Anbieterlandschaft im Wandel
Zwar gab auch in der Vergangenheit die Anbieterlandschaft im IT-Dienstleistungsmarkt ein überwiegend buntes Bild ab. Angestoßen durch die sich ändernden Rahmenbedingungen sowie neue Technologien wandelt sich das Bild allerdings erneut. Insbesondere die immer engere Verknüpfung von Geschäftsprozessen mit der Technologie treibt die Konvergenz von Dienstleistungen aus den verschiedensten Bereichen voran. Dadurch ergeben sich neue Wettbewerbssituationen, denen sich die traditionellen IT-Dienstleister schon heute gegenübersehen. Ob klassische Unternehmensberatungen, Telekommunikationsanbieter, Softwarehersteller oder Cloud-Service-Anbieter, sie alle bemühen sich zusammen mit den IT-Dienstleistern um dieselben Zielgruppen.
Stärken und Schwächen der Anbieter
Deutsche Platzhirsche setzen auf Expansion. Nach Jahren der internen Konsolidierung und Neuausrichtung setzten die lokalen Matadore T-Systems und Siemens IT Solutions und Services (SIS) wieder verstärkt auf geographische Expansion und Entwicklung neuer Serviceangebote. Die Akquisition des spanischen IT-Dienstleisters Metrolico unterstreicht die Anstrengungen von T-Systems, seine europäische Präsenz weiter auszubauen. Demgegenüber nutzt SIS zunehmend internes Know-how der Siemens-Gruppe, etwa im Gesundheitswesen oder bei der Biometrie, um seine Positionierung in diesen Industrien mit innovativen Lösungen zu stärken.
Internationale Großanbieter setzen zunehmend auf integrierte Services. Anbieter wie Accenture, Capgemini oder IBM haben im vergangenen halben Jahr mehr in die Integration ihrer großen Portfolios investiert, um Kunden fokussierter zu bedienen und das Anbieter-Management zu vereinfachen. Ziel dieser Initiativen ist es, den Kunden von der klassischen Unternehmensberatung bis hin zur technischen Integration ganzheitlich als strategischer Partner zur Seite zu stehen. IBMs neuer Service zum Thema Business Analytics and Optimization (BAO) ist hier ein gutes Beispiel. Aus den verschiedensten Sparten von IBM, einschließlich der Business-Beratung und der Marktforschung, wurden die notwendigen Komponenten zu einem integrierten Service gebündelt. Diese werden nun aus einer Hand auf den Markt gebracht.
Offshore-Anbieter haben es immer noch schwer, in Deutschland Fuß zu fassen. Gerade die großen indischen Dienstleister Infosys, Tata Consultancy Services (TCS) und Wipro müssen immer wieder ihre Marktstrategie für Deutschland überdenken, da sie hier nicht so recht Tritt fassen können. Zwar nutzen immer mehr Unternehmen kostengünstige Dienstleistungen aus Indien oder Osteuropa, allerdings bevorzugen sie dabei die etablierten lokalen oder globalen Anbieter, die ihrerseits massiv in Offshore- und Nearshore-Ressourcen investiert haben. Besonders die indischen Anbieter haben im Gegensatz dazu ein klares Wahrnehmungsproblem, das sich in den Köpfen vieler Entscheidungsträger seit den Anfängen des Offshore-Outsourcing etabliert hat und sich anscheinend nur auch nur schwer wieder verändern lässt.
Klassische Unternehmensberatungen investieren zunehmend in IT-Know-how. So haben etwa McKinsey, Deloitte und PricewaterhouseCoopers (PWC) in den vergangenen Jahren eigene Angebote für IT-Dienstleistungen entwickelt und ausgebaut. Dabei stoßen die Management-Berater aufgrund ihrer stärkeren Business-Orientierung und ihrer Erfahrung mit dem Top-Management bei vielen Vorständen auf offene Ohren. Besonders Deloitte ist derzeit bemüht, sich ähnlich wie manche große IT-Anbieter als ganzheitlicher Dienstleistungspartner zu positionieren, und versucht so auch die Lücke zu schließen, die seit dem Untergang der "Big Five"-Wirtschaftsprüfungs- und Consulting-Unternehmen im Zuge des Enron-Skandals am Markt existiert.