Infrastrukturdienste aus Bangalore
Als weiteren Punkt stellt die IT-Abteilung von Bangalore aus auch die Funktionstüchtigkeit der weltweiten Daimler-Infrastruktur sicher, angefangen von den Servern in den verschiedenen Standorten bis hin zur Erbringung von Client-Services wie die Integration von Blackberry- oder Mobile-Diensten, das Setup und die Portierung der Software auf die PCs sowie die Netzsicherheit. Unter anderem erfolgt die Antivirenüberwachung für die weltweit 140.000 PCs im Daimler-Konzern von Südindien aus. Auch die 5000 Server für das Portal Mercedes Me, Mittelpunkt von Daimlers Connected-Car-Initiative, werden von Bangalore aus betrieben.
Ähnlich wie Daimler im SAP-Bereich das Application Development lokal bei NTT Data ausgelagert hat, setzt der Konzern auch bei den Infrastruktur-Services teilweise auf Outsourcing. So übernimmt Infosys im Enterprise Operations Office in Bangalore den First-Level-Support, die Steuerung und Koordination des Dienstleisters erfolgen aber durch die Daimler-IT.
Überwiegend positive Erfahrung
Bis auf "kleine Dinge, die immer passieren können", bezeichnet Gorriz die Erfahrung mit der Verlagerung nach Indien als sehr gut. Man habe hochmotivierte Mitarbeiter vor Ort, die sich auch als Mercedes- oder Daimler-Mitarbeiter fühlten, und auch bei der Qualität habe die IT einen wirklichen Schritt nach oben gemacht, auch weil man mehr Leute einsetzen könne. Da nämlich, wo man in Deutschland aufgrund der Kostensituation am unteren Limit geblieben sei, erklärt der Daimler-CIO, "können wir hier noch zwei Leute drauflegen und sagen 'Jetzt machen wir es richtig'".
Für die IT-Mitarbeiter in Deutschland bedeute die Verlagerung, dass sie sich ihrer eigentlichen Arbeit widmen könnten, so Gorriz. Nämlich dem sogenannten Demand-Management, also mit den einzelnen Geschäftsbereichen und Positionen zu sprechen und deren Anforderungen aufzunehmen. Die Kollegen in Indien erledigten dagegen zunehmend die Arbeit der Programmierung, des Systemdesigns und letztendlich des Betriebs.
Während die Ausführung vorher fast ausschließlich von Lieferanten übernommen worden sei, habe Daimler jetzt das Knowhow wieder im Konzern, wenn auch in Indien, konstatiert Gorriz. Es gebe aber einen regen Austausch zwischen den Mitarbeitern, so dass das Knowhow auch in Stuttgart - wenn benötigt - bereitsteht. Als Beispiel verweist der Daimler-CIO auf ein technisches Upgrade bei einem Finanzsystem: Dieses werde zwar von Indien aus vorgenommen, mit bis zu 70 Mitarbeiter, die den Code durchgehen und alles auf das Neusystem packen. Diese kämen im Rahmen des Projekts natürlich auch nach Deutschland, arbeiteten drei oder vier Wochen mit und nähmen die Anforderungen auf, um sie dann später umzusetzen.
Nicht von der Hand zu weisen ist zudem, dass es auch in Bangalore regionale Vorteile gibt: Weil die indische Niederlassung von SAP nur zwei Kilometer entfernt sitzt, ist eine technische Evaluierung schon zu einem frühen Zeitpunkt möglich und muss nicht über Sindelfingen und Walldorf gehen. Auch etliche andere IT-Firmen sind im indischen Silicon Valley ansässig, die Niederlassung von IBM etwa befindet sich von MBRDI aus auf der anderen Straßenseite.