Bereits vor mehr als einem Jahr hatte Cisco auf der WebexOne 2021 erstmals die 3D-Videoconferencing-Lösung WebEx Hologram vorgestellt und damit demonstriert, dass hybrides Arbeiten in Zukunft nicht mehr auf Flachbildschirme, die gemeinsame Nutzung von Folien und Videokonferenzen beschränkt sein wird. Das Grundprinzip: Ein mit einem Set von 12 Kameras ausgestattetes Gerät, das Hologram Capture Device, erfasst das Bild des Nutzers in 3D und überträgt es dann an den remote zugeschalteten Kollegen, der ein AR/MR/VR-Headset wie Microsofts Hololens oder Magic Leap trägt. Die zugrundeliegende Technologie ist allerdings etwas komplexer.
3D-Effekt via Lichtfeld-Technologie
Der Grund dafür, dass sich Hologramme - obwohl schon seit Jahrzehnten wohlbekannt - nicht längst als Collaboration-Tool etabliert haben, ist ganz einfach, erklärt Cisco-CTO und Autor des Blog-Eintrags Cullen Jennings: Sie sind ziemlich schwer umzusetzen. Von den verschiedenen Ansätzen, um Hologramme zu realisieren, etwa über Textur-Map-Polygone oder Punktwolken, hätten sich die Cisco-Ingenieure für den weniger bekannten und schwierigsten Weg entschieden, weil er das realistischste und lebensechteste Resultat liefert, nämlich die Lichtfeld-Technologie.
Grundlage der Lichtfeld-Technologie ist, dass durch die je nach Blickwinkel unterschiedliche Farbreflexion von Abermillionen von Lichtpunkten im menschlichen Gehirn ein 3D-Tiefeneffekt erzeugt wird - unter anderem auch, weil das rechte Auge des Betrachters ein etwas anderes Bild an das Gehirn sendet als das linke. Cisco stellt diese Erfahrung bei WebEx Hologram mit mehreren Kameras nach, die die Farben der verschiedenen Lichtpunkte erfassen. Diese Bilder werden dann kombiniert mit Informationen von einem Headset über die Position Ihrer Augen und deren Bewegung, so Cisco-CTO Jennings. Am Ende synthetisiert das Erfassungsgerät ein 3D-Bild von dem, was Sie gesehen hätten, wenn Sie physisch im Raum gewesen wären.
Einfachere Methoden wie Textur-Mapped-Polygone oder Punktwolken wären ebenfalls in Frage gekommen, erklärt der Cisco-Manager. Anders als diese erfasst die Lichtfeldtechnologie aber auch Reflektionen. Diese seien für Fotorealismus wichtig, da auch die menschliche Haut Licht reflektiert: Wenn man sich mit jemandem unterhält, bewegt sich das Licht über sein Gesicht, während er spricht.
Fast wie ein persönliches Meeting
Der Grund für diesen Aufwand, um ein möglichst fotorealistisches Erlebnis bei Webex Hologram zu erzielen, ist laut Cisco klar: Menschen schätzten den persönlichen Kontakt, unter anderem, weil sie es gewohnt sind, sich in einem Gespräch auf nonverbale Signale zu verlassen: "Wenn die Person, mit der Sie sprechen, plötzlich eine schwarze Spitze im Gesicht hätte, wäre das wirklich hinderlich", so Jennings.
Bleibt zu hoffen, dass auch bei den Mixed-Reality-Brillen die technische Entwicklung in den nächsten Jahren weiter voranschreitet und die Geräte kleiner werden: Wenn bei einem holografischen Meeting beide Teilnehmer ein Headset tragen, wird die Interpretation des Gesichtsausdrucks als Teil der nonverbalen Kommunikation deutlich erschwert.