Das Team sieht bereits erste Erfolge. Am Anfang gab es einige Herausforderungen in der individuellen Anpassung. Inzwischen werde den Entwicklern vor allem die Anfang 2020 ins Portfolio aufgenommene Lösung Direct Sales Pro aus den Händen gerissen. "Manche Vorhaben müssen wir zunächst ablehnen, weil wir nicht genügend Kapazitäten für eine sofortige Einführung haben", so Scarponi. In Taiwan, Großbritannien, Portugal und Spanien sei die Vertriebssoftware mittlerweile ausgerollt, in Deutschland gehe es jetzt los. "Wir haben Anfragen aus zehn weiteren Ländern", freut sich der CIO.
Vertriebsprozesse lassen sich nur begrenzt standardisieren
Wie geht die Vorwerk-IT mit den unterschiedlichen Vertriebsschwerpunkten und-prozessen in den Ländern um? "Anfänglich haben wir gesagt, wir erstellen ein Prozessmodell und das wird dann auf alle Länder übertragen", führt Scarponi aus. Doch dann habe sich gezeigt, dass sich im Vertrieb Prozesse nur begrenzt standardisieren ließen.
Die Entscheidung für SAP und die HANA-Plattform sei auch aus ökonomischen Gründen gefallen: Das Lizenzmodell sei attraktiv gewesen, außerdem investiere Vorwerk traditionell eher zurückhaltend in IT, mit 175 Mitarbeitern seien die Ressourcen vergleichsweise begrenzt. Man gehe daher lieber den Weg, Produkte von wenigen Anbietern möglichst breit zu nutzen, um Skaleneffekte zu erzielen.
"Wir sind mit unseren IT-Aktivitäten erfolgreich, weil wir uns entschieden haben, auf einen einzigen Software-Stack zu setzen. Unterm Strich, würde ich sagen, überwiegen die Vorteile gegenüber einer Best-of-Breed-Strategie", sagt der CIO. "Sicher setzen wir auch hin und wieder andere Produkte ein, aber am Ende nutzen wir einen Stack von 30 verschiedenen SAP-Produkten besonders intensiv. Er ist harmonisch und lässt sich einfach managen."
Sicherer IT-Betrieb, aber Mut zu Veränderungen
Für die globale Infrastruktur ist bei Vorwerk Eric Putschzuständig. Auch er weiß um die Bedeutung der SAP-basierenden Vertriebslösungen und verfolgt eine Infrastrukturstrategie, die diese unterstützt. "Als ich die Aufgabe vor zwei Jahren übernommen habe, war unsere IT klassisch geprägt. Wir hatten mit Cognizant einen Managed-Service-Provider für Endgeräte und Rechenzentren, alles eher statisch ausgelegt, mit dem Ziel, immer das Gleiche abzuspielen. Kernziel war operative Stabilität, also laufende Systeme möglichst wenig ändern. Kosten und Sicherheit standen im Vordergrund", berichtet Putsch.
Dann sei durch die Veränderungen an den Frontends vieles in Bewegung geraten, das Thema Cloud wurde wichtiger. "Eine meiner Kernaufgaben ist es, den Fachbereich in eine neue Phase zu überführen, also die eigenen Tugenden - einen sicheren und effizienten Betrieb - beizubehalten, dabei aber auch Mut zu Veränderungen zu zeigen. DevOps-Ansätze, agile Softwareentwicklung, das ist heute besonders wichtig."
Putsch legte Wert auf ein verändertes Mindset im IT-Betrieb: Die agile IT ist das neue Ziel. Der Single-Provider-Ansatz wurde an dieser Stelle durch einen Multi-Provider-Ansatz abgelöst. Cognizant betreut als strategischer Partner zwar weiter wichtige Aufgaben wie Modern Workplace, RZ-Betrieb, User Support und Application Management, doch für andere Themen greift Vorwerk auf eine Vielzahl an kleineren Partnern zurück.
5G-Experimente mit der Telekom
"Neben der Cloud ist das Thema Netzwerk für uns besonders wichtig", sagt Putsch. "Wir haben allein in Europa rund 600 Locations, in denen der Bandbreitenbedarf immens gestiegen ist." Teilweise gelte das auch für Regionen, in denen es keine vernünftige Breitbandversorgung gebe - hierzulande etwa in einigen Gegenden Norddeutschlands. Vorwerk arbeitet hier eng mit der Deutschen Telekom zusammen und experimentiert unter anderem mit 5G-Mobilfunknetzen.