Als die Corona-Pandemie vor drei Jahren schlagartig Millionen Nutzer zwang, von Zuhause aus zu arbeiten, war Microsoft in einer sehr vorteilhaften Situation: Dank der Integration in das beliebte Office-365-Paket (heute Microsoft 365) hatten sehr viele Anwender die Videoconferencing- und Messaging-App Teams bereits kostenlos auf ihren Geräten installiert. Sie mussten daher nicht unbedingt nach einer anderen App suchen, geschweige denn Geld ausgeben, um die Kommunikation mit Kollegen, Partnern und Kunden trotz Homeoffice aufrecht zu erhalten.
Wettbewerbsvorteil gegenüber Slack & Co.
Das Nachsehen hatten Konkurrenten wie Slack, was 2020 zu einer Beschwerde bei den Kartellhütern der EU führte. Die damals noch nicht von Salesforce übernommenen Company befand, dass Microsofts Praxis, die beiden Dienste zu bündeln, wettbewerbswidrig sei und bat die EU, Microsoft zu zwingen, Teams getrennt von seiner Office-Software zu verkaufen.
Have you ever used MS Teams? People don’t choose it because it’s the better or more innovative option.
— Andrew (@CleverUSB) April 19, 2023
They choose it because it’s a available with a Microsoft 365 license and costs practically nothing compared to Slack.
Wie die Financial Times nun unter Berufung auf zwei mit der Entscheidung vertrauten Personen berichtet, ist Microsoft zu diesem Zugeständnis bereit, um eine offizielle Kartelluntersuchung durch EU-Regulierungsbehörden zu verhindern. Geplant sei, dass Unternehmen beim Erwerb von Office-Lizenzen dies mit oder ohne Teams tun können. Der Mechanismus sei dem Bericht zufolge aber unklar. Außerdem würden die Gespräche noch laufen und ein Abschluss sei nicht sicher.
Nichts als Ärger in Brüssel
Der Schritt ist Teil der Bemühungen von Microsoft, die erste kartellrechtliche Untersuchung seit mehr als zehn Jahren zu vermeiden, nachdem Rechtsstreitigkeiten mit der EU-Kommission in der Vergangenheit nicht gerade gut für Microsoft endeten. Im Jahr 2004 zahlte das Unternehmen eine Strafe in Höhe von 611 Millionen Dollar, nachdem es für schuldig befunden wurde, illegal Media-Player-Software mit Windows XP gebündelt zu haben.
Branchenbeobachter werden sich auch an den Fall im Jahr 2008 erinnern, als die Kommission Microsoft vorwarf, seine marktbeherrschende Stellung durch die Bündelung des Internet Explorer mit dem Windows-Betriebssystem auszunutzen. Das Unternehmen einigte sich mit der Kommission und bot den Nutzern eine Auswahl an Browsern an. 2013 verhängte die EU jedoch eine Geldstrafe in Höhe von 561 Millionen Euro, weil Microsoft sein Versprechen nicht eingehalten hatte.