Ciscos Markteintritt zeigt Wirkung
Veränderungen deuten sich allerdings nicht nur in technischer Hinsicht an. Auch auf Anbieterseite erlebte der Markt im vergangenen Jahr und bis heute Umwälzungen.
Das erste nachhaltige Ereignis war Ciscos Eintritt in den Server-Markt. Zwar kann man heute noch nicht von nennenswerten Marktanteilen sprechen. Diese sind winzig. Cisco verfügt aber " über einen enormen Data-Center-Einfluss", sagt Gartner-Analyst Butler. Cisco habe sehr starke Partner im Hardwareumfeld. Hierzu ist beispielsweise ein veritabler Speicheranbieter wie EMC zu nennen. Zudem hat sich der Netzwerkanbieter einen "sehr guten Vertriebskanal" aufgebaut. Durch seine Netzlösungen in vielen Rechenzentren ist das Unternehmen darüber hinaus heute längst ein strategischer Partner. Butlers Fazit zu Ciscos Eintritt in den Server-Markt: "Das hat einen erheblichen Eindruck hinterlassen. Andere Anbieter müssen jetzt ihre Strategien überdenken und ihre Geschäftsbeziehungen möglicherweise neu gestalten."
- Ratgeber
Diese Schritte haben sich in der Praxis bewährt. - Schritt 1
Ziele und Strategien festlegen: Nicht immer stehen eine bessere Auslastung der IT und niedrigere Kosten ganz oben auf der Agenda. Vielen Unternehmen geht es schlicht darum, den IT-Wildwuchs einzudämmen. - Schritt 2
Quick-Wins mit einem schnellen Return on Investment (RoI) zuerst angehen. (Bild: Fotolia) - Schritt 3
Betriebsprozesse anpassen: Dieser Aspekt wird oft unterschätzt. Die Virtualisierung verändert etwa das Aufgabenfeld der Administratoren. (Bild: Messer Industriegase) - Schritt 4
Schulungen organisieren, Disziplin einfordern: Ohne ausreichendes Know-how und klare Regeln entsteht schnell ein Wildwuchs virtueller Maschinen. - Schritt 5
IST-Zustand analysieren: Eine genaue Bestandsaufnahme der vorhandenen IT-Komponenten sollte Grundlage jeder Server-Virtualisierung sein. (Bild: Fotolia) - Schritt 6
Workload Assesment und Sizing: Nicht nur die Server-Kapazität ist maßgeblich. IT-Manager müssen auch die Storage- und Netzwerk-Anforderungen im Auge behalten. - Schritt 7
Scale-up oder Scale-out? - Soll die Rechenlast auf einen großen oder viele kleine Server-Systeme verteilt werden ? - Schritt 9
Lizenzfragen klären: Das Management unterschiedlicher Lizenzmodelle kann in vitrualisierten Umgebungen sehr komplex werden. - Schritt 10
Altsysteme abschalten: Die Sparpotenziale der Virtualisierung lassen sich nur dann voll ausschöpfen, wenn alte IT-Systeme nach dem Projekt auch tatsächlich ausrangiert werden.
Dass Cisco im Server-Markt bisher keine nennenswerten Marktanteile besetzt hat, sei nicht von Bedeutung. Butler: "Cisco ist ein geduldiges Unternehmen. Die überstürzen nichts." Das erste Ziel des Herstellers sei es gewesen, zuverlässige Systeme anbieten zu können: "Sie wollten gar keinen schnellen Erfolg." Am Beispiel VoIP könne man Ciscos Strategie aufzeigen: Zehn Jahre habe es gedauert, um diesen Markt anzugehen. "Heute sind sie in diesem Produktsegment Marktführer."
Zugegebenermaßen habe es Cisco im VoIP-Markt mit "eher selbstzufriedenen Anbietern" zu tun gehabt, sagt der Gartner-Mann. Sich hier in die Führungsposition zu manövrieren sei nicht so schwer gewesen. Im Server-Markt sei das durch die Vorherrschaft von IBM, HP und Dell ganz anders. "Wenn Cisco hier auch nur unter die großen Drei kommen will, muss es einen sehr langen Weg zurücklegen."
Aber für Cisco ging es beim Einstieg in den Server-Markt 2009 auch nicht um eine Strategie für 2010. Ausrichtung und Produkte zielen darauf, wie sich der Markt im Jahr 2015 entwickelt haben wird. "Cisco wird Produkte entwickeln, von denen die Anwender heute noch gar keine Ahnung haben, dass sie sie einmal brauchen werden", so Butler.
Um mit seinen Servern in den Marktanteilsstatistiken sofort sichtbar zu werden, könnte Cisco den Weg des chinesischen Anbieters Lenovo wählen. Der katapultierte sich mit der Akquisition der PC-Sparte von IBM 2004 sofort in die Gartner- und IDC-Hitlisten. Welchen Server-Anbieter aber könnte Cisco kaufen? Einen kleineren Anbieter, der sich in vertikalen Märkten einen Namen gemacht hat? Das bringt nichts.
Wenn die Company unter Firmenchef John Chambers aus dem Stand ein weltweit führender Server-Anbieter werden wollte, blieben nur drei Hersteller übrig, die man kaufen könnte. Gartner-Mann Butler denkt laut nach: "Bei zweien darf man getrost davon ausgehen, dass dies absolut ausgeschlossen ist. Was den dritten betrifft, nun ja, wilde Spekulation." Nachdem allerdings die Margen im Standard-Server-Geschäft (also der x86-basierenden Maschinen) wie im PC-Segment nur sehr gering sind, könnte man sich fragen, ob etwa eine IBM interessiert daran sein könnte, sich auf die profitträchtigere Großrechner- und Unix-Boliden-Sparte zu konzentrieren. Doch wie sagte schon Butler: Wilde Spekulation.