Intel Comet Lake H

Potente Konkurrenz für AMDs Ryzen 4000

05.05.2020
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Bei den Prozessoren für Notebooks wird es spannend. AMD hat den ewigen Konkurrenten Intel mit seiner Ryzen-4000-Familie unter Druck gesetzt. Der Halbleiterprimus kontert mit der 10. Generation seiner Comet-Lake-H-Reihe.

Gerade fürs Homeoffice bieten sich mobile Rechner an. Damit ist man flexibel, wenn es um die Suche nach dem passenden Arbeitsplatz zwischen Schlaf- und Esszimmer, Küche oder Wohnzimmer geht, zumal in Corona-Zeiten auch die vom Schulbesuch ausgeschlossenen Kinder und der ebenfalls zu Hause arbeitende Partner Platz brauchen. Außerdem lockt der Komfort: Gerade jetzt, wenn die Temperaturen draußen steigen, kann man es sich mit dem Laptop auch einmal auf der Terrasse oder dem Balkon gemütlich machen.

Allmählich läuft die Notebook-Produktion wieder an. Die Coronakrise hatte Lieferketten unterbrochen und damit die Zeitpläne vieler Hersteller durcheinandergebracht. Mit dem „Pavilion x360 14“ hat HP einen Laptop mit Intels mobilen CPUs der 10. Generation angekündigt. Der Rechner soll mit einem schlanken Design und langer Laufzeit punkten, und ab Juni 2020 verfügbar sein.
Allmählich läuft die Notebook-Produktion wieder an. Die Coronakrise hatte Lieferketten unterbrochen und damit die Zeitpläne vieler Hersteller durcheinandergebracht. Mit dem „Pavilion x360 14“ hat HP einen Laptop mit Intels mobilen CPUs der 10. Generation angekündigt. Der Rechner soll mit einem schlanken Design und langer Laufzeit punkten, und ab Juni 2020 verfügbar sein.
Foto: HP

In Sachen Rechenleistung müssen sich die mobilen Rechner längst nicht mehr hinter ihren großen Brüdern, den Desktop-PCs, verstecken. Aktuelle Notebooks bringen genug Rechen­power und Grafikleistung mit, um zwischendurch auch einmal ein etwas anspruchsvolleres Computer Game zu spielen. Gerade erst haben Intel und AMD neue Prozessoren an­gekündigt, die einen weiteren Leistungsschub für Notebooks versprechen. Auch wenn die Aufgabenstellung Video- oder Bildbearbeitung heißt, gehen die handlichen Rechenhelfer nicht mehr in die Knie.

Intel hat Anfang April seine kommende Mobil-CPU-Generation "Comet-Lake-H" vorgestellt. Die Chip-Familie hat sechs Mitglieder: zwei Modelle der Core-i5-Klasse (10300H und 10400H) mit jeweils vier Rechenkernen, drei Core-i7-Varianten, von denen zwei (10750H und 10850H) mit sechs und eine (10875H) mit acht Kernen ausgestattet ist, sowie das High-End-Modell Core-i9-10980HK, das mit ebenfalls acht Rechen-Cores 16 Threads parallel abarbeiten kann.

Intel baut Chips für Künstliche Intelligenz (KI):

Intel hat beim Leistungstuning seiner 10. Mobile-Chipgeneration vor allem an der Taktfrequenz geschraubt. Der Basistakt der sechs Prozessoren liegt zwischen 2,3 und 2,7 Gigahertz. Im Turbomodus kommen einzelne Rechenkerne von 5,0 Gigahertz (Core-i7-10750H) über 5,1 Gigahertz (Core-i7-10850H und 10875H) bis 5,3 Gigahertz (Core-i9-10980HK) – das ist eine neue Bestmarke in der Liga der mobilen CPUs. Das Spitzenmodell der Vorgängergeneration schaffte 5,0 Gigahertz. Die Core-i5-Modelle erreichen im Boost-Modus 4,5 beziehungsweise 4,6 Gigahertz.

Die CPUs der Intel-10th-Gen-H-Series sollen Kunden vor allem mit hohen Taktraten überzeugen.
Die CPUs der Intel-10th-Gen-H-Series sollen Kunden vor allem mit hohen Taktraten überzeugen.
Foto: Intel

Wem die Taktraten noch nicht reichen: Der neue Core-i9 der 10. Generation lässt sich Intel zufolge auch noch übertakten. Ein weiteres Leistungsplus soll Anwendern die Unterstützung von schnellerem Arbeitsspeicher bringen: DDR4-2933 statt DDR4-2666.

