Desktop-Virtualisierung mit VDI

Microsoft, VMware und Citrix im Test

16.02.2012
Von 
Andrej Radonic ist Experte für Virtualisierung, Cloud-Technologien und Open Source Anwendungen. Der Fachbuchautor ist Vorstand der interSales AG und entwickelt für mittelständische Unternehmen anspruchsvolle E-Commerce Lösungen.
Virtualisierte Desktops gelten als ernstzunehmende Alternative zum PC. Doch was leisten die VDI-Pakete der Big Player Microsoft, VMware und Citrix wirklich?

Die Prophezeiungen von Experten und Analysten, VDI (Virtual Desktop Infrastructure) werde über kurz oder lang den Unternehmens-PC ablösen, haben sich bislang nicht bewahrheitet. Dafür sind die Hürden zu hoch: Server-hosted VDI erzeugt entgegen ursprünglichen Erwartungen hohe Kosten, ist schwierig zu implementieren und zu managen und bietet nicht immer die gewünschte Benutzererfahrung, zum Beispiel für Offline-User. Auch wenn im großen Stil VDI-Szenarien implementiert werden, bleibt die Anzahl virtueller Desktops in Unternehmen bisher im einstelligen Prozentbereich.

Während die Technologie weiter reift, wachsen die Anforderungen von Anwendern und Entscheidern: Offline-Fähigkeit, ein mit lokalen PC vergleichbares Benutzererlebnis sowie geringere Anforderungen an Hardware und Infrastruktur setzen die Messlatte dabei sehr hoch.

Spreu und Weizen im VDI-Markt

Zahlreiche Lösungen bevölkern inzwischen den wachsenden Markt der Server Hoster Desktop Virtualization (SHDV). So existieren interessante Nischenanbieter wie Mokafive oder Pano Logic, die sich mit kompakten Lösungspaketen eher an den KMU-Markt richten. Das gesamte Spektrum der Anforderungen vermögen jedoch nur einige wenige große Anbieter abzudecken. Microsoft (Microsoft VDI/RDS), VMware (View) und Citrix mit dem XenDesktop ringen hier um die Marktführerschaft, mit jeweils völlig unterschiedlichen Voraussetzungen. Microsoft liefert VDI Basis-Funktionen über die RDS in Windows Server 2008 R2 und bindet sich daher mit Release-Zyklen und Innovationen an das Betriebssystem. Dadurch haben die Redmonder einen technologischen Rückstand gegenüber den anderen beiden Wettbewerbern, könnten jedoch durch ihre Betriebssystem-Dominanz jederzeit die Regeln ändern. Citrix als Pionier im Segment der Desktop Delivery hat hier traditionell die Nase vorn, wird jedoch in dieser Rolle von VMware attackiert: das Unternehmen beherrscht den Markt der Server-Virtualisierung und will sich nun auch auf dem virtuellen Desktop etablieren.

War die erste Generation der VDI-Lösungen noch darauf konzentriert, die reine Infrastruktur der Virtualisierung von Desktops technisch in den Griff zu bekommen, geht es inzwischen vorrangig um Optimierung und Verfeinerung. Mit dem Anspruch, einen funktional vollständigen und performanten Desktop an den Anwender zu liefern – unabhängig davon, welche Client- und Netzinfrastruktur er gerade vorfindet – dreht sich alles um das viel beschworene Benutzererlebnis: Die Anwender erwarten nichts weniger als einen vollständig mit dem gewohnten Fat Client vergleichbaren virtuellen Arbeitsplatz, der ihnen von Ort zu Ort folgt, personalisiert ist und moderne Anwendungen flüssig und nahtlos bereitstellt. Gerade heutige Multimedia-Anwendungen wie Flash oder Applikationen für Unified Communications wie Videoconferencing, Softphones und dergleichen stellen hohe Anforderungen an den Server, das Übertragungsprotokoll sowie den Client. Benutzer mobiler Endgeräte wie beispielsweise Tablets geben sich nicht mehr zufrieden mit dem reinen Empfangen und Lesen von Informationen, sondern wollen das Device aktiv auch für Eingaben benutzen können - bei überschaubarem Umgewöhnungs- und Bedienungsaufwand.

Administratoren treiben diese Szenarien den Schweiß auf die Stirn: Sie müssen den Bandbreitenverbrauch unter Kontrolle halten, die Performance von „Ende zu Ende“ überwachen können, Sicherheitsmechanismen bis auf das mobile Endgerät durchsetzen und dafür sorgen, dass die Server durch umfangreichste Rendering-Aufgaben nicht in die Knie gezwungen werden. Zudem sind sie interessiert an Management-Lösungen, welche den Speicherverbrauch der virtuellen Desktops durch Techniken wie Tiering, Caching und Thin Provisioning weitestgehend minimieren.

Waren in den ersten Generationen der Lösungen entsprechende Werkzeuge und Management-Tools noch zusammengestückelt und nicht miteinander integriert, erwarten Admins heute eine zentrale Konsole für alle Aufgaben sowie durchgängiges Monitoring für Überwachung und gezieltes Fehlermanagement.