Der Weg zu neuen Lizenzmodellen - Evolution statt Revolution
CW: Wie sieht es mit der Lizenzierung aus? Schon heute klagen die Kunden über Komplexität und Intransparenz. Das könnte in der mobilen Welt doch noch schlimmer werden?
SNABE: Das ist ein schwieriges Thema. Wir verkaufen im Prinzip Produkte, die wir in einer Liste mit einem Preis beschreiben. Nicht alle sind jedoch mit einem User-Modell zu beschreiben. Es gibt auch andere Metriken. Das macht die Sache kompliziert. Ich hätte lieber eine Art Solution-Preisliste. Das heißt zum Beispiel: Für Energy-Management braucht ein Kunde fünf Komponenten. Aus diesen fünf Komponenten plus Best Practices schnüre ich ein Paket, und dafür gibt es einen Preis. Das ist wie bei einem Auto. Da kaufe ich die Teile ja auch nicht einzeln.
CW: Aber die Preisliste von SAP wird von Jahr zu Jahr länger?
SNABE: Das ist nicht so einfach. Viele Kunden wollen nichts kaufen, was sie nicht benutzen. Auf der einen Seite würde ich gerne Pakete schnüren, die einfacher sind, damit ich nicht immer diskutieren muss, was der einzelne Anwender nun benutzen darf und was nicht. Ein Nutzer sollte alles verwenden dürfen. Aber es gibt dann eben auch Kunden, die sagen: Ich nutze nur 30 Prozent, warum muss ich dann 100 Prozent zahlen? Die Diskussion ist schwierig, es gibt zwei Seiten: Das eine Prinzip ist sehr vereinfachend, aber dann klagen einige, sie müssten für etwas zahlen, das sie nicht benutzen. Die andere Seite bedeutet, nur die Teile zu kaufen, die man wirklich benutzt. Dann wird es aber komplex. Im Grunde muss man zwischen beiden Extremen balancieren. Aber einfacher muss es werden, das stimmt. Ich bin davon überzeugt, dass wir nur durch die Vereinfachung der Preisliste auch eine Vereinfachung in den anderen Bereichen erreichen. Das wollen wir schaffen.
CW: Bis wann?
SNABE: Jedes Jahr kommt eine Preisliste heraus. Ich glaube, es wird eher eine Evolution und keine Revolution. Es sollte aber Jahr für Jahr ein wenig besser werden.
Jim Hagemann Snabe
1965: Jim Hagemann Snabe wird am 27. Oktober im dänischen Egedal, etwa zehn Kilometer nordwestlich von Kopenhagen, geboren.
1984 - 1989: Snabe studiert an der Aarhus School of Business und schließt das Studium mit einem Master in Operations Research ab.
1989 - 1990: Auf das Master-Studium folgt ein Promotionsstudiengang.
1990 - 1994: Snabe startet seine Karriere bei SAP als Trainee in der Beratung bei der dänischen SAP-Niederlassung. Nach einem Jahr übernimmt Snabe die Leitung des Beratungsbüros.
1994 - 1996: Snabe wechselt als Practice Leader zu IBM Dänemark.
1996: Rückkehr zu SAP. Snabe arbeitet zunächst drei Jahre als Managing Director von SAP Schweden und übernimmt dann den Posten des Managing Director für die Region SAP Nordic.
2002: Snabe wird Mitglied der globalen Entwicklungseinheit von SAP. Er wird Senior Vice President und Chief Operating Officer der Business Solution Group. Kurz darauf tritt er die Leitung der Industry Business Unit an, die branchenspezifische Lösungen für 24 Industrien entwickelt.
2006: Snabe wird zum Corporate Officer ernannt und wird Mitglied des SAP Executive Council, das für kunden- und produktspezifische Fragen zuständig ist.
2007: Snabe wird Chef des Geschäftsbereichs SAP Business Suite und koordiniert damit alle Entwicklungsprojekte rund um das Flaggschiff des SAP-Portfolios.
2008: Am 1. Juli wird Snabe in den Vorstand der SAP berufen. Er leitet den Bereich Business Solutions & Technology und verantwortet in dieser Funktion die gesamte Entwicklung der Produkte für Großunternehmen und den Mittelstand sowie der Technologieplattform und von SAP Business Objects.
2010: Nach dem Abgang von Léo Apotheker übernimmt Snabe am 8. Februar gemeinsam mit seinem Kollegen Bill McDermott als Vorstandssprecher die Führung bei SAP. Während sich McDermott hauptsächlich auf den Vertrieb konzentrieren soll, kümmert sich Snabe im Bereich Business Solutions & Technology weiter um die Entwicklung.