Was BMW, Daimler, e.on, Telekom und Co. tun

Keine E-Mails während der Freizeit

28.06.2014
Von 
Daniela Hoffmann ist freie IT-Fachjournalistin in Berlin.

BMW: Vertrauen statt Regeln

Foto: BMW

Erst kürzlich hatte BMW in einer neuen Betriebsvereinbarung bekannt gegeben, dass Mitarbeiter an den deutschen Standorten "Mobilarbeit" in ihren Arbeitszeitkonten erfassen und abbummeln können. Zudem ging es dem Autobauer um das Recht auf Unerreichbarkeit. "Wir haben das Konzept ein Jahr zuvor in einem Pilotprojekt erprobt und die daran beteiligten 440 Mitarbeiter immer wieder befragt, welche Erfahrungen sie damit machen. 72 Prozent der Mitarbeiter gaben an, dass sie sich ausgeglichener fühlen und es besser schaffen, Arbeits- und Privatleben in Einklang zu bringen", sagt Jochen Frey, Personalsprecher bei BMW. Auch vor der aktuellen Initiative konnten in der Freizeit auf der Dienstreise oder im Home Office erbrachte Tätigkeiten abgerechnet werden. Allerdings mussten die Mitarbeiter dafür einmal pro Woche im Abteilungssekretariat die anzurechnenden Zeiten angeben.

Dieser Prozess wurde stark vereinfacht: Für die Umsetzung erweiterte man eine bestehende Schnittstelle an das SAP-System. Über das Intranet konnte im Mitarbeiterbereich bisher unter anderem schon Urlaub beantragt werden, nun lässt sich hier auch die zusätzliche Arbeitszeit eintragen. Die neue Vereinbarung gilt theoretisch für alle 79.000 BMW-Mitarbeiter, wird praktisch aber nur für die rund 35.000 Kräfte relevant, die tatsächlich mobil arbeiten, darunter hauptsächlich Mitarbeiter mit Bürotätigkeit.

Damit geht BMW einen anderen Weg als beispielsweise Volkswagen mit der E-Mail-Sperre. "Wir haben uns im Wesentlichen für Vertrauen und gegen starre Regeln entschieden, weil wir die Flexibilität erhalten wollen. Mobile Konzepte mit Smartphone und Laptop sind Grundlage für moderne Arbeitsmodelle, die vielen Mitarbeitern wichtig sind", erklärt Frey. Diese Vorteile würden zunichte gemacht, wenn ein starres Schema vorgegeben werde, bei dem zu bestimmten Zeiten keine Mail-Kommunikation mehr möglich sei.

"Flexibilität war uns sehr wichtig, gleichzeitig ist natürlich auch klar, dass Grenzen gezogen werden müssen, um sicherzustellen, dass es ausreichend Zeit für Erholung gibt", so Frey. Diese Grenzen sind in der Vereinbarung berücksichtigt, weil grundsätzlich klargestellt wurde, dass die Zeiten der mobilen Erreichbarkeit explizit mit den Vorgesetzen vereinbart werden. "Richtig erholen kann man sich nur dann, wenn man nicht das Gefühl hat, erreichbar sein zu müssen", meint auch Jochen Frey.

Den nötigen Dialog zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern sieht das Unternehmen als machbaren führungsorganisatorischen Aufwand. Die Vereinbarung sei gewünscht und nichts, was der Mitarbeiter durchsetzen müsse. BMW schule seine Führungskräfte ganz bewusst im Thema "gesundes Führen", dazu gehöre, dass sich Mitarbeiter und Chefs gut kennen und verstehen, berichtet Frey. "Es gibt unterschiedlichste Lebensentwürfe, das gilt nicht nur für die Generation Y. Dem wollen wir mit mobilen Arbeitsmöglichkeiten gerecht werden, um ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben", erklärt der Personalsprecher. Gerade im IT-Bereich, in dem die Nachwuchskräfte rar sind, seien solche flexiblen Modelle beliebt.