Die weiter um sich greifende Digitalisierung vieler Arbeits- und Lebensbereiche, immer größer werdende Datenmengen und jetzt auch noch Generative AI: Viele Trends lassen den Bedarf an Rechen- und Speicherressourcen regelrecht explodieren. Immer mehr Server werkeln in den gigantischen Cloud-Rechenzentren von Amazon Web Services (AWS), Google, Microsoft und anderen. Die Chiphersteller kitzeln mit jeder neuen Produktgeneration mehr Leistung aus ihren CPUs und GPUs, um die wachsenden Performance-Ansprüche zu befriedigen.
Doch das alles hat seinen Preis. Auch wenn die Hersteller und RZ-Betreiber vehement darauf hinweisen, wie effizient ihre Produkte und Anlagen mittlerweile funktionierten, kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass der absolute Energiehunger der weltweit betriebenen IT-Ressourcen Jahr für Jahr immer größer wird.
Vor allem die Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT von OpenAI oder Google Bard sind echte Stromfresser. Die Zahl der Parameter, anhand derer solche KI-Modelle trainiert werden, geht in den dreistelligen Milliardenbereich. Dafür braucht es viele hundert Hochleistungs-GPUs. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge hat allein das Training von ChatGPT über 900 Megawattstunden verbraucht. Das entspricht in etwa dem Energieverbrauch von 300 deutschen Zwei-Personen-Haushalten in einem Jahr.
Data Center sind CO2-Schleudern
Zwar bemühen sich viele IT-Betreiber, ihre Anlagen mit Strom aus erneuerbaren Quellen zu betreiben. Das gelingt aber nur teilweise. Schätzungen zufolge ist der IT-Sektor für zwei bis vier Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich - Tendenz steigend. Damit wächst der Druck auf die Branche, nicht nur mit intelligenten Lösungen die Ökobilanzen ihrer Kunden zu verbessern, sondern auch selbst aktiv zu werden und ihren Footprint zu verkleinern.
Wie wichtig das ist, zeigen aktuelle Zahlen. Alle Bemühungen rund um den Globus, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen zu senken und damit den Klimawandel aufzuhalten, haben bisher wenig gebracht. Im Gegenteil: Die Menge an CO2 und anderen Klimagasen, die die Menschheit in die Atmosphäre unserer Erde bläst, steigt weltweit immer weiter an. Das haben gerade erst wieder führende Wissenschaftler anhand aktueller Datenanalysen ermittelt.
Der Ausstoß an Treibhausgasen liege auf einem Allzeithoch und verursache eine beispiellose globale Erwärmung, schrieben Wissenschaftler im Fachmagazin "Earth System Science Data" erst Anfang Juni 2023. Rund 54 Milliarden Tonnen CO2-äquivalente Gase habe die Menschheit im vergangenen Jahrzehnt jedes Jahr im Durchschnitt ausgestoßen. Die Folge: Bis 2022 hat die dadurch verursachte Erderwärmung bereits ein Plus von 1,26 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erreicht.
Und die Spirale dreht sich immer schneller. Die menschenverursachte Erwärmung der Erdatmosphäre liegt laut den Wissenschaftlern derzeit bei 0,2 Grad Celsius pro Jahrzehnt - eine Rekordgeschwindigkeit im negativen Sinne. Geht es so weiter, dürfte die 2015 im Pariser Weltklimaabkommen getroffene Vereinbarung, den Temperaturanstieg unter der Marke von 1,5 Grad Erderwärmung zu halten, Makulatur sein.
Die Autoren sprechen von einem kritischem Jahrzehnt. Die vom Menschen verursachte globale Erwärmung habe ihren höchsten Stand in der Geschichte erreicht, und es sei zu erwarten, dass eine globale Erwärmung von 1,5 Grad Celsius innerhalb der nächsten zehn Jahre erreicht oder überschritten werde, lautet das Fazit der Wissenschaftler. Nur eine rasche und strikte Verringerung der Treibhausgasemissionen könne das Tempo der Erwärmung in den nächsten Jahren noch bremsen.