Karrierefrauen in der IT

Für Kinder und Kunden immer erreichbar

18.04.2013
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Teilzeit hat ihre Grenzen

Doch wie schaffen es Frauen auf der Karriereleiter nach oben? Zunächst einmal, indem sie über ihre eigenen Ziele nachdenken und diese formulieren. Auch Fragen, wie sich Familie und Beruf miteinander vereinbaren lassen, sollten dabei nicht ausgespart bleiben. Cundus-Vorstandsfrau Barbara Lix empfiehlt, nicht auf eine Karriere zugunsten der Familien zu verzichten. Gerade in der IT-Branche sei es kein Problem, eine Zeit lang Teilzeit und von zu Hause aus zu arbeiten. „Ich habe eine Tochter, und meine Arbeitgeber haben immer flexible Arbeitszeitmodelle unterstützt, ich konnte mich weiterentwickeln“, erinnerte sich Lix.

Patricia Neumann, Vice President bei IBM Deutschland, rät anderen Frauen, die eigenen „Wünsche zu artikulieren und zu lernen, mit Niederlagen umzugehen."
Patricia Neumann, Vice President bei IBM Deutschland, rät anderen Frauen, die eigenen „Wünsche zu artikulieren und zu lernen, mit Niederlagen umzugehen."
Foto: Privat

Doch die Diskutantinnen weckten keine übertriebenen Hoffnungen. „Es gibt Jobs, in denen Teilzeit nicht möglich ist“, sagte Victoria Ossadnik. Im Consulting gehörten viele Reisen einfach dazu, das lasse sich kaum ändern. Die Managerin empfiehlt, früh innerhalb des Unternehmens über Perspektiven zu sprechen, wenn das Reisepensum nicht mehr mit dem Familienleben vereinbar ist. Gerade mit den vielen technischen Möglichkeiten, die die Informationstechnologie biete, gebe es durchaus Alternativen, beispielsweise im Support. Dort sei es für Mitarbeiter möglich, einen Tag im Büro zu verbringen, und die restliche Woche von zu Hause aus zu arbeiten. „Der Job muss Spaß machen.“, betont Ossadnik. Auch Patricia Neumann hatte bei ihrem Arbeitgeber IBM verschiedene Aufgaben. „Ich bin neun Jahre lang viel international unterwegs gewesen. Mit meinen zwei kleinen Töchtern reise ich nur noch tagsüber." Ihrer Karriere schadete das nicht.

„Viele unterschätzen die Bereitschaft des Arbeitgebers, das Privatleben seiner Mitarbeiter zu akzeptieren.“, ermutigte Sabine Bendiek Frauen und Männer gleichermaßen, mit ihrem Arbeitgeber über solche Fragen zu sprechen. Permanente Präsenz am Arbeitsplatz sei längst nicht mehr allein ausschlaggebend. Gleichzeitig räumte die EMC-Chefin ein, dass verantwortungsvolle Führungsaufgaben viel Engagement und Zeit erfordern: „Wer viel Verantwortung hat, kann sein Handy nicht ganz abschalten.“ Einen „always-on-Schalter" gebe es durchaus. Mit einem halben Ohr seien Führungskräfte immer in der Firma.

Für Kunden immer erreichbar

Dass die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben dabei verschwimmen, dürfe einen nicht stören, betonten die Managerinnen. Schließlich übernähmen Führungskräfte Verantwortung für Menschen und das Unternehmen, was sich nicht abstellen lässt. „Wenn Kunden Probleme haben, muss ich erreichbar sein.“, daran ließ Microsoft-Managerin Ossadnik keinen Zweifel aufkommen. Die gleiche Verfügbarkeit räumt sie auch ihren Kindern ein. Rufen diese auf dem Mobiltelefon an, unterbricht Ossadnik auch ein Meeting, um mit ihnen zu sprechen. Barbara Lix geht sogar noch einen Schritt weiter: „Mein Beruf ist für mich Berufung.“, dagegen hält sie die viel diskutierte Work-Life-Balance für ein schwieriges Konstrukt.

Vera Meyer, Executive Vice President Global Operations bei Siemens Enterprise Communications: „Frauen sollten Netzwerke besser nutzen und sich austauschen."
Vera Meyer, Executive Vice President Global Operations bei Siemens Enterprise Communications: „Frauen sollten Netzwerke besser nutzen und sich austauschen."
Foto: Privat

Vera Meyer brachte als weiteren Baustein der Karriereförderung das Mentoren-Modell ins Spiel. Auch Kontakte innerhalb und außerhalb des Unternehmens helfen auf dem Weg nach oben. „Frauen sollten Netzwerke besser nutzen und sich austauschen.“, sagte die Siemens-Managerin. Dass Frauen hier noch Nachholbedarf haben, merkte Patricia Neumann an. Wichtig sei es, über alle Hierarchiestufen hinweg Kontakte zu knüpfen: „Beim Netzwerken sind Frauen einen Tick schlechter.“

Auch in Sachen Gehalt gibt es Aufholbedarf. Frauen verdienen in vielen Branchen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Sabine Bendiek empfahl, sich zu erkundigen, was unterschiedliche Unternehmen für vergleichbare Positionen zahlen: „Auch innerhalb der Firmen gibt es Bandbreiten beim Gehalt.“ Die EMC-Chefin riet davon ab, zu hoch zu pokern, da es noch andere „Mehrwerte“ als das Gehalt gebe. Auch Emotionen sollten bei Gehaltsverhandlungen außen vor bleiben: „Sehen Sie es als Austausch, hören Sie sich die Argumente der anderen Seite an, bleiben Sie ruhig und sachlich.“