Infrastruktur-Trends 2016

Unternehmen auf dem Weg zur Software-defined IT

12.01.2016
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Skalieren mit Servern von der Stange

Die Skalierbarkeit der IT-Systeme wird angesichts der zunehmenden Beschleunigung und Vernetzung der Geschäftsprozesse immer wichtiger für die Unternehmen. Dazu Carlo Velten: "Die Anforderung an sich ist natürlich nichts Neues. Was wir aber derzeit erleben, ist ein Wandel von der vertikalen zur horizontalen Skalierung. Dabei wird nicht die Leistung eines einzelnen Rechners gesteigert, sondern die Last wird auf mehrere parallel geschaltete Rechner verteilt. Und diese Entwicklung wird 2016 deutliche Fortschritte machen."

Ein Grund dafür ist die Möglichkeit, Server in der Cloud per Mausklick aufzusetzen. "Aber das funktioniert natürlich nicht mit monolithischen Anwendungen. Deshalb ist die Modularisierung der Software eine zentrale Voraussetzung, um Infrastructure as a Service (IaaS) sinnvoll nutzen zu können", so Velten. Und die Entwicklung geht weiter in Richtung Atomarisierung der Software: Mit Microservices, die sich dank neuer Container-Technologien wie Docker auf den unterschiedlichsten Plattformen ausführen lassen. Das wird die Nutzung von IaaS Velten zufolge mittel- bis langfristig enorm vorantreiben.

Derzeit allerdings ist IaaS in vielen Firmen noch kein großes Thema, meint Wolfgang Schwab: "Viele Unternehmen verfügen über hohe Server-Kapazitäten, die sie mit beträchtlichem Investment aufgebaut haben. Für sie ist IaaS derzeit nur für Einzelprojekte und Test-Szenarien ein Thema. Bei Ersatzinvestitionen wird IaaS aber durchaus ins Kalkül gezogen."

Infrastructure as Code

Die IT-Infrastruktur programmieren zu können, eröffnet Unternehmen ein bislang ungeahntes Maß an Flexibilität bei der Unterstützung ihrer Geschäftsprozesse mit IT. Das gilt nicht nur für die Bereitstellung der Services, sondern auch für Versionierung, Tests und Reproduktion. Das hat drastische Auswirkungen auf den Umgang mit Serverkapazitäten, wie Carlo Velten erklärt: "Folgt man bei der Planung der Infrastruktur und der Anwendungsentwicklung dem Konzept des "Immutable-Server" und lagert Daten, die auch nach der Lebenszeit eines Servers zur Verfügung stehen müssen - wie beispielsweise Datenbanken oder Log-Daten - einfach aus, wird der Server zum Recyclingprodukt. Er kann einfach abgeschaltet und anschließend für andere Zwecke verwendet werden - ganz automatisch."

Converged-Infrastructure wächst weiter

Das sprunghafte Wachstum von SAP-Hana hat es gezeigt: Der Markt für konvergente Infrastrukturen aus einer Hand ist da. Unternehmen wissen es zu schätzen, wenn sie sich mit der Komplexität der Infrastruktur nicht befassen müssen. Davon profitieren auch andere große Anbieter wie HP, Dell, IBM, Oracle oder Fujitsu, die im Verbund mit ihren Partnern schlüsselfertige Infrastrukturen für Unternehmen anbieten.

"Wenn man Converged-Infrastructure nutzt, sollte man das Konzept möglichst flächendeckend nutzen. Das scheidet jedoch in den meisten Unternehmen aus, weil sie eine bestehende Infrastruktur besitzen, die sie nicht von heute auf morgen komplett ablösen wollen. Und im Parallelbetrieb mit Standard-Hardware entstehen zusätzliche Kosten", so Wolfgang Schwab. Langfristig jedoch rentieren sich die Investitionen in Converged Infrastructure seiner Ansicht nach. So wird das Konzept 2016 wohl viele neue Freunde in deutschen Unternehmen gewinnen, vor allem als Lösung für komplexe Analyse-Aufgaben.