Angesprochen auf seine Erfahrungen mit Personalberatern, schlüpft Henning Stams, IT-Manager Europe der Alcoa Global Business Services, gleich in zwei Rollen. "Als Kandidat wünsche ich mir von Personalberatungen mehr Transparenz. Man weiß nicht genau, welche persönlichen Informationen in den Datenbanken gespeichert sind und wie damit verfahren wird." Zweimal im Laufe seiner Karriere hat ihm ein Headhunter zu einer neuen attraktiven Aufgabe verholfen. Als IT-Manager mit Personalverantwortung ist Stams aber auch Auftraggeber von Headhuntern: "Mir ist wichtig, dass die Berater mich über den Stand eines Projektes informieren, ohne stets dazu motiviert werden zu müssen."
Hier lesen Sie …
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was Personaler und Bewerber von Headhuntern erwarten,
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über welche Arten Honorar für Personalberater diskutiert wird,
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dass Überheblichkeit Gift für die Personalwerbung ist.
Schwierige Kundenbeziehungen
Nachdem das Personalkarussell in der IT wieder in Bewegung geraten ist, gibt es auch für Personalberater alle Hände voll zu tun. Für Auftraggeber wie die Bayer Business Services GmbH in Leverkusen sind sie unverzichtbare Partner, weil Spezialisten für Netzwerkarchitekturen, Data Center und für die internationale Entwicklung von Systemen "außerordentlich schwer zu finden sind", sagt Uwe Holländer, für Personalwerbung zuständig.
Die COMPUTERWOCHE wollte es genau wissen: Mit welchen Erwartungen treten Unternehmen an Personalberater heran, welche negativen Erfahrungen belasten womöglich diesen Rekrutierungsweg, und wo sehen Auftraggeber wie Kandidaten konkrete Verbesserungschancen? (siehe Kasten: Studiensteckbrief)
Studiensteckbrief
Ende Juni und Anfang Juli befragte die COMPUTERWOCHE via Online-Fragebogen 3500 Personaler und 600 CIOs zum Thema Personalberatung. Von den Personalverantwortlichen beantworteten 277 den Fragebogen (davon 149 Teilnehmer komplett), von den IT-Chefs machten 98 mit (davon 62 komplett ausgefüllte Fragebögen). Die wissenschaftliche Betreuung hatte Christoph Beck, Professor an der Fachhochschule Koblenz und Direktor des Instituts für Personalmanagement und Arbeitsrecht.
Gemeinsam mit Christoph Beck, Professor für Human Resource-(HR-)Management im Fachbereich Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Koblenz und Direktor des Instituts für Personalmanagement und Arbeitsrecht, fühlte die CW Personalverantwortlichen und CIOs auf den Zahn (siehe Kasten: "Die wichtigsten Ergebnisse"). Zwei wichtige Ergebnisse der Online-Umfrage vorweg: In der Rolle des Bewerbers wünschen sich CIOs branchenerfahrene Headhunter, die auch fachlich auf Augenhöhe sind. Drei von vier Personalern, die ihrerseits neue Mitarbeiter suchen, halten es für angemessen, Berater erfolgsabhängig zu honorieren.
Wichtige Studienergebnisse
Was CIOs an Personalberatern kritisieren:
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Ein Fünftel der CIOs fühlt sich von Beratern schlecht unterrichtet, 40 Prozent dagegen gut.
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70 Prozent bemängeln, dass ihnen der Berater keine Hinweise und Tipps für die Jobsuche gibt.
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Fast ein Drittel beurteilen die Headhunter als "eher nicht kenntnisreich", aber immerhin 45 Prozent als "eher kenntnisreich", wenn es um die Frage nach der Beurteilung von CIO-Aufgaben geht.
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Ebenfalls fast ein Drittel vermisst eine "zügige und anstandslose Erstattung der Auslagen" und eine schnelle Rücksendung der Unterlagen.
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Wenig schmeichelhaft ist auch folgende Zahl: Rund 80 Prozent der Headhunter lassen den Kontakt zum Kandidaten abreißen, wenn keine Vermittlung zustande kommt. Fand die Vermittlung statt, halten 44 Prozent der Berater den Kontakt zum Studienbefragten.
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Und schließlich finden nur 13 Prozent, dass die Stelle "voll und ganz" dem entsprach, was der Headhunter und der künftige Arbeitgeber als Jobbeschreibung angaben. 60 Prozent sagten, "ja, überwiegend" und fast 15 Prozent "nein, eher nicht".
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Auch das Bemühen der Berater um die Passgenauigkeit der Kandidaten wurde honoriert. Über drei Viertel der Befragten sind damit zufrieden, lediglich fünf Prozent waren überhaupt nicht zufrieden.