"Gaming ist heute die dynamischste und aufregendste Kategorie der Unterhaltung und wird eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Metaverse-Plattformen spielen", sagte Satya Nadella, Chairman und CEO von Microsoft. "Wir investieren intensiv in erstklassige Inhalte, die Community und die Cloud, um eine neue Ära des Gaming einzuleiten."
Das ist dem weltgrößten Softwarehersteller 68,7 Milliarden Dollar wert. Diese Summe legt Microsoft in bar für die Übernahme von Activision Blizzard auf den Tisch, das entspricht pro Aktie 95 Dollar. Gegenüber dem Schlusskurs vor Bekanntgabe des Deals bedeutet das einen Aufschlag von gut 45 Prozent. Laut den bisherigen Plänen soll die Übernahme bis Juni 2023 abgeschlossen werden, vorausgesetzt die Kartellbehörden winken die Akquisition durch.
Nach Abschluss der Transaktion wäre Microsoft der nach Umsatz drittgrößte Spieleanbieter der Welt, hinter Tencent und Sony. Activision Blizzard verfügt über Studios auf der ganzen Welt und beschäftigt fast 10.000 Mitarbeiter. Mit der geplanten Übernahme könnte Microsoft sein Spieleportfolio mit populären Titeln wie "Call of Duty", "Candy Crush", "Diablo", "Halo" und "Warcraft" aufhübschen. Der Softwarekonzern hat derzeit etwa 25 Millionen Abonnenten für seinen Spiele-Abodienst "Game Pass". Die fast 400 Millionen Spieler, die jeden Monat aktiv Spiele von Activision Blizzard nutzen, würden Game Pass zu einem der attraktivsten und vielfältigsten Angebote für Spieleinhalte in der Branche machen, so die Hoffnung der Microsoft-Verantwortlichen.
Sexuelle Belästigungen und Diskriminierungen
Bobby Kotick, CEO von Activision Blizzard soll weiter mit an Bord bleiben und das Unternehmen führen, hieß es. Kotick war in den vergangenen Monaten heftig kritisiert worden. Dem Manager wurde vorgehalten, sexuelle Belästigungen und Diskriminierung in seinem Unternehmen geduldet zu haben und nicht entschieden genug gegen das Fehlverhalten seiner Manager vorgegangen zu sein.
Die gesamte Spielesparte soll Microsoft-Manager Phil Spencer unterstellt werden, der künftig als CEO von Microsoft Gaming fungiert. Erst im Sommer 2021 war Activision Blizzard vom kalifornischen Department of Fair Employment and Housing (DFEH) verklagt worden. Der Konzern habe eine sexistische Unternehmenskultur gefördert, bei der Frauen systematisch benachteiligt würden, kritisierte die für die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen in dem Bundesstaat zuständige Behörde. Die Verantwortlichen des Unternehmens wiesen die Vorwürfe zunächst zurück, beauftragten dann aber doch eine Anwaltsfirma mit der Aufklärung. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass im Zuge dessen 37 Manager gefeuert und gegen 44 weitere disziplinarische Maßnahmen ergriffen wurden.
Man darf gespannt sein, wie die Zusammenarbeit zwischen Microsofts Gaming-Boss Spencer und Kotick funktioniert. Erst im November vergangenen Jahres hatte Spencer die Vorgänge bei Activision Blizzard heftig kritisiert. Diese hätten ihn zutiefst verstört und beunruhigt. Ein derartiges Verhalten habe keinen Platz in der Industrie, so der Microsoft-Manager. Er kündigte außerdem an, die Beziehung zu Activision Blizzard neu bewerten zu wollen.
Microsofts Spieleboss fordert respektvollen Umgang ein
Spencers Ansage zu einem gemeinsamen Neuanfang ist jedenfalls klar und deutlich. Microsoft habe sich dem Ziel verschrieben, Mitarbeiter und Spieler in allen Bereichen der Spieleindustrie zu integrieren, heißt es in einem Blogpost zur Übernahme. Man lege großen Wert auf individuelle Studiokulturen, glaube aber auch, dass kreativer Erfolg und Autonomie Hand in Hand gingen mit der würde- und respektvollen Behandlung jeder Person. "Dazu verpflichten wir alle Teams und alle Führungskräfte", sagte Spencer und sprach davon, die Microsoft-Kultur der proaktiven Inklusion auf die Teams von Activision Blizzard auszuweiten.
In der weltweiten Spielebranche gibt es derzeit viel Bewegung. Erst am 10. Januar 2022 hatte Take Two Interactive den Kauf von Zynga bekanntgegeben - für 12,7 Milliarden Dollar. Das entsprach einem Aufschlag von 64 Prozent auf den Börsenkurs. Take-Two-CEO Strauss Zelnick sprach von einer strategischen Kombination, Konsolen und PC-Spiele mit einer marktführenden Mobile-Plattform zusammenzuführen. Auch dabei geht es letztendlich um eine Zukunft in virtuellen Welten, dem Metaverse, in der Mobile- sowie Konsolen- und PC-Gaming immer stärker verschmelzen.