Elitäre Softwareschmieden waren gestern. Internationaler Wettbewerb und weltweiter Preisdruck verlangen vielmehr nach globalen Entwicklungsfabriken. Industrialisierung und Standardisierung treten an die Stelle von spezialisierten Einzellösungen. Es wird eng in der Produkt- und Systementwicklung: Rasant wachsende asiatische Anbieter verstärken den Preisdruck und machen auch für hiesige Hersteller Offshoring oder Nearshoring in Niedriglohnländern überlebenswichtig.
Der Bedarf an industrieller, klassischer Softwareentwicklung in Hochlohnländern wie Deutschland sinkt daher kontinuierlich. Damit ändert sich auch das Anforderungsprofil für Softwareentwickler. Nur wer sich auf die neuen Bedingungen einstellt, kann die Not zur Tugend machen. Denn nach wie vor meldet der Branchenverband Bitkom 60.000 offene IT-Stellen allein in Deutschland. Gesucht sind kundenorientierte Mitarbeiter mit starkem Fach- und Branchenwissen sowie der Fähigkeit, Gesamtlösungen zu entwerfen und umzusetzen.
Kaum noch lokale Großprojekte
Neben international anerkannten Zertifikaten werden auch örtliche sowie inhaltliche Flexibilität wichtiger. Denn große lokale Entwicklungsprojekte gehören der Vergangenheit an. Heute sind kleinere, oft sogar räumlich verteilte internationale Teams Realität. Die Lohnstruktur ist dabei in erster Linie durch Qualifikation und thematische Ausrichtung der Mitarbeiter bestimmt. Während Solution Designer und Referenzexperten im internationalen Vergleich sehr gut verdienen, fällt die klassische Entwicklung von Komponenten in den Niedrigkosten-Bereich.
"Vor allem die Systementwicklung für den Weltmarkt ist mittelfristig nur mit erheblichen Billiganteilen möglich. Es besteht jedoch nach wie vor ein genereller Mangel an Projekt-Managern, Solution Architects und Integrationsspezialisten für komplexe Kundenprojekte. Hier werden Leute gebraucht, die mit neuesten Methoden vertraut sind", berichtet Rolf Unterberger, Mitglied des Executive Managements bei Siemens IT Solutions and Services. Früher war er jahrelang Chef der Siemens-Softwareschmiede PSE. Der Bereich ging Anfang 2007 in Siemens IT Solutions and Services auf.