Google und Co.

Traumarbeitgeber der Young Professionals

03.11.2012
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Strahlen Unternehmen Erfolg aus, haben sie mit ihrem Image als Arbeitgeber meist kein Problem. Denn junge Informatiker lassen sich eher von attraktiven Produkten anziehen als von einem hohen Personalbedarf.

Seit Jahren dominiert Google die Rankings der beliebtesten IT-Arbeitgeber, so auch die jüngste Auswertung der Berliner Beratung Trendence: Mehr als jeder Vierte der befragten Young Professionals mit Informatikstudium will beim Internet-Konzern arbeiten. Erst mit Abstand folgen BMW, IBM, Apple und SAP. Die Attraktivität als IT-Arbeitgeber speist sich nicht daraus, ob ein Unternehmen Informatiker im großen Stil sucht. Google Deutschland hat derzeit gerade neun offene Positionen mit IT-Bezug zu vergeben, mit iPhone-Produzent Apple landete gar ein Unternehmen auf dem vierten Platz, das hierzulande in erster Linie Vertriebsjobs anbietet.

Ein Job bei Google und Co. ist für viele Young Professionals wie ein Hauptgewinn in der Tombola.
Ein Job bei Google und Co. ist für viele Young Professionals wie ein Hauptgewinn in der Tombola.
Foto: JaninaDierks_Fotolia.com

Attraktive Produkte ziehen den IT-Nachwuchs an: Unter den Top 20 sind mit BMW, Audi, Porsche, Volkswagen und Daimler alle deutschen Autohersteller vertreten. Auch Softwarefirmen mit großer Marktmacht wie IBM, SAP oder Microsoft haben gute Karten. Das Wichtigste für Young Professionals sind laut Trendence-Umfrage attraktive Aufgaben. Und diese hoffen sie in großen Unternehmen mit bekannten Produkten zu finden. Auch die Wertschätzung der Mitarbeiter liegt ihnen am Herzen, Prestige und Status, wie ihn ein Dienstwagen herausstellen würde, spielen nur eine untergeordnete Rolle. Doch wie finden Traumarbeitgeber ihre Kandidaten? Was erwartet Informatiker bei Google, BMW, SAP, der Fraunhofer- Gesellschaft und der Deutschen Telekom? Die COMPUTERWOCHE hat Personalverantwortliche gefragt.

Google: Vier Auswahlinterviews

Frank Kohl-Boas, Google: "Agile Bewerber, die sich schnell in Neues hineindenken können und auch bereit sind, Wissen schnell zu teilen, sind schwer zu finden."
Frank Kohl-Boas, Google: "Agile Bewerber, die sich schnell in Neues hineindenken können und auch bereit sind, Wissen schnell zu teilen, sind schwer zu finden."
Foto: Google

Die Begeisterung für Google ist ungebrochen unter Informatikstudenten wie unter Informatikern mit erster Berufserfahrung. Liegt es an den Bildern von bunten Büros mit Rutschen oder Gondeln, am Gratis-Essen oder doch an den allgegenwärtigen Produkten und Services, die jeder nutzt? Fakt ist, dass der Internet-Konzern, der weltweit 34.000 Mitarbeiter beschäftigt, klassische Suchinstrumente wie Image- oder Stellenanzeigen in Jobbörsen gar nicht braucht. Google veröffentlicht seine offenen Positionen ausschließlich auf der eigenen Website. Darüber sowie durch Empfehlungen von Mitarbeitern und von ehemaligen Praktikanten bekommt Google so viele Bewerbungen, dass sich Frank Kohl-Boas über deren Anzahl nicht beschweren kann. Dennoch findet der Personalchef von Google in den deutschsprachigen und nordeuropäischen Ländern, dass sich immer noch zu wenige für ein Informatikstudium entscheiden: "Auch wir spüren den Fachkräftemangel in der IT durchaus. Die Suche nach Informatikern und Ingenieuren wird nicht durch fehlende Fachkenntnisse schwer. Schwieriger zu finden sind agile Bewerber, die sich schnell in Neues hineindenken können und auch bereit sind, Wissen schnell zu teilen."

Die Anforderungen von Google an die Kandidaten sind hoch, das zeigt das Auswahlverfahren mit vier persönlichen Interviews, früher waren es sogar acht Gesprächsrunden. Genommen wird nur der Kandidat, der alle Interviewer überzeugen konnte, Kohl-Boas spricht vom konsensbasierten Recruiting: "Wir erwarten, dass sich Bewerber mit dem Unternehmen, seinen Produkten und dem Geschäftsmodell auseinandergesetzt haben und Ingenieure sich zum Beispiel mit der Google-Infrastruktur und der ,Engineering Culture` befassen."

Kandidaten, welche die Hürden überwunden haben, erwarten laut Kohl-Boas ein dynamisches Umfeld, viele Freiräume, um mitzugestalten, eine interessante Bezahlung und die Arbeit an Produkten, die jeder kennt. Vor allem Letzteres ziehe Informatiker an. "Klassische hierarchische Statussymbole wie Firmenwagen gibt es bei uns nicht", sagt der Google-Manager. "Unsere Büros liegen zentrumsnah und sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Andere Dinge wie ökologisches Essen oder Fitnessangebote sind uns wichtiger." Letztere gibt es erst seit Kurzem, auch um dem Phänomen "Google 7" etwas entgegenzusetzen. Dahinter verbergen sich sieben Pfund beziehungsweise in manchen Fällen auch sieben Kilo, die so mancher neue Mitarbeiter nach einer gewissen Zeit mehr auf den Hüften hat.