Werkstudenten statt Neueinstellungen
Die Positionen könnten unterschiedlicher nicht sein: Die einen Arbeitgeber verteidigen den sicheren Arbeitsplatz, um Absolventen überhaupt gewinnen und binden zu können. Die anderen sind im Zweifel bereit, der Kosteneinsparung mehr Gewicht zu verleihen. Unterhält man sich mit Arbeitnehmervertretern, kommt viel Unmut zum Ausdruck. So kritisiert Hansjörg Jäckel, Betriebsrat von SAP in Walldorf, wie der Softwaregigant Personalkosten spart. Zum Beispiel durch den zuletzt deutlich gestiegenen Anteil von Werkstudenten: "Sie teilen sich Vollzeitstellen, sind in betriebliche Abläufe eingebunden und führen die gleichen Arbeiten aus wie unbefristete Mitarbeiter."
Übernommen werden längst nicht alle. "Viele haben Zeit und Engagement investiert, was nicht bezahlt wurde." Damit nicht genug: Während SAP laut Jäckel mit einer kritikwürdigen Quote von 300 Azubis bei über 17.000 Beschäftigten in Deutschland weit weniger gesellschaftliche Verantwortung übernehme als die meisten Dax-Unternehmen, seien auch die Einführungsprogramme für Absolventen aus Kostengründen gekappt worden. Die Alternative laute nun Training-on-the-Job. "Statt in die Lernkurve zu investieren, wird erwartet, dass der Bewerber vom ersten Tag an voll produktiv ist."
Beim Bitkom weist man die Kritik an der zunehmenden Flexibilisierung von Personalkosten zurück. Pfisterer zufolge wird der unbefristete Arbeitsvertrag kaum das Standardmodell für Einsteiger bleiben. Um Mitarbeiter kennen zu lernen, die inzwischen weit ausgeprägtere Kompetenzen zeigen müssten als noch vor wenigen Jahren, sei "eine Befristung in den ersten zwei Berufsjahren legitim".
Immer mehr Firmen gehen dazu über, Bewerber lediglich befristet einzustellen. Haben Konzerne keine Stellen anzubieten, versuchen sie interessante Kandidaten mit Praktika an sich zu binden. Auch Zeitarbeit wird für immer mehr junge IT-Spezialisten zum Sprungbrett in den Arbeitsmarkt.
Einer vom Personaldienstleister DIS erstellten Statistik zufolge heuern vor allem mittelständische Firmen IT-Kräfte als Zeitarbeiter an. "Softwareentwickler, Datenbankexperten und SAP-Spezialisten sind stark gefragt", sagt Martin Mahler, Geschäftsbereichsleiter IT von DIS. Die Zeitarbeitsfirmen profitieren dabei von immer mehr Menschen, die sich auch als IT-Experten nicht unbedingt an ein Unternehmen binden wollten.