Apple, Microsoft, IBM

SAP geht auf Partnersuche

01.06.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Kooperation ja - aber nicht exklusiv

Wohin diese Reise genau führt, ist derzeit nicht abzusehen. Für SAP bedeutet die Kooperation eine weitere Öffnung seiner in der Vergangenheit eher restriktiv gehandhabten Cloud-Politik. Zu Beginn basierte SAPs Strategie vor allem darauf, die eigenen Cloud-Lösungen auch aus eigenen Rechenzentren anzubieten. Das hat sich mittlerweile geändert. Über die Kooperation mit Microsoft erschließen sich die Softwerker aus dem Badischen einen wichtigen IaaS-Kosmos. Gerade für Unternehmenskunden, die bereits Office-Anwendungen aus der Azure-Cloud nutzen, dürfte die engere SAP-Einbindung interessant sein. Die Einstiegshürde, nun auch SAP-Anwendungen aus der Cloud zu verwenden, könnte damit niedriger werden.

Allerdings ist SAPs Cloud-Partnerschaft mit Microsoft nicht exklusiv. Der deutsche Softwarekonzern arbeitet auch mit Amazon Web Services (AWS), dem größten IaaS-Anbieter weltweit, eng zusammen. Dabei wurde zuletzt auch deutlich, dass der Kampf der Cloud-Provider um die lukrativen Unternehmenskunden heftiger werden dürfte. Postwendend zur Ankündigung der SAP-Microsoft-Partnerschaft veröffentlichte AWS eine Mitteilung, in der es hieß, "dass immer mehr AWS-Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen SAP-Applikationen in die AWS Cloud verlagern". Kunden könnten ganze Software-Stacks von SAP in der AWS Cloud starten und ihre eigenen Geschäfte darauf nahtlos laufen lassen. SAP habe verschiedene Lösungen für die Produktionsbereitstellung auf AWS verifiziert und zertifiziert, einschließlich S/4 HANA, SAP Business Suite on HANA, Business Warehouse on HANA, SAP HANA, SAP Business All-in-One, SAP Business One, SAP BusinessObjects, SAP Database and Mobile Solutions. Auch auf Office-Anwendungen müssten die Nutzer in der AWS-Cloud nicht verzichten. Mit Amazon WorkSpaces ließen sich virtuelle Desktop-Infrastrukturen konfigurieren, die unterschiedliche Lösungspakete aus Hard- und Software - unter anderem auch Microsoft Office - beinhalten.

Darüber hinaus hat Amazon neue Memory-optimierte X1-Instanzen aus seiner Elastic Compute Cloud (EC2) angekündigt, die speziell für den Betrieb von SAPs In-Memory-Datenbank HANA ausgelegt seien. Mit einem Volumen von bis zu 2 TB Arbeitsspeicher könnten diese Instanzen großvolumige Datenbestände und leistungshungrige Workloads abarbeiten, hieß es von Seiten des IaaS-Spezialisten. Damit biete AWS mehr Memory als jede andere derzeit im Markt verfügbare SAP-zertifizierte Cloud-Instanz, sagte Matt Garman, Vice President für EC2 bei AWS. "X1-Instanzen ändern die Spielregeln für SAP-Workloads in der Cloud."

Auch für Microsoft ist die Kooperation mit SAP nicht exklusiv. In Sachen Business-Software gibt es zudem auch Konkurrenz zwischen den Partnern. Beispielsweise hat Microsoft erst vor wenigen Wochen seine neueste Version der ERP-Lösung "Dynamics AX" zunächst für den Betrieb in der Azure-Cloud freigegeben. Auch das Mittelstands-ERP-Paket "Dynamics NAV" sowie die Kunden-Management-Lösung "Dynamics CRM" laufen in der Microsoft-Cloud. Neben Microsofts Business-Lösungen finden sich weitere SAP-Konkurrenten in der Azure-Cloud: Vor einem Jahr hat beispielsweise Cloud-ERP-Pionier Netsuite medienwirksam seinen Umzug von AWS nach Azure angekündigt. Vor gut zwei Jahren hatte branchenweit die Meldung für Aufsehen gesorgt, wonach Microsoft mit SAPs Erzrivalen Oracle in Sachen Cloud gemeinsame Sache machen wolle. Heute findet sich eine ganze Palette an Oracle-Softwarelösungen im Azure-Store - angefangen von der Datenbank über Linux-Systeme und den Web-Logic-Server bis hin zu Oracles Marketing-Tool Social Releationship Management (SRM) und dem Talent-Management-Werkzeug Taleo.