HP versucht offenbar verstärkt, seine Druckerkunden dazu zu zwingen, die hauseigenen Tintenpatronen zu kaufen, statt auf günstigere Alternativen von Drittanbietern auszuweichen. Klagen über diese Praxis häuften sich, berichtet das US-Onlinemagazin Ars Technica. Die Beschwerden sind allerdings nicht neu. Schon früher wurde den großen Druckerherstellern vorgeworfen, ein lukratives Monopol mit eigenen Tinten und Tonern errichten zu wollen.
Stein des Anstoßes ist das Feature "Dynamic Security", das HP in die Firmware seiner Tintenstrahldrucker einbaut. Mit dieser Funktion können die Printer mit den in den Patronen integrierten Chips kommunizieren und so prüfen, ob der eingesetzte Tintentank von HP stammt. Die Funktion diene dazu die Customer Experience hochzuhalten, die Integrität der eigenen Druckersysteme zu bewahren und das geistige Eigentum zu schützen, heißt es bei HP.
HP-Drucker verlangen HP-Tinte und HP-Toner
"HP-Drucker sind für die Verwendung von Original-HP-Tintenpatronen und -Tonerkartuschen ausgelegt", ist auf der Website des Herstellers unmissverständlich zu lesen. "Wie in der Branche üblich, verwenden HP-Drucker ein Verfahren, um Patronen zu authentifizieren. Bei bestimmten Druckern umfasst dieses Verfahren das Feature Dynamic Security."
Diese Drucker-Programme sparen Tinte & Papier
Der Hersteller macht keinen Hehl daraus, dass Updates der Drucker-Firmware und damit auch von Dynamic Security zur Folge haben können, "dass Patronen, die einen nicht von HP stammenden Chip oder modifizierte oder nicht von HP stammende Schaltkreise verwenden, im Drucker blockiert werden". Das betrifft auch die gegenwärtig eingesetzten Patronen. Spielt ein Nutzer ein Firmware-Update ein, kann es passieren, dass der Drucker plötzlich nicht mehr funktioniert, weil keine Original-HP-Tinte verwendet wird.
Jahrelanger Streit um Dynamic Security
HP hat die Funktion Dynamic Security bereits 2016 eingeführt. Seitdem wird über das Tool gestritten. In verschiedenen Ländern wurden Sammelklagen eingereicht. Wettbewerbsbehörden und Verbraucherschutzorganisationen werfen dem Hersteller vor, den Wettbewerb zu behindern und seine Monopolstellung zum Nachteil der Konsumenten auszunutzen. HP musste bereits viele Millionen Dollar bezahlen, um solche Verfahren beizulegen.
Nun flammt der Streit neu auf, weil HP mit dem jüngsten Firmware-Update sein Security-Tool noch einmal schärfer gemacht hat. "HP hat seine Drucker dahingehend aktualisiert, dass sie keine 'Nicht-HP'-Tinte mehr verwenden", schreibt ein aufgebrachter User auf dem Online-Portal Reddit. Die Geräte zeigten nicht mehr die Meldung, 'wir können die Qualität nicht garantieren', sondern brächen den Druckvorgang vollständig ab. "Nachdem ich mich mit HP in Verbindung gesetzt hatte, teilte man mir mit, dass dies auf das jüngste Update aller Drucker zurückzuführen sei", berichtete u/grhhull.
Automatische Firmware-Updates ausschalten
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Berichte, wonach bestimmte Druckertypen von HP nach Updates plötzlich den Dienst verweigerten, weil keine Originaltinte verwendet wurde. Mit dieser Taktik verunsichert der Anbieter seine Klientel und will sie zwingen, Original-HP-Produkte zu verwenden, die in aller Regel teurer sind als Alternativen von Drittanbietern.
Eine Möglichkeit dem entgegenzutreten, besteht darin, keine Printer-Updates mehr einzuspielen. Funktioniert das Gerät aktuell problemlos mit Tinten anderer Anbieter, sollten User ihre Geräte so einstellen, dass die Firmware nicht automatisch aktualisiert wird, sondern dafür dediziert die Zustimmung eingeholt wird, lauten viele Ratschläge im Netz.
Druckertinte gehört zu den teuersten Flüssigkeiten der Welt. Hochgerechnet käme man bei herkömmlicher schwarzer Tinte im Mittel auf einen Literpreis von 2000 Euro. Für einen Liter teure Farbtinte müssten Kunden sogar durchschnittlich 8000 Euro auf den Tisch legen.
HP-Geschäft mit Tinte und Toner schrumpft
Für HP steht viel auf dem Spiel, da das Unternehmen mit einer Schwäche im PC-Geschäft zu kämpfen hat. Im Ende Januar abgeschlossenen ersten Quartal des Fiskaljahrs 2023 verzeichnete HP einen Umsatz von 13,8 Milliarden Dollar - ein Einbruch von fast 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Einnahmen im PC-Business schrumpften im Jahresvergleich um fast ein Viertel auf 9,2 Milliarden Dollar. Dagegen lief es im Druckergeschäft noch ganz ordentlich. Hier ging der Umsatz nur um 4,5 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar zurück.
Mit 61 Prozent machen die Verbrauchsmaterialien wie Tinte und Toner den Löwenanteil an diesem Geschäft aus. Doch dieser so wichtige Posten ist in Gefahr. Während die Einnahmen mit Druckerhardware leicht stiegen, ging der Supplier-Umsatz um sieben Prozent zurück. Doch ob die Maßnahme richtig ist, dieses Geschäft mit restriktiven Methoden zu schützen und damit die eigenen Kunden zu verärgern, scheint mehr als fraglich.