Google+ Hangouts: Stabil und Sparsam
Im Gegensatz zu Skype verbrauchte Google+ Hangouts in unseren Stichproben vom Mai 2014 nur 1,9 MBit/s beim Audio-Video-Senden und 1,1 MBit/s beim Empfangen.
Zudem wirkte der Video-Stream bei Google stabiler als bei Skype. Vermutlich nutzt Google sehr effiziente Video-Codecs und sehr stabile Server für den UCC-Cloud-Service. Da Hangouts genau wie Skype nichts kostet, kann man sich wahrlich nicht beklagen.
Auch Installation und Bedienung der Hangouts sind kaum schwieriger als bei Skype, nur anders: Der User kann Video-Telefonate mit bis zu zehn Freunden aus einem Google-Mail- oder aus einem Google+ Account heraus starten.
- Google+ Hangouts
Der Autor startet ein Video-Hangout-Telefonat durch Mausklick in seinem Googlemail oder in seinem Google+. Google generiert einen Einladungslink. - Google+ Hangouts
Zusammen mit der Einladung zum Hangout-Video-Telefonat erhält der Empfänger einen Link, um die dazugehörige Hangout-App zu installieren. Beim zweiten Hangout-Meeting entfällt dieser Schritt. - Google+ Hangouts
Die Hangout-App namens GoogleVoiceAndVideoSetup.exe war 898 KB schlank und wurde binnen weniger Sekunden ohne weiteres Zutun installiert. - Google+ Hangouts
Wenige Sekunden nach dem Klick auf „Hangous herunterladen“ startete das Video-Telefonat und die eingescannten Standbilder wurden durch echte Life-Bilder ersetzt. Dann überprüften beide Gesprächspartner erst einmal, dass Google die externe Logitech WebCam C930e verwendet. - Google+ Hangouts
Auf beiden Laptops hat Google Hangouts zwar automatisch die externe Kamera der Logitech Webcam C930e aktiviert, aber „nur“ das interne Mikrofon des Notebooks ausgewählt. Weitere Optimierungen der externen Webcams hat Google in unseren Tests nicht angeboten. - Google+ Hangouts
Wenn beide Teilnehmer eine Google+Seite haben, können Sie auch von dort aus Video-Telefonate starten und weitere Personen direkt aus diesem Social Network zur Video-Konferenz einladen. Das wirkt bunter und lebendiger als per Email, weil man bei dieser Variante auch gleich die G+Seiten der Video-Teilnehmer sieht und aktuell über deren jüngste Posts informiert wird.
Im Gegensatz zu den drei anderen Meeting-Diensten fanden wir bei Google Hangouts keine Möglichkeit, die raffinierten Extras der Logitech HD WebCam C930e wie Zoomen, Autofokus, Schwenkung oder Neigung zu aktivieren und zu steuern. Auf unsere Nachfrage, ob das klappt, hat weder Logitech noch Google geantwortet. Das ist auch eine Antwort.
Cisco WebEx: Flexible Bandbreiten
Das kostenpflichtige Cisco WebEx hat in unseren Stichproben weitaus weniger Bandbreite verbraten als das kostenlose Skype von Microsoft: Im Schnitt waren es rund 2,2 MBit/s beim Senden und ebenfalls 2,2 MBit/s beim Empfangen der Audio-Video-Ströme. Auch die Peaks waren mit 2,6 bzw. 2,8 MBit/s kaum höher als der Schnitt. Die Bandbreite wird von WebEx offenbar sehr kontrolliert und ausgewogen gemanagt.
- Cisco WebEx
Die Einsteigerversion WebEx Basic kann man kostenlos nutzen. Zur Registrierung wird keine Kreditkarte benötigt. - Cisco WebEx
Das kostenlose Basic-Paket von Cisco WebEx bietet nur „Standard“-Video-Auflösung ohne genauere Pixel-Angaben. Ab 19 Euro pro Monat gibt es HD-Video-Qualität bis zu 720 x 1280 Pixeln. - Cisco WebEx
Professionellen UCC-Anbietern sträuben sich die Nackenhaare, wenn sie mit Microsoft Skype und Google+ Hangouts verglichen werden: Die Profi-Angebote bieten nämlich viel mehr Collaboration-Features und im Zweifel auch stabilere Audio-Video-Server. - Cisco WebEx
Wer selbst zu einer Konferenz eingeladen wird, muss nur Name und Email angeben, das WebEx-Addon installieren und kann dann an einer Video-Konversation in HD-Qualität teilnehmen. Einfacher geht es kaum. - Cisco WebEx
Wer sich von einem Geschäftspartner per Email zu einem WebEx-Video-Meeting einladen lässt, muss im Prinzip nur auf den darin enthaltenen Einladungs-Link klicken und dann der Installation der „Cisco_WebEx_Add-On.exe“ mit nur 253 KiloByte Umfang zustimmen. Wenige Minuten später startet die Video-Konferenz. Dazu sind keine PC-Kenntnisse nötig. - Cisco WebEx
Der Feature-Umfang von WebEx Enterprise ist schier uferlos, die Bedienung wirkt trotzdem unkompliziert. - Cisco WebEx
Cisco WebEx konnte die besonderen Fähigkeiten der Logitech Webcam C930e im Test gut nutzen: Regelt man Farbton und Sättigung hoch, kommt mehr Farbe ins blasse Gesicht. Mit Zoom kann man das Gesicht herholen, mit Schwenkung und Neigung die Kamera exakt aufs Gesicht ausrichten, ohne sich selber oder die Kamera physikalisch zu bewegen. Auch der Autofokus funktionierte mit WebEx gut. Links sieht man schon das optimierte Video-Bild, rechts noch eine etwas ältere, schlechtere Bildeinstellung - Cisco WebEx
Cisco WebEx hat im Test niemals mehr Bandbreite eingenommen, als wirklich nötig war. Das nennt man adaptives Bandbreiten-Management.
