Studie

Unternehmen unterschätzen Transformationsprojekte

18.08.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Was sind die Herausforderungen?

Zu schaffen macht den Verantwortlichen im Zuge ihrer Transformationsplanungen vor allem die damit verbundene Komplexität. Gut vier von zehn Befragten nannten diesen Punkt als größte Herausforderung. Insgesamt scheinen die Organisation und das Staffing derartiger Vorhaben keine leichten Aufgaben zu sein.

Transformationsvorhaben sind komplex.
Transformationsvorhaben sind komplex.
Foto: NTT Data / Natuvion

Im Ranking der größten Herausforderungen folgen fehlende Personalressourcen (37 Prozent), ein erhöhter Abstimmungsaufwand zwischen allen Beteiligten (30 Prozent) sowie das fehlende Transformations-Know-how der Mitarbeitenden und die Analyse der bestehenden IT-Landschaft und Daten mit jeweils 28 Prozent.

Dazu passen die Antworten auf die Frage, welche Schwierigkeiten die Verantwortlichen im Zuge der Umsetzung überrascht haben. Dabei wurde die fehlende Kompetenz der eigenen Mitarbeiter als eine der größten Überraschungen identifiziert. Des Weiteren wurden offenbar Probleme mit der Datenqualität und knappe Ressourcen sowie mangelnde Erfahrung im Management und der Organisation großer Projekte nicht in dem Umfang vorausgesehen, wie sie später im Rahmen des Transformationsprozesses auftauchten.

Im Projekt selbst wurden viele Betriebe vom fehlenden Know-how ihrer Mitarbeitenden überrascht.
Im Projekt selbst wurden viele Betriebe vom fehlenden Know-how ihrer Mitarbeitenden überrascht.
Foto: NTT Data / Natuvion

Die schlechte Datenqualität belegt in Deutschland mit 35 Prozent der Nennungen sogar mit Abstand den ersten Platz bei den unliebsamen Überraschungen. Das sei allerdings wenig verwunderlich, wenn man sich das Alter der Systeme vor der Transformation anschaue, heißt es in der Studie. Hier zeige sich, dass deutsche Betriebe am längsten an alten Systemen festhielten.

Angesichts dieser Ergebnisse kommen die Studienautoren zu der Erkenntnis, dass etliche Unternehmen ihr Transformationsprojekt wahrscheinlich unterschätzt haben. Beobachte man die Einschätzung einiger IT-Analysten, so dürfte sich das Thema Ressourcenknappheit und die daraus resultierenden Probleme weiter verschärfen, heißt es in der Studie.

Wie gelingt die digitale Transformation?

Aus einer technischen Perspektive bilden die Daten den Dreh- und Angelpunkt für ein Gelingen des Transformationsprozesses. Gut die Hälfte der Befragten bezeichneten die Prüfung der Datenqualität als wichtigen Faktor, weitere 42 Prozent die Steigerung der Datenqualität. Als weitere wichtige technische Maßnahmen wurden Analysen der Bestandssysteme (49 Prozent) sowie die Einrichtung von Testsystemen (39 Prozent) genannt. Diese Ergebnisse seien ein Beleg dafür, wie wichtig sogenannte "Housekeeping"-Projekte im Rahmen einer Transformation seien, schreiben die Studienautoren. Der Anschaffung neuer Software oder Hardware messen die befragten Unternehmen dagegen eine eher nachgeordnete Bedeutung zu.

Datenqualität prüfen und Bestandssysteme checken - das sind die wichtigsten technischen Maßnahmen im Vorfeld.
Datenqualität prüfen und Bestandssysteme checken - das sind die wichtigsten technischen Maßnahmen im Vorfeld.
Foto: NTT Data / Natuvion

Organisatorisch geht es aus Sicht der Unternehmen vor allem um den Aufbau neuer Kompetenzen, das Umsortieren von Verantwortlichkeiten und das Projektmanagement. Allerdings wird Change Management nur von 15 Prozent der befragten Betriebe als wichtige organisatorische Maßnahme im Transformationsprozess genannt. Das könnte auch daran liegen, dass Change Management oft als eine Art übergeordnete Strategie betrachtet wird, die viele der anderen Maßnahmen beinhaltet, heißt es im Studienbericht.

In der Organisation geht es vor allem darum, neue Kompetenzen aufzubauen.
In der Organisation geht es vor allem darum, neue Kompetenzen aufzubauen.
Foto: NTT Data / Natuvion

Die Umfrageergebnisse machen zudem deutlich, dass es keinen Königsweg für die Transformation gibt, der für alle Unternehmen passt. Es gibt unterschiedliche Pfade, die jeder für sich Vor- und Nachteile mit sich bringen, und auf die Anforderungen der Betriebe passen müssen. Ein Drittel der Befragten (32 Prozent) wählte eine Brownfield-Migrationsstrategie, bei der alle bestehenden Daten und Prozesse auf das neue System migriert werden. Unternehmen, die sich für diesen Weg entschieden, suchten in der Regel den schnellsten Weg für ihr Migrationsprojekt.

Was Sie über Change Management wissen müssen

Ein Greenfield-Ansatz, der einen kompletten Neuanfang auf der grünen Wiese vorsieht, wurde von 27 Prozent der Befragten bevorzugt. Etwa ein Fünftel der Befragten entschied sich für eine Kombination aus selektiver Datenmigration sowie Brownfield- oder Greenfield-Methode. Die verbleibenden 21 Prozent bevorzugten eine selektive Datenmigration, bei der nur ausgewählte Daten übertragen wurden.