Der Umzug von Millionen Mitarbeitern aus den Büros ins Home Office hat gut geklappt - wie selbst skeptische Manager rückblickend einräumen. Vielerorts hat die Produktivität kaum gelitten. Tools wie Slack, Zoom, und Microsoft Teams sorgten dafür, dass die interne und externe Kommunikation und Zusammenarbeit mit Kollegen, Kunden und Partnern reibungslos funktioniert.
Doch die Angestellten nun dauerhaft ins Home Office zu schicken und damit eine neue Ära des Arbeitens einzuläuten, wäre voreilig. Experten fordern, die Folgen einer verteilten Arbeitsweise und -organisation erst einmal genau zu beobachten. Auch Softwarehersteller mahnen ihre Kunden, dass es zu kurz greife, die Mitarbeiter ins Heimbüro zu stecken und dort mit digitalen Produktivitätswerkzeugen auszustatten.
Microsoft-CEO Satya Nadella sprach anlässlich der Business- und Entwicklerkonferenz Ignite von einer "krassen Situation" in vielen Unternehmen. Die Verantwortlichen in den Betrieben müssten ein Auge darauf haben, wie sich das Gleichgewicht zwischen Produktivität und Wohlbefinden bei ihren Mitarbeitern entwickle. "In einer Welt, in der man sich leicht isoliert fühlen kann, müssen Organisationen ihre Mitarbeiter mit den Mitteln ausstatten, die es ihnen ermöglichen, sich zu konzentrieren, gesund zu bleiben und die sozialen Kontakte nicht zu verlieren", sagte der Microsoft-Chef.
Burnout-Gefühle im Home Office
Um zu belegen, wie wichtig das sei, berief sich Nadella auf Untersuchungen von Microsoft. Denen zufolge leidet jeder dritte Beschäftigte im Home Office darunter, dass sich Arbeits- und Privatleben zu stark vermengen. Drei von zehn Heimarbeitern geben sogar an, dass sich in der Folge der Pandemie ein Burnout-Gefühl am Arbeitsplatz eingestellt habe.
Nadella räumte ein, dass die intensivere Arbeit im virtuellen Raum mit Kollaboration-Tools zu einer höheren Belastung führe. "Die Müdigkeit bei Videomeetings ist real", konstatierte der Manager. "Videomeetings zwingen unsere Gehirne, sich stärker zu konzentrieren und eine höhere kognitive Leistung zu erbringen."
Angesichts dieser Entwicklungen kündigte der Softwarekonzern an, neue Funktionen in Teams zu integrieren, die dabei helfen sollen, auch einmal beiseite zu treten und sich zu entspannen. Nadella sprach von einem "virtuellen Pendeln" als notwendige Struktur, um Produktivität, aber auch das Wohlbefinden der Homeoffice-Worker zu sichern.
Auszeit für Meditation
Dafür kooperiert Microsoft mit dem Unternehmen Headspace, einem App-Anbieter, der Nutzer an die Hand nimmt, um für eine bessere Selbstwahrnehmung und mehr Achtsamkeit gegenüber der eigenen Person zu sorgen. Meditation habe nicht nur mit Entspannung zu tun, sondern auch viel mit Klarheit, sagte Andy Puddicombe, Mitbegründer von Headspace. Sie könne helfen, sich am Arbeitsplatz weniger gestresst zu fühlen und gleichzeitig konstruktiver, produktiver und kreativer zu sein.
Die Ausrede, keine Zeit für Meditation zu haben, will Puddicombe nicht gelten lassen. Es reichten bereits wenige Minuten Entspannung am Tag aus. Schon allein sein Mittags-Sandwich bewusst zu essen, ohne dabei parallel E-Mails zu beantworten, könne für mehr Ruhe und Klarheit sorgen, rät der ehemalige buddhistische Mönch.
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Die neuen Funktionen sollen nach und nach im ersten Halbjahr 2021 in Teams integriert werden, kündigte Jahred Spataro, Corporate Vice President für den Bereich Microsoft 365, auf der Ignite an. Erste Untersuchungen hätten gezeigt, dass Nutzer, die bewusst Entspannungsphasen über ihre Tools einplanten, deutlich weniger Burnout- und Stressgefühle entwickelten, behauptete der Manager.
Schon im Oktober will Microsoft damit beginnen Funktionen in Teams einzubauen, die Managern, Führungskräften und sonstigen Nutzern tiefere Einblicke in das eigene Verhalten geben sollen. Dabei soll es aber nicht nur darum gehen, Produktivität und Effizienz zu messen, um die Arbeit in Team entsprechend anzupassen und zu optimieren. Anhand der Analysen sollen Anwender beispielsweise Empfehlungen bekommen, wie sie ihren Arbeitstag in Teams besser strukturieren können, kündigte Spataro an. Dazu gehöre auch Pausen einzuplanen und das Tool irgendwann einfach abzuschalten. Über Abfragen zum persönlichen Wohlbefinden könnten Nutzer auch über einen längeren Zeitraum beobachten, ob sich ihre Arbeitszufriedenheit ändert.