Die Diskrepanz ist kaum zu überbieten: Wie der Videoconferencing-Anbieter Owl Labs in seiner diesjährigen Studie zum Thema Hybrid Work herausfand, arbeiten knapp die Hälfte (46 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden wieder Vollzeit im Büro. Allerdings wollen das nur 18 Prozent der Befragten auch tatsächlich. Die Mehrheit (64 Prozent) präferiert Hybridarbeit:
40 Prozent am liebsten in Form von festgelegten Home-Office-Tagen (strukturierte Hybridarbeit);
24 Prozent in Form einer flexiblen Lösung (keine festgelegten Home-Office-Tage);
18 Prozent würden es sogar vorziehen, vollständig remote zu arbeiten.
Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter mit Druck ins Büro zurückholen wollen, betreiben dabei laut Umfrage ein gefährliches Spiel. So gaben 33 Prozent der Befragten in Deutschland, die derzeit in einem hybriden Modell arbeiten, an, sie würden bei einem Home-Office-Verbot ihres aktuellen Arbeitgebers zwar erstmal ins Büro zurückkehren, sich aber nach einem neuen Arbeitsplatz umschauen. Sieben Prozent würden direkt kündigen.
Weitere 13 Prozent erklärten, sie würden eine Gehaltserhöhung verlangen, um die zusätzlichen Kosten auszugleichen. Laut Umfrage geben hybrid Arbeitende pro Tag 24 Euro mehr aus, wenn sie im Büro arbeiten.
Opferbereitschaft für mehr Flexibilität
Auch sonst sind die deutschen Mitarbeiter bereit, für mehr Flexibilität Opfer zu bringen: 39 Prozent der Befragten erklärten, sie würden für flexible Arbeitszeiten auf zehn Prozent oder mehr ihres Gehalts verzichten, 37 Prozent täten dies für einen flexiblen Arbeitsort. Noch beliebter ist mehr Freizeit: 45 Prozent würden für eine 4-Tage-Woche auf zehn Prozent oder mehr ihres Gehalts verzichten.
Die Mehrheit der 2.000 deutschen Studienteilnehmer (61 Prozent) findet darüber hinaus, dass es auf die Arbeit aus dem Home-Office - wo möglich (40 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland gelten als geeignet für das Home-Office) - einen gesetzlichen Anspruch geben sollte.
Karriereknick durch Home-Office
Allerdings ist Heimarbeit auch dort, wo es bereits erlaubt ist, nicht ganz unproblematisch. 43 Prozent der Befragten befürchten, dass ihre Vorgesetzten Mitarbeitende im Büro für fleißiger und vertrauenswürdiger halten als Teammitglieder im Home-Office, der sogenannte Proximity Bias. 2022 waren es noch 56 Prozent. Gleichzeitig sorgen sich 35 Prozent, dass sie durch die Arbeit im Home-Office weniger Mitspracherecht haben und Chancen verpassen, verglichen mit 44 Prozent im Jahr 2022.
Ähnlich wie in den USA führt dies auch hierzulande zu neuen Verhaltensweisen, etwa dass Mitarbeiter lediglich für ein paar Stunden ins Büro gehen, um Präsenz zu zeigen, obwohl sie lieber im Homeoffice arbeiten - Stichwort Coffee Badging. Laut Studie haben mehr als ein Drittel (38 Prozent) der deutschen Befragten, die aktuell hybrid arbeiten, schon mal "Coffee Badging" betrieben. Weitere 16 Prozent würden es gerne mal ausprobieren.
Die gute Nachricht, zumindest für Arbeitgeber: Nicht alle Mitarbeiter gehen ungern ins Büro - viele glauben lediglich, dass das Büro für einige Aufgaben besser geeignet ist als für andere. So sind gut vier von zehn Hybridarbeitern der Meinung, dass das Büro am besten für Team-Meetings geeignet ist und fast die Hälfte bevorzugt es für kollaborative Tätigkeiten. Im Gegensatz dazu halten viele das Zuhause für geeigneter, um kreativ zu denken (49 Prozent), zu lernen (46 Prozent) oder um selbständig beziehungsweise fokussiert zu arbeiten (57/58 Prozent).
Snacks und Obstkörbe als Lockmittel
Nichtsdestotrotz gibt es immer noch einige Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mit allen Mitteln ins Büro zurückholen wollen. Neben dem häufig angewandten Zwang, aber auch Investionen in die technische Ausstattung sowie allgemein in möglichst attraktive Büroeinrichtung - Stichwort Office Peacocking - gibt es laut Studie aber auch relativ einfache Mittel, um Hybrid Worker dauerhaft ins Büro zu locken.
Ganz oben auf der Liste stehen kostenlose oder subventionierte Lebensmittel und Getränke (29 Prozent), gefolgt von einem kürzeren Arbeitsweg (28 Prozent) und der Übernahme der Pendlerkosten durch das Unternehmen (26 Prozent). 13 Prozent gaben an, dass ein Wegfall möglicher Kleidungsvorschriften sie ins Büro locken würde.