Ex-Telekom-Personalvorstand Marion Schick

Wo Führung versagt, fängt Burnout an

12.07.2012
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Jederzeit erreichbar, und bald kann keiner mehr abschalten. Für Marion Schick, ehemals Personalvorstand der Deutschen Telekom, ist nicht die Technik schuld am Handy-Stress, sondern der Mensch. Genauer gesagt: Chefs, die keine Grenzen ziehen.

Marion Schick, Deutsche Telekom: "E-Mail-Terror und Handy-Stress? Die Schuldigen sind schon gefunden, die Technik ist es: Handystress und Smartphone-Terror bedrohen unser Wohlbefinden, machen uns mürbe und krank. Der permanente Erreichbarkeitswahn führt zu mentaler Erschöpfung – neudeutsch "Burnout". Ja, unsere modernen Kommunikationsmittel machen die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit durchlässiger.

Aber: Nicht die Möglichkeiten der Technik sind das Problem, sondern – wie immer – der Umgang damit in einer verantwortlichen Grundhaltung ist es. Übertragen auf die Beziehungen zwischen Chefs und Mitarbeitern heißt das: Wo Führung versagt, fängt Burnout (leichter) an.

Regelungen, die helfen, den vernünftigen Umgang mit Mails und Telefonaten im Unternehmen zu regeln, sind wichtig. Die Deutsche Telekom hat das als eines der ersten Unternehmen getan. Mitarbeiter können sich auf diese Regelungen berufen. Solche Vereinbarungen können aber nur flankierend wirken.

Chefs müssen erkennen, wenn sie Mitarbeiter überfordern

Was braucht es also für Fähigkeiten, Menschen durch die Verführungen der Allzeiterreichbarkeit zu führen? Erst einmal zu verstehen, dass man es mit erwachsenen Menschen zu tun hat, die man fordern kann und muss. Gleichzeitig für eine Kultur zu sorgen, in der Überforderung auch gesehen wird, durch den Mitarbeiter angesprochen werden kann und dann Abhilfe geschaffen wird.

Führung nach "Gutsherrenart" sollte ja längst auf dem Müllhaufen antiquierter Führungsstile vermodern, kommt in der betrieblichen Praxis aber immer wieder vor. Aber Achtung: Aus lauter Angst vor Überforderung der Mitarbeiter in das andere Extrem zu verfallen – also gar nicht viel zu fordern und möglichst wenig zu entscheiden – macht die Sache nicht besser. Auch das kann krank machen, weil Orientierung und Halt fehlt.