Wenn Manager nicht abschalten können

Burnout im Urlaub

28.07.2012
Von Anja Dilk und Heike Littger

Kontrolliert runterschalten

Dirk-Oliver Lange, LifeB: "Gegen Ende der Reise geht es ums Eingemachte."
Dirk-Oliver Lange, LifeB: "Gegen Ende der Reise geht es ums Eingemachte."
Foto: Dirk-Oliver Lange

Deshalb schickt Dirk-Oliver Lange seine Kunden am liebsten in die Abgeschiedenheit der österreichischen Berge. Seit Anfang des Jahres bietet der Geschäftsführer des Coaching-Unternehmens LifeB auch Reisen für beruflich stark engagierte Menschen an. Zwischen sattgrünen Wiesen und kristallklaren Seen sollen die Männer und Frauen zu sich selbst kommen. "Kontrolliert runterschalten", wie Lange sagt. Damit sie eine Ahnung davon bekommen, ist ein Coach zur Stelle. Er geht mit ihnen spazieren und plant mit ihnen den Nachmittag - besser auf der Terrasse ruhen als mit dem Mountainbike die Berge hoch. "Am Anfang drehen sich die Gespräche um Dinge wie Gewichtsabnahme", sagt Lange. "Doch gegen Ende der Reise geht es meist um eine Neuausrichtung des Lebens."

Tipps für den erholsamen Urlaub

  • Sinnvoll erholen: Wer erschöpft und gestresst ist, sollte nicht mit dem Mountainbike über die Alpen preschen. Wer gelangweilt und frustriert ist, nicht ins Kloster ziehen. Henning Allmer von der Sporthochschule Köln unterscheidet vier Beanspruchungstypen, die unterschiedliche Erholungsmaßnahmen erfordern: Ermüdung - Regeneration, Routine - Abwechslung, Stress - Entspannung, Frustration - Erfolgserlebnisse. Gilt für kurze und längere Auszeiten.

  • Zeit für sich allein: Menschen, die nur noch für ihren Job brennen, haben oft den Bezug zu sich selbst verloren. Als Mensch mit Bedürfnissen und Interessen existieren sie nicht mehr. Sie wissen nicht, was ihnen guttut. Deswegen kann es hilfreich sein, vor dem großen Sommerurlaub mit der Familie ein paar Tage nur für sich zu haben. Wenn das nicht geht: Zeiten vereinbaren, in denen man sich zurückziehen kann. Spazieren gehen, in der Sonne liegen, über den Wochenmarkt streifen.

  • Professionelle Angebote checken: Mittlerweile gibt es organisierte Reisen für gestresste Manager. "Grundsätzlich eine gute Idee", findet Burnout-Experte Jörg-Peter Schröder. Nur: Morgengymnastik am Pool und Schleimsüppchen für alle reichen nicht. Wichtig ist ein individuelles Programm, das sich am besten auf die Ergebnisse eines medizinischen Check-ups stützt: Stimmen die Blutwerte, wie hoch ist das Herzinfarktrisiko, was machen die inneren Organe und der Stoffwechsel? Stimmt das biologische mit dem tatsächlichen Alter überein? Wie hoch sind der Stresspegel und die mentale Leistungsfähigkeit? Was machen der Rücken und die körperliche Flexibilität? Welche Nährstoffe fehlen dem Körper, und welcher Sport passt am besten?

  • Nach dem Urlaub weitermachen: Mit der Familie frühstücken, meditieren oder eine Runde um den Block laufen - wer sich morgens positiv auf den Tag einstimmt, hat nicht das Gefühl, von früh bis spät fremdgesteuert zu sein, und bleibt nach dem Urlaub länger gelassen. Außerdem Spielräume ausloten und Zeitfresser enttarnen. Wer täglich zwei Stunden mit Kollegentalk, Netzwerken auf Xing und E-Mails beantworten befasst ist, sollte genau hinschauen: Was davon bringt mich wirklich weiter? Wie viele Personen müssen tatsächlich auf cc gesetzt werden? Übung: Mails nur alle drei Stunden und nicht alle 15 Minuten abfragen und beantworten.