wie groß die Abhängigkeit werden kann, erklärt Gartner-Analyst Rene Büst im Podcast.
Hat man keine Kontrolle über Daten, Anwendungen und Infrastruktur, lautet die entscheidende Frage: Wer kann den Killswitch drücken?
Hat man keine Kontrolle über Daten, Anwendungen und Infrastruktur, lautet die entscheidende Frage: Wer kann den Killswitch drücken?
Foto: luckyraccoon - shutterstock.com

Angesichts der Dominanz US-amerikanischer Cloud-Provider diskutieren Anwenderunternehmen in Deutschland beziehungsweise in Europa wieder verstärkt über souveräne Cloud-Infrastrukturen. Gerade die mit dem GenAI-Hype verbundenen Fragen, wo Daten für KI-Anwendungen liegen sollten und wer wie darauf zugreifen darf, lassen die Verantwortlichen verstärkt darüber nachdenken, ob es wirklich AWS, Google Microsoft und Co. sein müssen, oder ob es nicht auch eine Cloud aus deutschen Landen tut.

Die Nachfrage nach Sovereign-Cloud-Lösungen wächst, wie Gartner-Analyst und Cloud-Experte Rene Büst feststellt. Allerdings hat der Aspekt Souveränität eine Reihe verschiedener Facetten. Büst zufolge geht es neben der Datensouveränität auch um die operative und die technologische Souveränität, und damit um elementare Fragen nach Autarkie und Autonomie.

Wenn man seine Anwendungen und seine Infrastruktur nicht mehr selbst betreibt, müsse man sich immer vor Augen halten, dass immer jemand anders die Kontrolle über den Killswitch hat, warnt der Gartner-Analyst. Unternehmen müssten sich darüber im Klaren sein, dass die Cloud-Infrastruktur aus welchem Grund auch immer von heute auf morgen abgeschaltet werden könnte. "Solche Dinge passieren", erklärt Büst im TechTalk-Podcast von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Besser außerhalb der Reichweite der US-Regierung?

Gerade mit Blick auf die geopolitische Situation wie auch die Frage, was nach den Wahlen im Herbst 2024 in den Vereinigten Staaten passieren wird, überlegten immer mehr Unternehmen, wie sie ihre Daten, Anwendungen und Infrastrukturen aus Reichweite der US-Regierung und damit mehr eigene Kontrolle darüber bekommen könnten, berichtet Büst.

Sich aus der Fängen der US-Hyperscaler zu befreien, dürfte allerdings nicht einfach werden - zumal sich die Anbieter mit ihren Infrastrukturen und den dazugehörigen Services einen deutlichen Vorsprung erarbeitet haben. "Wenn man seine Cloud-Workloads mit den Services auf einer AWS Cloud, der Azure- oder Google-Cloud verzahnt, rutscht man quasi automatisch in so eine Art Vendor-Login", konstatiert Büst. "Man ist im Grunde genommen dann nicht mehr in der Lage, diese Workloads so einfach in eine andere Cloud zu verlagern."

Warum angesichts dieser Situation eine Risikobewertung hinsichtlich Anwendungen und Datenhaltung für Anwenderbetriebe unumgänglich ist, welche Rolle die Regulatorik spielt, um einen digitalen wilden Westen im Zaum zu halten, und wie sich über Partnerschaften möglicherweise Sovereign-Cloud-Strukturen etablieren lassen, erklärt Gartner-Analyst Rene Büst in der aktuellen Podcast-Folge.