Egal ob Server, Storage oder Netze: Der einfachste und schnellste Weg zu neuen oder zusätzlichen Ressourcen liegt für viele Firmen bereits heute in der Cloud. Für Wolfgang Schwab, Lead Advisor Platforms & Infrastructure bei der Experton Group, ist dies die logische Folge der fortgeschrittenen Virtualisierung von Servern und Storage. "Bei den Netzen sind wir heute noch nicht so weit, doch auch hier wird die Virtualisierung weiter fortschreiten", sagt er.
Die Allgegenwärtigkeit des Cloud Computing ist so groß, dass der Berater und "InfoWorld"-Blogger David Linthicum vor kurzem vorschlug, den Begriff "Cloud" einfach durch Computing zu ersetzen. Ob diese Idee sich 2016 durchsetzen wird, darf angesichts der Popularität des Cloud-Begriffs und der dafür aufgewendeten Marketingausgaben allerdings bezweifelt werden.
Die Omnipräsenz der Cloud trägt ihren Teil dazu bei, die Grenzen zwischen den verschiedenen Bereichen der Infrastruktur zu verwischen. Denn, da ist sich Wolfgang Schwab sicher: "Die Administratoren haben erkannt, dass die herkömmliche Silo-Sichtweise, die Server, Storage und Netze getrennt behandelt, den Anforderungen durchgängiger Unternehmensabläufe nicht mehr gerecht wird."
Was die Unternehmen brauchen und auch 2016 zunehmend schaffen werden, ist ein integriertes Management sämtlicher internen und externen Infrastruktur-Komponenten. Das betont auch Carlo Velten, CEO der Crisp Research AG: "Die allermeisten Unternehmen werden auch in Zukunft nicht alle Infrastruktur-Services aus einer Hand beziehen, sondern aus einer wachsenden Zahl unterschiedlicher Quellen. Die damit verbundene Komplexität zu managen, wird 2016 und lange darüber hinaus eine der zentralen Herausforderungen für die IT bleiben."
Alles wird Software
Die Virtualisierung von Server-, Speicher-, und Netzwerk-Technologie läuft unabhängig voneinander und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Dennoch sind in allen drei Bereichen vergleichbare technologische Entwicklungen zu beobachten. Sie alle laufen darauf hinaus, dass die Intelligenz der Systeme zunehmend von der Hardware abstrahiert und in eine Software-Schicht ausgelagert wird, die auf Standard-Hardware ausgeführt wird. Die Folgen beschreibt Carlo Velten so: "Der Admin der Zukunft programmiert seine Infrastruktur. Dadurch lassen sich die benötigten Dienste automatisiert in Echtzeit gemäß den Anforderungen der Geschäftsprozesse bereitstellen, wenn sie gebraucht werden und wieder abschalten, wenn der Bedarf sinkt."
In der Praxis können jedoch viele Firmen heute noch gar nicht sagen, welche Prozesse wann welche Ressourcen benötigen. Damit fehlt ihnen die wichtigste Voraussetzung, um eine Software-definierte Infrastruktur zu betreiben. Aber auch auf der technischen Ebene sind noch längst nicht alle Bedingungen erfüllt. Wolfgang Schwab meint deshalb: "Im Detail wird man nicht alles mit Software erledigen können." So fehlt es in vielen Bereichen weiterhin an der nötigen Standardisierung der Komponenten. Anwender und Hersteller haben also 2016 alle Hände voll zu tun, um sich für die neuen Möglichkeiten und Herausforderungen Software-definierter Infrastruktur fit zu machen.