Was Teams, Zoom & Co fehlt

Gespräche am virtuellen Wasserspender

05.04.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Watercoolr will die informellen Gespräche unter Kollegen, wie sie vor Corona an der Kaffeemaschine oder Wasserspender stattfanden, in die virtuelle Welt überführen.
Ziel von Watercoolr ist es, informelle Gespräche vom Flur oder der Kaffeeküche in den virtuellen Raum zu übertragen.
Ziel von Watercoolr ist es, informelle Gespräche vom Flur oder der Kaffeeküche in den virtuellen Raum zu übertragen.
Foto: Shindig

Machen wir uns nichts vor: Viele der Büromitarbeiter, die vor gut zwei Jahren ihre Tätigkeit pandemiebedingt ins Home-Office verlegt haben, werden auch in Zukunft dort weiterarbeiten. Ein Hauptproblem neben der ungenutzten Büroflächen: Es stellt sich nach und nach heraus, dass die informellen Gespräche auf dem Flur, in der Kaffeeküche, vor dem Aufzug und andere spontane Begegnungen nicht nur für die Zufriedenheit der Mitarbeiter, sondern auch für die Kreativität und Produktivität wichtig waren.

"Vor der Pandemie konnten sich die Manager auf die durch die physischen Räumlichkeiten entstandenen informellen Netzwerke verlassen, um sicherzustellen, dass die eine Hand des Unternehmens im Allgemeinen wusste, was die andere tat, erklärt Shindig-CEO Steve Gottlieb, der den Anbieter einer virtuellen Event-Plattform 2009 gegründet hatte. "In der heutigen hybriden Arbeitswelt ist das nicht mehr selbstverständlich."

Eingeschränkter Wissensfluss

Was die isolierte Home-Office-Situation aus der Sicht der Mitarbeiter angeht, ergab eine aktuelle Umfrage von Microsoft unter anderem, dass sich 65 Prozent der Mitarbeiter jetzt weniger mit Kollegen und Arbeitsabläufen verbunden fühlen. 42 Prozent haben das Gefühl, dass der Wissensfluss eingeschränkt ist und mehr als die Hälfte der Mitarbeiter berichten, dass der Kommunikationsfluss begrenzt ist. Die Analyse ergab außerdem, dass die Zahl der Kollegen, mit denen die Mitarbeiter in Kontakt blieben, um 25 Prozent zurückging.

Dr. Nancy Baym, Senior Principal Researcher bei Microsoft und Mitverfasserin der Studie, mahnte angesichts dieser Ergebnisse an, dass Unternehmen proaktive Maßnahmen ergreifen sollten, damit die Mitarbeiter neue Informationen erhalten und über ihre Gruppe hinaus teilen. "Wenn man die Verbindungen verliert, hört man auf, innovativ zu sein. Es ist schwieriger, neue Ideen einzubringen, und Silodenken wird zu einer ernsthaften Gefahr", so Baym.

Ungezwunger Austausch

Mit Watercoolr hat Shindig nun eine Lösung entwickelt, um diese Dynamik auch für virtuelle Teams wiederherzustellen. So ermöglicht Watercoolr es Unternehmen, ihren eigenen sicheren, rund um die Uhr geöffneten, virtuellen Besprechungsraum einzurichten, in dem sich Teams zu Kaffeepausen, Ad-hoc-Meetings und informellen Zusammenkünften treffen können. Dort können sie sich ungezwungen austauschen, ähnlich wie in den Gesprächen, die sonst vielleicht in den Fluren, Aufzugshallen oder Gemeinschaftsbereichen ihrer physischen Büros stattgefunden hätten.

Zwar können mithilfe von Breakout Rooms auch in Teams, Zoom & Co. mehrere private Gespräche parallel geführt werden. Das Besondere an Watercoolr ist jedoch, dass sich die Mitarbeiter frei von einer Gruppe zur anderen bewegen, in Gespräche ein- und aussteigen und generell die gleiche Art von Ad-hoc-Interaktionen durchführen können wie im physischen Büro.

Die starke Nachfrage nach Videokonferenzen habe zu einer Vielzahl von Lösungen geführt, die sich nur geringfügig unterscheiden und die gleichen Mängeln aufwiesen, erklärt Rob Enderle, Präsident und Principal Analyst der Enderle Group. "Watercoolr hat ein Schlüsselproblem gelöst, das noch kein anderes Unternehmen angegangen ist, nämlich wie man zwanglose Gespräche und Kreativität zurück an den Arbeitsplatz bringen kann, indem man die persönliche Erfahrung so gut wie möglich nachbildet."

Angebot und Preise

Watercoolr ist in drei Paketgrößen erhältlich:

  • Die Office Lounge unterstützt bis zu 50 Nutzer und kostet 75 Dollar monatlich oder 900 Dollar pro Jahr;

  • Die Common Area unterstützt bis zu 250 Teilnehmer und kostet 250 Dollar pro Monat oder 3.000 Dollar im Jahr;

  • Die Meetin Hall eignet sich für maximal 500 Nutzer und kostet 400 Dollar pro Monat oder 4.800 Dollar jährlich.

Alle Pakete bieten einen 24/7-Zugang, Anmeldung via Single-Sign-On, Screen Sharing für alle Teilnehmer und Security gemäß SOC 2 Type II. Die Einstiegsversion für bis zu 50 Nutzer kann zwei Wochen lang kostenlos getestet werden.

Wonder als Alternative

Eine interessante - aktuell noch kostenlose - Alternative zu Watercoolr finden Unternehmen beim Berliner Startup Wonder. Das Unternehmen stellt via Browser sogenannte Spaces bereit, in den sich bis zu 500 Menschen bewegen und miteinander in Circles (maximal 14 Menschen) via Video kommunizieren können.