Leichter Aufwärtstrend im IT-Arbeitsmarkt
Inzwischen zeigt sich allerdings wieder ein leichter Aufwärtstrend im IT-Arbeitsmarkt. "Vor einem Jahr haben wir Personal abgebaut und Kurzarbeit eingeführt", blickt Infineon-Personalchef Christoph Marquardt zurück. "Heute investieren wir wieder vorsichtig in neues Personal." Für Marquardt, neben seiner operativen Aufgabe zusätzlich Sprecher der Initiative "HR Alliance", sind befristete Jobs nicht prekär: "Beschäftigungsfähigkeit geht vor Beschäftigungssicherheit. Man muss eine Balance finden zwischen der Verantwortung, die Unternehmen für ihre Mitarbeiter tragen, und der Verantwortung, die Beschäftigte für sich selbst übernehmen müssen."
Outsourcing von anspruchsvollen Aufgaben
Dass die Wirtschaft von ihren Mitarbeitern mehr Flexibilität und unternehmerisches Denken einfordert, ist die eine Seite der Medaille. Immer mehr junge, gute ausgebildete Fachkräfte, beobachtet Karl-Heinz Stroh, Personalvorstand der Baumarktkette Praktiker, wollen sich erst gar nicht binden. Sie haben beobachtet, dass "vormals bekannte Unternehmen in der IT-Branche nicht mehr existieren oder schnell die Eigentümer wechseln", so Stroh. Gleichzeitig werden zunehmend auch anspruchsvolle Aufgaben, etwa in der Softwareentwicklung, nach Indien und China ausgelagert. Laut Stroh fragen Einsteiger wie Profis: "Wenn mir die Unternehmen keine Stabilität des Arbeitsplatzes bieten können, warum sollte ich mich dann in einem klassischen Angestelltenverhältnis binden?"
Einem gut bezahlten, aber befristeten Engagement in einem unsicheren Unternehmen ziehen Absolventen aber immer noch einen sicheren Arbeitsplatz in einem soliden Betrieb vor. Sie möchten dort Wurzeln schlagen und sich weiterentwickeln. Viele IT-Anbieter haben das erkannt.
Das Karlsruher Softwarehaus CAS beispielsweise stellt Absolventen "in der Regel" sofort unbefristet ein. Laut Vorstand Martin Hubschneider waren es allein 2009 rund 30 neue Mitarbeiter, von denen viele zuvor ihre Diplomarbeit bei dem auf CRM spezialisierten Betrieb geschrieben haben. Ähnlich agiert der in Kerpen ansässige IT-Dienstleister Computacenter, der Absolventen zunächst überwiegend als Trainees einstellt. Bei dem Programm handelt es sich laut Personalleiter Thomas Leibfried zufolge um eine "teure und intensive" Ausbildung.
Allein die eingeschlossenen Cisco-Zertifizierungen würden größere Summen verschlingen. "Die Investition in einen Trainee amortisiert sich in drei bis fünf Jahren. Schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen wäre es fahrlässig, wenn wir die Teilnehmer dann nicht unbefristet übernehmen würden", so Leibfried. Dieser Argumentation schließt sich Uwe Kloos vom Münchner IT-Dienstleister Cirquent an. Mit jedem Mitarbeiter gehe man eine "vertragliche und emotionale Bindung" ein, so Kloos.
"Wer unser Unternehmen beim Kunden repräsentiert, kann nicht befristet angestellt sein", so der Münchner Personaler. Paul Lütke Wissing, Chef des Kölner Softwarehauses Sepago, glaubt ebenfalls an verbindliche Beschäftigungsverhältnisse, die aber von beiden Seiten gelebt werden müssten. Gesucht seien Mitarbeiter, die sich einsetzen und nicht dauernd schauen, ob es links oder rechts andere Jobs gibt.
"Ich bin überzeugt, dass man langfristig nur Mitarbeiter gewinnt, die dieses Commitment zeigen, wenn man ihnen höhere Sicherheit anbietet." Das lohne sich: "Damit stechen wir auch die Konkurrenz aus, die mit befristeten Verträgen und zum Teil besseren Gehältern versucht, Fachkräfte zu gewinnen."