Docker schürt Kubernetes-as-a-Service-Träume
Erst vor wenigen Tagen landete der auf Kubernetes- und OpenStack-Entwicklung spezialisierte Anbieter Mirantis einen Coup: Die Kalifornier kauften die gesamte Enterprise-Plattformtechnik des Containerpioniers Docker für einen nicht bezifferten Betrag. Die in Großunternehmen recht weit verbreitete "Docker Enterprise Platform" soll Mirantis helfen, sein Ziel eines "Kubernetes-as-a-Service"-Angebots zu realisieren.
Man wolle Entwicklern in jeder Cloud- und On-premise-Umgebung eine konsistente Programmier-Erfahrung bieten, hieß es in einer Mitteilung. Docker Enterprise sei derzeit die einzige Plattform, mit der Entwickler nahtlos lauffähige Anwendungen für Public- und Hybrid-Cloud-Umgebungen sowie für Edge Devices umsetzen könnten.
"Die Mitarbeiter von Docker Enterprise gehören zu den besten Cloud-Native-Experten der Welt", freute sich Mirantis-CEO Adrian Ionel. Rund 300 Docker-Mitarbeiter werden zu Mirantis wechseln, außerdem alle Unternehmenskunden und Partner. Docker hat angekündigt, seinen Chief Product Officer Scott Johnston zum neuen CEO zu machen. Rob Bearden, der erst im Mai von Hortonworks gekommen war um diese Position zu besetzen, wird das Unternehmen wieder verlassen.
PayPal nascht am Honig
Noch ganz frisch ist PayPals Ankündigung, die erst 2012 gegründete Honey Science Corp. für stolze vier Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Honey bietet ein Add-in für die wichtigsten Browser an, mit dem inzwischen rund 17 Millionen Konsumenten im Monat Schnäppchen bei bestimmten Einzelhändlern - derzeit sind es zirka 30.000 - machen können. Als Zahlungsdienstleister gewinnt PayPal damit jede Menge Kundendaten und einen zusätzlichen Service, der Handel und Konsumenten an die Plattform binden dürfte.
"Honey ist eine der innovativsten Akquisitionen in der Geschichte von PayPal", sagte Dan Schulman, Präsident und CEO von PayPal. "Die Kombination der komplementären Verbraucherprodukte von Honey mit unserer Plattform wird unsere Fähigkeit, das Customer Engagement zu verbessern und eine bedeutendere Rolle im täglichen Leben unserer Kunden zu spielen, erheblich verbessern". Die Honey-Mitgründer George Ruan und Ryan Hudson werden ebenso wie 350 weitere Mitarbeiter im Rahmen des Mergers zu PayPal stoßen.
Salesforce - was nichts kostet, ist nichts wert
Besonders tief griff Salesforce in die Tasche und machte im Rahmen eines Aktientauschs stolze 15,7 Milliarden Dollar für den Analytics-Konzern Tableau locker. Das Unternehmen ist auf Datenvisualisierung und "Self-Service-Analytics" spezialisiert. Es hat seit seiner Gründung im Jahr 2003 enormes Wachstum gezeigt. "Wir bringen die Nummer eins im CRM-Markt mit der Nummer eins im Analytics-Geschäft zusammen", sagte Salesforce-Chef Marc Benioff.
Weitere 1,35 Milliarden Dollar überwies sein Unternehmen für ClickSoftware, einen Anbieter, mit dessen Lösungen Unternehmen ihre mobilen Arbeitskräfte organisieren und gezielt einsetzen können. Die Software soll die Service-Cloud des CRM-Spezialisten aufwerten und Innovationen im Kundenservice ermöglichen (Lesen Sie auch, wie Tableau in die Salesforce-Familie passt).
ServiceNow will wissen, was die Kunden tun
ServiceNow übernahm die "In-App Mobile Analytics Platform" von Appsee. Der Deal umfasst das geistige Eigentum von Appsee und die Mitarbeiter, nicht aber die Kunden des israelischen Startups. Der Preis wurde nicht genannt. Mit der Technologie von Appsee können Entwickler das Anwendungsverhalten von Softwarenutzern tracken und sehen, was bei der Bedienung richtig oder falsch läuft. Diese Funktion will ServiceNow in seine Now-Plattform einbauen, so dass deren Nutzer beobachten können, wir ihre Anwendungen und Portale bei Endbenutzern ankommen und wo Verbesserungsbedarf besteht.
Auf seiner Kundenkonferenz Knowledge 2019 in Las Vegas hatte das Unternehmen mit "Now Mobile" Werkzeuge angekündigt, die Mitarbeitern von Unternehmen diverse Services - zum Beispiel die Bestellung eines Laptops oder das Onboarding neuer Mitarbeiter - auf mobilen Endgeräten ermöglichen sollen. Appsee liefert die Technologie, mit der solche Abläufe für mobile Endgeräte optimiert werden können.
