Apple, Microsoft, IBM

SAP geht auf Partnersuche

01.06.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Apple, Microsoft, IBM - der deutsche Softwarekonzern SAP sucht Kooperationen mit anderen Großen der Branche, um in Zukunftsmärkten wie Cloud und Mobile nicht den Anschluss zu verpassen. Auf der Kundenkonferenz Sapphire wurde medienwirksam das neue Cloud-Bündnis mit Microsoft inszeniert. Wenige Wochen zuvor hatte der Mobile-Pakt mit Apple für Schlagzeilen gesorgt. Die daraus resultierende bessere Integration der Produkte ist aber nur die eine Seite der Medaille. Wie SAP sein Portfolio in Zukunft sortieren will, sorgt auf Seiten der Kunden teilweise für Verwirrung.

SAP und Microsoft möchten ihre Zusammenarbeit weiter vertiefen. Das war die Topmeldung zum Auftakt von SAPs Kundenkonferenz Sapphire Mitte Mai in Orlando, Florida. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Das vereinfache die Integrationen von Microsoft Office 365 und den Cloud-Lösungen von SAP.

SAP will die Zusammenarbeit mit Microsoft und anderen großen Playern vertiefen.
SAP will die Zusammenarbeit mit Microsoft und anderen großen Playern vertiefen.
Foto: 360b - shutterstock.com

Microsoft wolle Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation bestmöglich unterstützen, beteuerte Microsofts CEO Satya Nadella auf der Sapphire-Bühne. "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte, die Unternehmen mit verbesserten Werkzeugen für die Zusammenarbeit ausstatten, um neue Erkenntnisse aus Daten zu gewinnen und eine hochskalierbare Cloud anzubieten, um zu wachsen und neue Geschäftschancen zu ergreifen", versprach der Microsoft-Chef den Kunden.

Auch SAP-CEO Bill-McDermott stellte den Anwendern mit der Cloud-Kooperation neue Möglichkeiten in Aussicht und verkaufte die mit Microsoft erzielte Kooperationsvereinbarung als Meilenstein: "Die IT-Branche wird durch bahnbrechende Partnerschaften geformt." Das gehe weit über die Grenzen traditioneller Plattformen und Anwendungen hinaus und setze eine neue Produktivität für Kunden frei. "SAP und Microsoft arbeiten zusammen, um Softwareanwendern ein Nutzungserlebnis zu ermöglichen, das durch einzigartigen Einblick, hohen Komfort und Agilität bestimmt ist", schwärmte der SAP-Vorstandssprecher. Die Zertifizierung der Microsoft-Azure-Infrastrukturdienste für SAP HANA zusammen mit der neuen Integration von Microsoft Office 365 und der Cloud-Lösung von SAP seien symbolisch für diesen Paradigmenwechsel für Unternehmen.

Im Zuge der Kooperation soll es eine zertifizierte SAP-HANA-Plattform für Entwicklung, Test und Produktivbetrieb, lauffähig auf Microsoft Azure, geben. Gleiches gelte für die neue Business-Software-Generation "SAP S/4 HANA". Die Azure-HANA-Plattformen könnten mit jedem beliebigen Public-Cloud-Anbieter betrieben werden, und das bei Instanzen von bis zu 3 Terabyte Arbeitsspeicher, hieß es. Im dritten Quartal 2016 soll es Kunden möglich sein, den Produktivbetrieb in SAP HANA mit den neuen Azure-Angeboten aufzusetzen. Eine begrenzte Vorschau für diese Produktivumgebung sei ab sofort erhältlich.

Darüber hinaus ist offensichtlich geplant, die Cloud-Lösungen beider Softwarekonzerne enger zu verzahnen. Demnach soll es eine engere Integration von Microsofts Office-365-Lösungen mit SAPs Cloud-Lösungen einschließlich Concur, SAP Fieldglass, SAP SuccessFactors und SAP Ariba geben. Diese Integration der Cloud-Welten von Microsoft und SAP werde ab Anfang des dritten Quartals 2016 zur Verfügung stehen.

Beide Firmenlenker von Microsoft und SAP betonten unisono, wie wichtig Partnerschaften zwischen den großen Technologieanbietern heute seien, um die Anforderungen der Kunden angehen und erfüllen zu können. Nadella sprach in diesem Zusammenhang davon, dass die Anbieter Plattformen bauen und Ökosysteme knüpfen müssten - beides seien Aspekte, die bei Microsoft seit jeher im Fokus der Firmenstrategie ständen. Der Wandel zum Plattform- und Ökosystem-Gedanken ist aus Nadellas Sicht insofern überlebenswichtig, als sich auch das Bild des Kunden in den zurückliegenden Jahren massiv verändert habe. "Unternehmen sind nicht mehr nur Konsumenten, sondern auch Produzenten von IT", stellte der Microsoft-CEO klar. "Das ist der große Unterschied." Vor diesem Hintergrund ändere sich auch der Umgang mit den Kunden. Nadella zufolge gehe es heute verstärkt darum, als IT-Anbieter eine klare Identität zu entwickeln. "Technologien kommen und gehen", sagte der CEO in Orlando. Wichtig dabei sei, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen und zu bewahren.

Microsoft und SAP denken über weitere gemeinsame Integrationsszenarien nach. Demnach will es SAP seinen Kunden ermöglichen, benutzerdefinierte, mobile und hybride SAP Fiori Apps für HTML5 auf der HANA-Cloud-Plattform mit einem offenen Standard-Plug-in-Framework zu erstellen und anzuwenden. Als Teil dieses Frameworks könnten Kunden Apps erstellen, aufsetzen und schützen, die mit "Microsoft Intune" verwaltet werden. Diese Integration werde den Anbietern zufolge voraussichtlich ebenfalls im dritten Quartal 2016 verfügbar sein.

Ob und wie die Portfolios von Microsoft und SAP in Zukunft noch weiter verzahnt werden sollen, ist derzeit nicht bekannt. Beide IT-Granden deuteten an, dass es durchaus weiteres Potenzial gebe, wollten jedoch noch keine Details preisgeben. Das sei erst der Anfang, waren sich Nadella und McDermott einig: "Wir stehen am Beginn einer gemeinsamen Reise."