Projekt Save for Growth

Wie Gorriz die Daimler-IT agiler machen will

24.02.2015
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Bereit für die IT der drei Geschwindigkeiten

Daimler-CIO Gorriz will die Geschwindigkeit der IT von den langen Entwicklungszyklen der Fahrzeugindustrie lösen.
Daimler-CIO Gorriz will die Geschwindigkeit der IT von den langen Entwicklungszyklen der Fahrzeugindustrie lösen.
Foto: Daimler

Daneben müsse man die Strategie Save for Growth in einem größeren Zusammenhang sehen, betont Gorriz: Wenn man heute in die IT eines Unternehmens hineinschaut, sehe man die IT der drei Geschwindigkeiten. Da gebe es die Basissysteme, etwa Lohnbuchhaltung, Basislogistik, Personalverwaltung - Systeme, die 20 oder 30 Jahre mit leichten Änderungen bestehen blieben. Dann komme ein Zwischen-Layer und dann die Systeme an der Kundenfront, also etwa Mercedes Me.

Diese Systeme änderten sich im Monatsrhythmus, weil sie sich schnell an die Gegebenheiten, den Markt, die Prozesse, die Bedürfnisse der Kunden anpassen müssten. Ziel von Save for Growth sei es gewesen, die ganzen Dinge, die sich wenig drehen, möglichst kostengünstig zu bewältigen und die Energie in die Schnelldreher hineinstecken, bei denen man wirklich vor Ort agieren müsse.

So sei der Plan, dass Daimler neben dem Zentrum in Bangalore und in der Türkei - ein weiteres wird in Mexiko gebaut - auch wieder auf Fähigkeiten vor Ort setze, wo man unmittelbar programmieren könne. Die Rede sei von Scrum, so der Daimler-CIO, also agile Entwicklungsmethoden, wo Fachbereich und IT-Abteilung an einem Tisch sitzen, Ideen erzeugen und dann in vier oder drei Wochen umsetzen. "Das Ganze funktioniert aber nur mit Leuten, die tief in dem Thema drin sind", betont Gorriz, wobei man auch schon einen Weg gefunden habe, wie man hier Indien miteinbezieht.

Als Konsequenz werde sich auch in Deutschland die IT-Abteilung umschichten, hin zu mehr Architekturentwicklung auf der einen Seite, Stichwort Demand-Management, und dann eben Programmierer, die direkt Ideen umsetzen. Dazu müsse man sich aber auch von Sachen lösen, die kämen dann in die eigenen Offshore-Zentren. Es gehe hierbei aber nicht um die Aufteilung in Gut und Schlecht, hob Gorriz hervor, sondern um die Möglichkeit, abzuwägen: Was hab ich, was kann ich hier oder dort machen?

Agilisierung als nächstes Jahresziel

Als Konsequenz habe sich die Daimler-IT für 2015 und 2016 das Thema Agilisierung vorgenommen und es sei bereits im Führungskreis beschlossen worden, viele Aktionen zu starten, um agiler zu werden. Dabei "werde die Scrum-Entwicklung für uns ein Standardwerkzeug im Gesamtwerkzeugkasten, um eben diese Agilität zu ermöglichen", so der Daimler-CIO.

Auch Initiativen wie den unlängst in Bangalore abgehaltenen zweiten IT- Hackathon von Daimler, bei dem 31 Teams in 24 Stunden neue Ideen rund um das Thema Digital Life entwickelten, sieht Gorriz als Elemente, um die Kreativität der IT-Mitarbeiter anzuregen. Nebenbei tue Daimler damit etwas für sein Image als Arbeitgeber und trage mit dem Signal, dass gute Ideen auch umgesetzt werden, zu mehr Motivation bei.

Selbst wenn von den auf Hackathons entwickelten Projekten bislang noch nichts final umgesetzt wurde, hat Daimler im Portfolio bereits ein schönes Beispiel dafür, wie aus in kurzer Zeit entstandenen Ideen potenziell zukunftsträchtige Geschäftsmodelle entstehen können. So ist die zum Autobauer gehörende Mobilitätsplattform Moovel, die jetzt mit MyTaxi und Car2Go zusammengeführt wird, im Rahmen eines Startup-Weekends von der Pieke auf entstanden. Und wie Gorriz stolz verweist, sei es auch eben dieses Moovel-Team gewesen, das mit Hilfe von Scrum-Methoden Mercedes-Me im Backend entwickelt habe.