Splunk: Anwendungs-Lifecycle im Blick
Einen Milliardendeal brachte auch Splunk unter Dach und Fach: Der Spezialist für die Auswertung von Logdaten und das Monitoring von IT-Umgebungen hat für 1,05 Milliarden Dollar SignalFx erworben, einen Spezialisten für das Monitoring von Cloud- und Container-basierten Anwendungsinfrastrukturen. Mit dem "Kubernetes Navigator" bietet SignalFX beispielsweise eine Realtime-Überwachung von Kubernetes-Umgebungen, die DevOps-Teams helfen soll, Fehler schnell zu entdecken und zu beseitigen.
"Daten befeuern das Business", sagte Splunk-Chef Doug Merritt. Mit der Akquisition von SignalFx bringe sich Splunk in eine bessere Situation, wenn es darum gehe, den gesamten Anwendungs-Lifecycle im Unternehmen mit einer einzigen Plattform zu überwachen.
- Dr. Christoph Hönscheid, NTT Security
„Erfolgreich ist, wer eine Gesamtstrategie zum Schutz vertraulicher Daten hat. Natürlich ist die EU-Datenschutzgrundverordnung eine unvermeidbare Herausforderung, der sich Unternehmen stellen müssen. Sie kann ein wichtiger Impuls sein, um beim Datenschutz wirklich zu handeln. Klug ist es aber, über Compliance und Regulatorik hinaus zu schauen. Ein Gesamtkonzept sollte erstens gesetzliche Vorgaben, zweitens Verpflichtungen gegenüber Partnern und drittens die ureigenen Interessen des Unternehmens, sein digitales Eigentum zu schützen, im Blick haben. Nur so entsteht eine tragfähige Grundlage, um entsprechende Technologien einzusetzen. Dazu gehören DLP, eine dateibasierte Verschlüsselung wie Digital Rights Management oder auch Tokenisierung. Eine Datenklassifizierung, die über diese Schutzmechanismen letztendlich die Entscheidung trägt, muss ein tragender Pfeiler in diesem Gesamtkonzept sein.“ - Christian Nern, KPMG
„Grundsätzlich existieren technische Lösungen oder BI-Lösungen um herauszufinden, wo der größte Schutzbedarf in Unternehmen besteht. Am wichtigsten ist aber, dass die Mitarbeiter aus den Fachbereichen nicht nur geschult werden, sondern auch wissen, was genau sie mit den Daten machen dürfen. Dies erreicht man viel besser über den Austausch über richtige oder falsche Verhaltensweisen beziehungsweise durch Beispielszenarien oder fachspezifische Templates. Auf diese Weise kommt man sukzessive in eine Qualitäts- beziehungsweise Sicherheitskultur, die jedes Unternehmen für Security by Design benötigt, um KI zielgerichtet anzuwenden.“ - Marisa Parrilla, Horn & Company
„Der kulturelle Aspekt muss über die Data Governance hinaus gehen und auch ethische Aspekte berücksichtigen. Denn nicht alles, was man laut DSGVO darf, sollte ein Unternehmen auch tun. Data Protection hat viel mit Vertrauen zu tun und man muß keine Angst haben, diese Transparenz auch nach außen zu schaffen. Vielmehr müssen Unternehmen beide Aspekte in eine Datenstrategie und somit einer Gesamtstrategie integrieren, um so langfristig Wettbewerbsvorteile aus den Daten zu erzielen.“ - Dr. Jean-Michel Lourier, Lufthansa Industry Solutions
„Bei Datenschutz muss man zwei Dinge unterscheiden: Security und Privacy. Während man beim ersten gut aufgestellt ist, herrscht bei letzteren bei vielen noch sehr große Unsicherheit. Durch die Schwammigkeit der DSGVO weiß man oft nicht genau wie weit man gehen muss, um wirklich compliant zu sein – und das ist das Problem. Das führt dazu, dass man immer versucht, auf der sicheren Seite zu sein, wodurch man sich viele Chancen für Data Analytics entgehen lässt.“ - Stefan Zsegora, Telefónica Germany NEXT
„Wenn zehn Data Scientists gleichzeitig beim Datenschützer nachfragen, ob das was sie tun ok ist, dauert es vermutlich zwei Jahre, bis das geklärt ist. Von daher braucht es zum einen eine Umgebung, in der der Data Scientist eine Use-Case-unabhängige Rechtssicherheit hat. Dafür haben wir zum Beispiel eine spezielle Anonymisierungsplattform entwickelt, die genau diese Sicherheit gibt. Zum anderen braucht es Zertifizierungsstellen, die für jeden transparent bescheinigen, dass das, was mit den Daten gemacht wird, rechtlich in Ordnung ist. Denn gerade im Kundengeschäft hat man keine Chance, wenn da auch nur ein Hauch von Schabernack in der Luft liegt.“ - Dominik Koch, Teradata
„Data Analytics und Data Protection schließen sich nicht aus, sondern gehen immer Hand in Hand. Data Scientists müssen sich daher unbedingt mit den allgemeinen und branchenspezifischen Richtlinien für Datenschutz und Datensicherheit auskennen. Um zu wissen, mit welchen Daten sie arbeiten dürfen und mit welchen nicht, müssen sie entsprechend geschult sein. Dafür müssen sie eng mit IT-Security-Spezialisten zusammenarbeiten und in komplexen Fällen auf deren Knowhow zurückgreifen können.“