Zoomt man das Video-Fenster bei WebEx ganz klein, dann geht der Bandbreiten-Verbrauch extrem flexibel herunter. In unseren Stichproben waren es dann nur noch 0,25 Megabit pro Sekunde. Hört der Tester vorsätzlich auf zu Sprechen und ständig vor der WebCam mit der Hand zu winken, dann geht die Bandbreite nochmals deutlich auf 0,1 bis 0,15 Megabit herunter. WebEx verbrät offenbar in keiner Situation mehr Bandbreite, als unbedingt nötig, und das, obwohl Cisco eigentlich von der Datenexplosion im Internet gut lebt: "Intelligentes Bandbreitenmanagement, das sich automatisch an die verfügbare Bandbreite adaptiert", nennt Anton Döschl, Leiter Collaboration bei Cisco in Deutschland, diesen Vorteil von WebEx.
Tatsächlich "bietet WebEx die Möglichkeit, die Video-Übertragung sehr granular zu konfigurieren, um auch bei geringer Bandbreite ein gutes Nutzer-Erlebnis zu garantieren", betont UCC-Manager Döschl. In einem Cisco-Whitepaper aus dem Jahre 2013 sind die vier möglichen WebEx-Video-Auflösungen genau definiert: 720p mit 120x720 Pixeln, 360p mit 640 x 360, 180p mit 320 x 180 und 90p mit 160 x 90 Pixeln. Je geringer die Video-Auflösung, desto kleiner die benötigte Bandbreite, siehe Tabelle.
Statistiktool bestätigt HDTV-720p
Im Gegensatz zu den drei anderen UCC-Clients fanden wir bei Cisco WebEx ein detailliertes Statistiktool für die Audio- und Video-Connections. Eine der Momentaufnahmen dieses Cisco-Tools bestätigte eine verbrauchte Bandbreite von 1928 KBit/s beim Senden und 2029 KBit/s beim Empfangen. Also dürften unsere Messungen von 2,2 MBit/s am 11n-WLAN-Port im Schnitt nicht ganz daneben liegen.
Laut WebEx-Statistik-Fenster wird der Videostream in H.264 codiert, der Audio-Codec wird nicht genannt. Die Video-Auflösung lag im Test bei 720p und 30 Frames per Second beim Senden, sowie bei 720p und 28 Bildern pro Sekunde beim Empfangen. Unter 720p versteht die TV-Branche eine Auflösung von 1280×720 Pixeln. Das ist die "einfache" HD-Norm. ARD und ZDF senden HDTV just in dieser 720p-Auflösung, allerdings mit 50 Bildern pro Sekunde und nicht wie WebEx mit 30 Frames per Second. So gesehen lag WebEx in unseren Stichproben leicht unterhalb der HDTV-Qualität der Öffentlich-Rechtlichen. Full HD (1920 x 1080 Bildpunkte) konnte WebEx im Mai 2014 offenbar noch nicht.
Natürlich haben Audioqualität, Videoauflösung, Frames per Second, die Effizienz der Audio-Video-Codecs und alle weiteren Angaben im Statistik-Tool von WebEx erhebliche Auswirkungen auf die benötigte Bandbreite. Auch wenn man sich noch viel mehr netzwerk-relevante Angaben wünschen würde: Ein derart schönes Tool wie bei Cisco fanden wir bei den anderen Video-Meeting-Clients nicht einmal ansatzweise. Es wäre aber dringend nötig, damit man den Bandbreiten-Verbrauch der vier Test-Kandidaten besser in Bezug zu deren Audio-Video-Qualität setzen kann.
Der in unseren WebEx-Stichproben etwas höhere Bandbreitenverbrauch als bei Google-Hangouts wird eventuell durch den enormen Funktionsumfang verursacht, aber durch den erhöhten Nutzwert sicher bestens kompensiert. Außerdem verschweigen die anderen Video-Meeting-Clients genaue Angaben zur aktuellen Auflösung und zu den Frames per Second beim Senden und beim Empfangen. Das macht direkte Bandbreiten-Vergleiche extrem schwierig, zumal die vier UCC-Testkandidaten ja keine identische Audio-Video-Qualität zustande bringen und den Admin über die genauen Datenraten und exakte Auflösungen weitgehend im Unklaren lassen.