Frauendiskriminierung in der IT

Keine Machtspielchen, keine Karriere

13.10.2021
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Weil sich Frauen den Machtspielchen in ihren Unternehmen tendenziell entziehen, kommen sie in ihrer Karriere oft nicht voran – so eine Diagnose der Initiative Women@DSAG.
Viele Frauen wollen die Machtspiele in ihren Unternehmen nicht mitmachen. Das hat laut einer DSAG-Umfrage negative Folgen für die Karriere.
Viele Frauen wollen die Machtspiele in ihren Unternehmen nicht mitmachen. Das hat laut einer DSAG-Umfrage negative Folgen für die Karriere.
Foto: fizkes - shutterstock.com

Der Wunsch vieler Frauen in IT-Jobs nach Gleichberechtigung bleibt oft unerfüllt, so das wichtigste Ergebnis einer Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) zum Thema "Spiele mit der Macht: Wann haben Sie sich das letzte Mal mächtig gefühlt?". Teilgenommen haben 130 Frauen aus der IT-Branche und dem SAP-Umfeld, die in der Initiative Women@DSAG aktiv sind. Sie wurden im Juni und Juli dieses Jahres dazu befragt, wie sie Macht in ihrem Arbeitsalltag wahrnehmen und sich in Situationen verhalten, in denen Macht negativ ausgespielt wird.

"Wir sind mit einem strukturellen Problem konfrontiert"

"Wir haben viele erfolgreiche und engagierte Frauen im MINT-Bereich befragt und einige Rückmeldungen zu diskriminierendem und wenig wertschätzendem Verhalten bekommen", sagt Karin Gräslund, Mitglied im DSAG-Fachvorstand und Sprecherin der Initiative Women@DSAG, zu den Umfrageergebnissen. "Ich denke, dass wir hier mit einem strukturellen Problem konfrontiert sind. Dieses sollten wir nun entsprechend validieren und konkrete Maßnahmen entwickeln, um Betroffene zu stärken und Vorfälle wie diese künftig weitestgehend vermeiden zu können."

Karin Gräslund, Mitglied im DSAG-Fachvorstand und Sprecherin der Initiative Women@DSAG, spricht von einem strukturellen Problem, das angegangen werden muss.
Karin Gräslund, Mitglied im DSAG-Fachvorstand und Sprecherin der Initiative Women@DSAG, spricht von einem strukturellen Problem, das angegangen werden muss.
Foto: DSAG

Auf die Frage, wie sie Macht in ihrem Unternehmen wahrnehmen, räumten knapp 22 Prozent der befragten Frauen ein, dass sie an Machtspielen teilnähmen, weil es nicht anders gehe. Sie bedienten sich aller bekannten Tricks, auch wenn das nicht ihren Überzeugungen entspreche. Weitere 23 Prozent würden zur Not ebenfalls mitspielen, allerdings fehle ihnen das Rüstzeug dazu. Über 28 Prozent lehnen Spiele mit der Macht ab, weil es ihren Wertvorstellungen widerspreche. Diese Frauen nehmen in Kauf, weniger zu erreichen beziehungsweise übersehen zu werden.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit im IT-Joballtag von Frauen in Deutschland klafft demnach eine große Lücke. Laut der aktuellen Studie "So arbeitet Deutschland" von der Personalberatung SThree wurden zwei Drittel aller IT-Expertinnen hierzulande schon mindestens einmal aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt - obwohl sich 91 Prozent der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen, dass Frauen und Männer im Job gleichbehandelt werden. Die Hälfte der Befragten ist zudem überzeugt, dass Frauen in der IT einen Job nur bekommen, damit eine Quote erfüllt werden kann. 71 Prozent möchten den Ist-Zustand dringend ändern und fordern vom Management mehr Impulse für Gleichberechtigung.

Es lohnt sich für eine bessere Situation zu kämpfen, sagt Yvonne E. Unsinger, Sprecherin bei Women@DSAG und Vize-Sprecherin der DSAG-Arbeitsgruppe SuccessFactors.
Es lohnt sich für eine bessere Situation zu kämpfen, sagt Yvonne E. Unsinger, Sprecherin bei Women@DSAG und Vize-Sprecherin der DSAG-Arbeitsgruppe SuccessFactors.
Foto: DSAG

Es gebe zwar Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung von Frauen in der IT-Arbeitswelt, aber auch noch viel Luft nach oben, kommentiert Yvonne E. Unsinger, ebenfalls Sprecherin bei Women@DSAG, die Ergebnisse der Umfrage: "Es lohnt sich für eine bessere Situation zu kämpfen. Vor allem, um mit wirklich gleichberechtigten Frauen die Diversität und den Erfolg von Teams in Unternehmen zu stärken."