T-Systems IT-Chef Ferri Abolhassan im CW-Interview

Mit der Open Telekom Cloud auf Expansionskurs

22.02.2016
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

3 Giga-Rechenzentren für Deutschland

CW: Die rechtliche Perspektive ist das eine und das Management der Daten das andere. Welche Strategie verfolgen Sie dabei für Ihre Rechenzentren in Deutschland?

FERRI ABOLHASSAN: Wir streben bis 2018 eine Zielstruktur von drei sogenannten Gigafabriken in Deutschland an. Diese drei Gigafabriken sind auf Skaleneffekte, Skaleneffekte, Skaleneffekte und nochmals Skaleneffekte getrimmt. Denn es ist völliger Humbug in jedem Dorf ein Datacenter zu haben. Was am Ende für uns als Betreiber zählt, ist der Automatisierungsgrad und der Energieeffizienzfaktor PUE.

Hier haben wir in München den Faktor 1,1 erreicht. Das ist Weltrekord, dazu brauchen wir nicht spektakulär RZs unter einem Eisberg bauen oder etwas in einem Zelt in der Wüste realisieren. Das machen wir cleverer. Dazu haben wir etwa das Datacenter in Biere vom Start weg in der Infrastruktur so ausgelegt, dass eine Vergrößerung um den Faktor 16 möglich ist. So können wir Zug um Zug erweitern.

CW: Wäre nicht ein anderer Weg vorstellbar? Sie lassen erst gar nicht so viele Daten entstehen und verarbeiten diese teilweise direkt vor Ort im Gerät?

FERRI ABOLHASSAN: Ja, da stimme ich Ihnen durchaus zu. Dazu müssen sie aber ein paar Spielregeln definieren und immer zwischen Datenschutz, Datennutzen und Kundentransparenz abwägen. Sie fragten ja, ob wir für mehr Unternehmen der Datentreuhänder sein werden. Ja, das glaube ich sehr wohl, aber wir machen es ganz anders: Wir reden dediziert mit Anbietern und Branchen - etwa der Automobilbranche. Dann fragen wir den Anwender, etwa den Autofahrer, ob er einverstanden ist, wenn wir gemeinsam mit einem Hersteller seine Bewegungsdaten zu seinem Vorteil nutzen, etwa zur Car-to-car-Kommunikation, um ihn sicherer zu machen.

Wir fragen den Nutzer und binden ihn ein und geben ihm einen Vorteil. Gleichzeitig muss dem Nutzer klar sein, dass seine Daten durch das Netz fließen. Diese Art des Vorgehens halten wir für die richtige Methode, um dort dedizierte, gefilterte und vom Nutzer freigegebene Daten zu erhalten und zu nutzen. Das kann für uns in Zukunft durchaus ein Datentreuhänder-Modell werden. Wir wollen uns dadurch differenzieren, dass wir den Kunden ganz transparent einbeziehen. Welche Daten dürfen wir weitergeben? Was dürfen wir nutzen? Welche Vorteile hat der User? Und wenn wir das geklärt haben, können wir über andere Wege nachdenken.

CW: Sie sprachen vorher den europäischen Markt an. Wo sehen Sie die Konkurrenten einer T-Systems? Und wo stehen Sie selbst?

FERRI ABOLHASSAN: Wir haben in Sachen Cloud und IT ein klares Ziel vor Augen: führend in Europa zu werden. Denken Sie an das aufgezeigte Cloud-Modell aus public und private - das ist zunächst einmal unser Markt. Wenn Sie dies als Markt definieren, dann müssen Sie sich dort auch die Wettbewerber anschauen. In der Sensorik haben wir unsere Partner. Deren Wettbewerber - wenn wir sie nicht zu Partnern konvertieren konnten - sind automatisch auch unsere Wettbewerber. Genauso verhält es sich beim Thema Analytics. Wen wir nicht als Partner gewinnen können, der wird automatisch zum Wettbewerber. Klar ist aber auch dass wir uns ganz deutlich vom Wettbewerb abheben: Wir können Cloud, Quality und Sicherheit wie kein anderer im Markt. Davon bin ich überzeugt.