IT-Teams brauchen Vielfalt

Diversity für Anfänger

05.04.2012
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Gemischte Teams sind kreativer

Das bestätigen auch die Praktiker. "Meine Teammitarbeiter mit doppelter Staatsangehörigkeit öffnen Türen in andere Kulturen und sind damit für die globale Kundenbetreuung ein Glücksgriff", sagt HP-Führungskraft Maier. Und auch Microsoft-Personaler Bachmaier ist überzeugt, dass sich Diversity rechnet: "Mit divers zusammengesetzten Teams haben wir bessere Karten bei unseren Kunden und Geschäftspartnern." Denn auch sie wissen längst: Gemischte Teams arbeiten kreativer und innovativer als homogene Gruppen.

Das bestätigt die aktuelle McKinsey-Studie "Vielfalt siegt!" Demnach behaupten sich Unternehmen mit hoher personeller Vielfalt im Vorstand wesentlich besser am Markt als andere. Die Gesellschaften mit der höchsten Diversity im Vorstand erzielten in den Jahren zwischen 2008 und 2011 satte 53 Prozent höhere Kapitalrenditen und 14 Prozent höhere Betriebsergebnisse als Unternehmen mit geringerer Diversität. "Vielfalt schlägt sich schwarz auf weiß in der Ertragsrechnung nieder", resümiert McKinsey-Partner Thomas Barta. Für die Studie untersuchte die Management-Beratung 180 Unternehmen aus den klassischen Leitindizes in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Diversität wurde anhand des Anteils von Frauen und Ausländern im Vorstand bemessen.

Pluralismus als Unternehmensziel

Eine weitere Erkenntnis der Unternehmensberatung: Bis zur Hälfte des erwarteten Fachkräftemangels ließe sich durch mehr Diversity abfedern. Entscheidend sei, so die Forscher, den Pluralismus in der Belegschaft als Unternehmensziel zu verankern und Mitarbeiter strikt nach ihrer Leistung zu beurteilen. Nur so bekämen nicht die "Gleichen" eine Chance, sondern stets die "Besten". Um das zu erreichen, sei zu empfehlen, konkrete Ziele in Bezug auf Alter, Nationalität, Geschlecht, Auslandserfahrung etc. festzulegen.

Georg Bachmeier, Leiter Diversity und Recruiting bei Microsoft: "Diversity lässt sich nicht nach oben anordnen."
Georg Bachmeier, Leiter Diversity und Recruiting bei Microsoft: "Diversity lässt sich nicht nach oben anordnen."
Foto: Microsoft

In der Praxis mag das nicht immer leicht sein. Microsoft etwa will seinen Frauenanteil von derzeit 25 Prozent zwar weiter steigern, am liebsten auf 35 Prozent. Nur bis wann diese Marke erreicht sein soll, ist noch ungewiss. "Trotz der vielen Maßnahmen, die von Unternehmen ergriffen werden", so Bachmaier, "gibt es leider immer noch zu wenig weibliche Talente in der IT."

Experten raten, dennoch nicht nachzulassen. "Diversity funktioniert nicht auf Knopfdruck", sagt Merx. Erst nach sechs bis zehn Jahren stellten sich größere Veränderungen ein. Da bleibe genug Zeit für Werbemaßnahmen aller Art. (am)