Apple, Microsoft, IBM

SAP geht auf Partnersuche

01.06.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Apple und SAP - "proprietäre Altsysteme"?

Kritisch sieht Bröhl vor allem, dass andere mobile Plattformen außen vor gelassen werden. "Wenn man bedenkt, dass Apples iOS bei Smartphones nur auf einen Marktanteil von 17,7 Prozent kommt, schneidet sich SAP quasi freiwillig von 80 Prozent des Marktes, der auf Android läuft, ab." Das einseitige Vorgehen der IT-Dinos lasse nicht wenige Kunden ohne Apple-Hardware im Regen stehen und werde bestenfalls zum Umstieg auf zukunftsorientiertere Systeme der Konkurrenz führen. Das Fazit des Trivadis-Managers fällt dementsprechend kritisch aus: "Wer zwei proprietäre Altsysteme vereint, versucht auf dem Rücken von Millionen von Anwendern (und Geschäftskunden), seine Produkte mit Gewalt im Markt zu halten. Diese Strategie mag, hübsch verpackt, kurzfristig Euphorie auslösen; Innovation, Nachhaltigkeit und Kundenorientierung lässt sich dabei aber wahrlich nicht erkennen."

Maximilian Hille von Crisp Research spricht zwar auch von proprietären Technologie-Stacks, kann der Kooperation aber durchaus positive Aspekte abgewinnen. Das iPhone und iOS seien im Unternehmenseinsatz die führenden Plattformen. Wenngleich Android im Consumer-Geschäft einen mehr als dreimal so großen Marktanteil besitze wie Apple, sehe es im Enterprise-Geschäft etwa umgekehrt aus: "SAP geht mitnichten die Partnerschaft mit einem Nischen-Player, sondern mit dem Marktführer ein, welcher in der entsprechenden Zielgruppe derzeit und zukünftig einen hohen Einfluss nimmt." Gerade auch mit Blick auf das Trio Apple, IBM und SAP zeichne sich ab, dass mit der neuen Partnerschaft ein umfangreicher Stack für die Enterprise-IT geboten werden könne. "Die Partnerschaft ist somit ein Indiz, dass führende Technologie-Anbieter sich zusammentun und die eigenen Technologien auch im Sinne der Anwender enger verzahnen." Nichtsdestotrotz bleibe festzuhalten, dass die Partnerschaft für SAP und Apple vor allem über negative Meldungen hinwegtäuschen soll, schränkt Hille ein. Gerade bei Apple sorgten Meldungen wie sinkende Absatzzahlen des iPhones schnell für Unsicherheit und schlechte PR. Auch SAP müsse trotz vieler neuer Technologie-Releases viel tun, um das Image eines Innovationsführers wieder zu erlangen und zu stärken. "Da hilft eine medienwirksame Partnerschaft sicher, um die Diskussionen in eine andere Bahn zu lenken."

Anwender sollten Hille zufolge die SAP-Apple-Allianz nicht als Innovationspartnerschaft sehen. Die Weiterentwicklung der Produkte für die Mobile Customer Experience trage lediglich den steigenden Anforderungen der Anwender Rechnung. Ob sich zukünftig echte Disruptionen durch neue Anwendungsfälle ergeben, sei offen.

Dass bei SAP noch längst nicht alles reibungslos funktioniert, räumte auch McDermott auf der Sapphire-Bühne überraschend selbstkritisch ein. Der SAP-Chef berichtete von einem Treffen mit CIOs der 30 größten Unternehmen der Welt. Das Feedback, das er dort bekommen habe, sei nicht nur gut gewesen. McDermott wertete dies zwar als Signal, dass die Kunden in der Partnerschaft mit SAP engagiert seien. SAP müsse sich jedoch stärker um das Geschäft der eigenen Kunden kümmern. Empathie sei deshalb das Motto für die kommenden Monate, gab McDermott die Marschrichtung vor.

SAP muss seine Vision besser erklären

Aus Sicht von McDermott habe SAP schon vor Jahren eine komplette Vision rund um HANA, die Cloud sowie sein Business Network entwickelt und konsequent ausgebaut. Dafür gebe es Lob von Seiten der Kunden. Allerdings gelinge es offenbar nicht immer, diese Vision auch zu erklären, berichtete der SAP-Chef von Kritik. Gerade im Zusammenhang mit S/4 HANA sei es sehr schnell gegangen - vielleicht zu schnell, wie McDermott einräumte. SAP habe an dieser Stelle teilweise keinen guten Job gemacht, das Produkt gut zu erklären beziehungsweise die richtigen Meilensteine zu setzen. Hier brauche es eine klarere Roadmap. Als ersten Schritt kündigte McDermott ein Wertversprechen an - eine "Value Assurance". Gemeinsam mit den Dienstleistern Accenture, Capgemini, Deloitte, EY, IBM, PwC und Wipro sollen Kunden von der ersten Planung über Implementierung und Migration bis hin zur Organisation an die Hand genommen werden. So sollen Innovationsvorteile und bessere Geschäfte für die Kunden garantiert werden.

Wie sich diese Strategie auf die interne Organisation von SAP auswirken wird, ist noch nicht ganz klar. Mitte Mai kündigte McDermott auf der Hauptversammlung des Konzerns an, die Abläufe im Cloud- und Kerngeschäft effektiver zu gestalten. In Orlando nahm der SAP-Chef den Faden wieder auf und sprach von einer kulturellen Revolution, die er innerhalb von SAP anstoßen wolle, um die eigenen Kunden besser bedienen zu können.