Mobile Enterprise

Eine App für jedes Business

20.09.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Daran arbeiten die Softwarehersteller

Trotz aller technischen Komplexität und Unwägbarkeiten wittern die Softwareanbieter neue Geschäfte mit mobilen Business-Lösungen. Ihr Angebot soll weit über die bis dato etablierten mobilen Applikationen für Servicetechniker, Vertriebsmitarbeiter oder den Kundensupport hinausgehen. SAP will beispielsweise sämtlichen Mitarbeitern in Unternehmen Kleinstapplikationen anbieten, mit denen sie ihren Arbeitsalltag effizienter gestalten könnten, erläutert Thorsten Stephan, Leiter Solution Management für den Bereich Mobile Applikationen bei SAP. Als Beispiel nennt er Apps für mobile Zeiterfassung und Reisekostenabrechnung. SAPs Ambitionen reichen aber noch weiter. Apps sollen künftig den Kundenkontakt und damit die Geschäftsanbahnung erleichtern. Beispielsweise könnten laut Stephan Versicherungskunden, bevor sie ein Formular ausfüllen und per Post an ihren Versicherer schickten, die entsprechenden Daten auch über eine entsprechende App direkt in das System eingeben. Das sei effizient und senke die Fehleranfälligkeit, da Medienbrüche vermieden würden. Die Ziele, die sich der größte deutsche Softwarehersteller gesteckt hat, liegen hoch. Über eine Milliarde Nutzer will der Konzern so über kurz oder lang für seine Anwendungen gewinnen.

Mit den komplexen Business-Applikationen, die SAP in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat, haben die neuen mobilen Business-Apps allerdings nur wenig gemein. Die Herausforderung liegt Stephan zufolge darin, Geschäftsprozesse aus der Business-Suite nativ auf einer Vielzahl von mobilen Endgeräten zum Laufen zu bringen. Dabei sollen sich die jeweiligen Apps nahtlos in die entsprechenden Plattformen einpassen: "Wir wollen unseren Kunden auf dem iPhone die iPhone-User-Experience und auf dem Blackberry die Blackberry-User-Experience anbieten und keinem Anwender vorschreiben, welches Gerät er nutzen soll." Die Apps sollen, wie Nutzer das in den Stores gewohnt sind, schnell zu installieren, sofort zu nutzen und einfach zu bedienen sein.

SAPs Schaltzentrale ist die mit der Sybase-Akquisition übernommene Mobility-Plattform. Stephan verweist auf die darin enthaltene Middleware und das Geräte-Management. Aus seiner Sicht wird es auch in Zukunft leistungsstarke Management-Tools brauchen, um den mobilen Wildwuchs zu bändigen. Der SAP-Mann geht davon aus, dass der Markt von einer Vielzahl unterschiedlicher mobiler Plattformen und Endgeräte geprägt sein wird. Um diese Vielfalt zu beherrschen, vertrauen die Walldorfer auch auf ihre Partner. Zwar werde SAP selbst auch Geschäftsprozesse mobil anbieten, kündigte Stephan an, es wäre jedoch vermessen, an dieser Stelle alles selbst machen zu wollen. Der SAP-Manager verweist auf das offene Schnittstellenverzeichnis, auf das Entwickler zugreifen könnten. SAP hofft speziell im Smartphone-Bereich auf zahlreiche neue Partner, die wissen, wie man Apps iPhone- und Android-gemäß entwickelt. Stephan verspricht diesen Firmen Unterstützung. Die Entwickler sollten schnellstmöglich Kleinstapplikationen auf den Markt bringen können, ohne sich vorher umfänglich auf die SAP-Schnittstellen ausbilden lassen zu müssen. Der SAP-Manager stellt Pakete aus Standardschnittstellen für die einzelnen Plattformen sowie Software Development Kits (SDKs) in Aussicht.