Intel Comet Lake H: Eine Sache der Kühlung

Im Taktraten-Rennen gilt es allerdings zu beachten: Intel setzt an dieser Stelle den sogenannten Thermal Velocity Boost ein. Das heißt, die CPUs dürfen die Thermal Design Power (TDP) von 45 Watt, also die vom Hersteller spezifizierte thermische Verlustleistung, nur für kurze Zeit massiv überschreiten. Laut Her­steller sollen maximal 65 Watt möglich sein. Kühlung und Leistungsaufnahme der Rechner müssen also mitspielen.

Die Intel-Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass die Designs der Notebook-Hersteller damit zurechtkommen. Rund 100 Modelle mit den neuen Comet-Lake-H-Prozessoren erwartet der Halbleiterproduzent in den nächsten Monaten. Intel adressiert mit seinen Prozessoren die ganze Bandbreite des Marktes: neben leistungshungrigen Gaming-Notebooks auch besonders dünne und leichte Laptops, klassische Consumer- und Business-Rechner bis hin zu professionellen mobilen Workstations.

Mit den Comet-Lake-H-Prozessoren will Intel dem Konkurrenten AMD Paroli bieten. Der ewige Herausforderer hatte bereits Anfang des Jahres auf der Consumer Electronics Show (CES) seine mobile CPU-Familie "Ryzen 4000", Codename "Renoir", angekündigt und damit den Druck auf Intel erhöht. Insgesamt elf Varianten in den Modellreihen Ryzen 3, Ryzen 5, Ryzen 7 und Ryzen 9 gibt es, mit vier, sechs oder acht Rechenkernen. Der Basistakt liegt zwischen 1,8 und 3,3 Gigahertz, im Turbomodus kommen die CPUs auf 3,7 bis 4,4 Gigahertz.

AMD lässt seine Chips bereits im 7-Nanometer-Verfahren fertigen, so auch die Prozessoren aus der Ryzen-Mobile-4000-Serie.
AMD lässt seine Chips bereits im 7-Nanometer-Verfahren fertigen, so auch die Prozessoren aus der Ryzen-Mobile-4000-Serie.
Foto: AMD

AMD geht also das Rennen um immer höhere Taktraten nicht mit, punktet aber an anderer Stelle. Während Intel seine Mobilprozessoren nach wie vor im 14-Nanometerverfahren herstellt, lässt AMD seine CPUs bereits im 7-Nanometer-Verfahren von TSMC produzieren. Die geringeren Strukturbreiten erlauben eine kompaktere Bauweise und sorgen für einen geringeren Energieverbrauch – ein wichtiger Aspekt, gerade wenn es bei hoher Rechen­leistung um Abwärme und Kühlung geht.

AMD vs. Intel: Die Spannung steigt

AMD baut in seiner Ryzen-4000-Reihe unterschiedliche Typen. Die U-Modelle mit einer TDP von 15 Watt sollen in kompakten Mobilrechnern zum Einsatz kommen. Das Topmodell – der Ryzen 7 4800U – bringt acht Cores mit und ist auf 1,8 beziehungsweise 4,2 Gigahertz getaktet. Wer mehr Leistung braucht, kann auf die HS-Varianten mit einer TDP von 35 Watt zurückgreifen. Hier bringt es das High-End-Modell Ryzen 9 4900 HS mit ebenfalls acht Rechenkernen auf eine Taktrate von 3,0 Gigahertz, im Turbomodus sind es 4,3 Gigaghertz. An die Leistungsgrenzen gehen die H-Modelle mit 45 Watt TDP. Der Acht-Kerner Ryzen 9 4900H taktet regulär mit 3,3 Gigahertz und schafft mit Turbo 4,4 Gigahertz.

Supercomputer Hawk rechnet mit AMD-Prozessoren

Kollegen der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation "PC World" haben den Ryzen 9 4900HS im "Asus ROG Zephyrus G14" bereits etwas genauer unter die Lupe genommen und anhand von Leistungstests festgestellt, das AMDs neue Mobile-CPU Intels Chips der 9. Generation deutlich hinter sich lässt. Ein Vergleich mit der gerade erst angekündigten zehnten Generation steht allerdings noch aus. Das Problem liegt derzeit darin, dass die Produktion der Rechnerhersteller angesichts der durch die Corona-Pandemie an vielen Stellen unterbrochenen Lieferketten ins Stocken geraten ist.

Die AMD-Verantwortlichen rechnen im Zuge des Leistungsschubs ihrer neuen CPUs damit, dass es bis Jahresende rund 100 Notebook- Modelle mit Ryzen-4000-Prozessoren auf dem Markt geben wird – auch im höherpreisigen Segment, das bis dato fest in Intel-Hand war. Wie sich die Modellfamilien der Chip-Konkurrenten im gegenseitigen Leistungsvergleich schlagen, wird man also noch abwarten müssen. Zumal es auch darauf ankommt, wie es den Rechnerproduzenten gelingt, das Poten­zial der Prozessoren auszureizen.