"Wenn man es wirklich ernst meint mit der Fachkräftesicherung, dann darf man die jungen Beschäftigten nicht verheizen", forderte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Berlin. Viele junge Beschäftigte seien einem erheblichen Druck ausgesetzt mit den entsprechenden Folgen für ihre Gesundheit. Für die DGB-Studie "Gute Arbeit" wurden insgesamt über 6000 Beschäftigte, darunter 1.238 unter 35 Jahren, zu Einkommen, Arbeitszeiten und Belastungen befragt.
Gehalt: Nur jeder Dritte verdient mehr als 2000 Euro im Monat
Viele junge Beschäftigte sind mit ihrer Einkommenssituation unzufrieden. Fast die Hälfte beurteilt sie als negativ, das gilt vor allem für die prekär Beschäftigten. Fast jeder Vierte verdient weniger als 1.500 Euro im Monat, jeder Sechste gar unter 800 Euro. Nur die Hälfte der Befragten ist unbefristet beschäftigt und verdient mehr als 1.500 Euro im Monat, etwa ein Drittel mehr als 2.000 Euro. Sehrbrock forderte deshalb Tariflöhne und den gesetzlichen Mindestlohn. "Tariflöhne sind auch für junge Beschäftigte immer noch die beste Lösung. Sie bleiben das wirkungsvollste Instrument, um Dumpinglöhne und Ausbeutung zu verhindern. Darüber hinaus brauchen wir endlich den gesetzlichen Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro."
Von Planungssicherheit kann bei vielen der Befragten keine Rede sein. 21 Prozent haben befristete Verträge, vier Prozent sind Zeitarbeiter und sieben Prozent schlagen sich als Minijobber durch. Unter den jungen Frauen hat sogar jede Zehnte nur einen Minijob. Dazu Sehrbrock: "Gerade prekär Beschäftigte haben mangels verlässlicher Perspektiven in einer wichtigen Lebensphase, in der persönliche Entscheidungen anstehen, zum Beispiel Familiengründung oder Altersvorsorge, keine Wahl."
Gehetzt und gestresst
Die Beschleunigung und Intensivierung der Arbeit hinterlässt auch bei den jungen Beschäftigten Spuren. Gut jeder zweite junge Beschäftigte hat den Eindruck, dass in den letzten Jahren immer mehr in der gleichen Zeit geschafft werden muss. Besonders Frauen machen diese Erfahrung, hier sind es 61 Prozent gegenüber 52 Prozent bei den Männern. René Rudolf, DGB-Bundesjugendsekretär, warnte: "Durch die zunehmende Belastung steigt auch bei den jungen Beschäftigten das Risiko von chronischen Erschöpfungszuständen. Burnout ist - man muss es leider so sagen - in der Mitte der Gesellschaft und auch bei den jungen Beschäftigten angekommen."
Dazu tragen auch viele Überstunden bei. Sie sind für 70 Prozent der jungen Beschäftigte die Regel. 41 Prozent leisten mehr als fünf Überstunden die Woche, für 19 Prozent sind es sogar regelmäßig mehr als zehn Stunden.