Vom Apple I über die Apple Watch hin zum iPhone SE

Die turbulente Apple-Story

22.05.2017
Von  und
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.

2011 - 2012: Apple nach dem Tod von Steve Jobs

Im Jahr 2011 wird Apple so stark wie noch nie zuvor - und erleidet zugleich seinen größten Verlust. Am 5. Oktober 2011 erliegt Steve Jobs den Folgen seiner Krebserkrankung. Sein Tod nimmt Apple nicht nur seinen langjährigen Chef und Gründer, sondern auch einen Technik-Visionär und Perfektionisten. Die Nachfolge von Jobs tritt Tim Cook bereits vor dessen Tod an - er soll die Erfolgsgeschichte von Apple nun weiterführen. Zum Start der Cook-Ära gelingt das auch ganz gut - aber das Image bekommt erste Kratzer.

2012 erzielt Apple knapp 50 Prozent seines Umsatzes mit dem iPhone. Vom iPhone 5 verkauft Apple innerhalb der ersten drei Tage nach Verkaufsstart weltweit fünf Millionen Exemplare - und handelt sich Ärger ein. Denn mit dem iPhone 5 und dem neuen Betriebssystem iOS 6 ersetzt Apple damals die bislang fest installierten Google-Karten durch einen eigenen Kartendienst. Dieser ist an vielen Stellen weniger detailliert und zum Teil auch fehlerhaft. Cook entschuldigt sich dafür in einem offenen Brief bei den Kunden und gelobt Besserung. Zudem entlässt die Apple-Führung nach dem Maps-Debakel den zuständigen Manager Scott Forstall und stärkt die Stellung von Design-Chef Jonathan Ive als kreative Schlüsselfigur. Im Segment der Tablet-Computer dominiert das iPad weiterhin den Markt. Doch die Android-Konkurrenz hat Apple vom Tablet-Kuchen ein sehr großes Stück abgeschnitten.

Das MacBook Air gibt weiterhin den Trend für Notebooks vor und die Verkäufe von Apple-Computern steigen, während der Rest der PC-Branche mit schwacher Nachfrage kämpft. Apple sitzt damals auf einem Bargeldbestand von mehr als 100 Milliarden US-Dollar. Daher kündigt das Management im März 2012 an, seine Aktionäre erstmals seit 17 Jahren wieder über eine Dividende am Gewinn zu beteiligen und Aktien zurückzukaufen.

Ein weiterer Konfliktherd ist der Patentkrieg gegen Google und deren mobiles Betriebssystem Android, den Steve Jobs im Jahr 2011 angezettelt hatte. Auf Klagen gegen Android-Hersteller wie Samsung oder HTC folgen Gegenklagen in aller Welt. Mit HTC schließt Apple dann eine zehnjährige Lizenzvereinbarung, noch bestehende Klagen werden beiderseitig fallen gelassen. Besonders hart aber ist der Kampf gegen Samsung: Apple wirft den Südkoreanern vor, seine iPhones und iPads kopiert zu haben. Samsung führt seinerseits technische Patente, etwa für den Funkstandard UMTS, ins Feld. Im August 2012 erzielt Apple schließlich einen Sieg über Samsung in Kalifornien, wo Geschworene dem US-Konzern mindestens 1,05 Milliarden Dollar Schadenersatz zusprechen. Die Entscheidung wird jedoch im März 2013 in Teilen wieder gekippt und der zugesprochene Schadenersatz halbiert.

2013: Alles neu und doch irgendwie erwartet

Neue Apple-Produkte gibt es 2013 viele. Zu den wichtigsten Neuheiten zählen natürlich die traditionell im September vorgestellten iPhone 5S und iPhone 5C. Letzteres sorgt als sogenanntes "Billig-iPhone" für Schlagzeilen, auch wenn es nicht wirklich billig ist. Eigentlich ist das iPhone 5C nicht mehr als ein neu und ziemlich bunt verpacktes iPhone 5. Entsprechend enttäuscht zeigen sich viele Fans auch vom "Nicht-wirklich-billig-iPhone". Mehr Aufmerksamkeit erlangt hingegen das iPhone 5S. Neben dem ersten 64-Bit-Prozessor A7 macht das Smartphone vor allem mit seinem Touch ID-Feature von sich reden. Das Entsperren des Smartphones erfolgt nun durch "Daumenauflegen". Für Kritiker ist das ein gefundenes Fressen: Apple sammle nun Fingerabdrücke und keiner wisse, was mit den Daten geschieht. Nichtsdestotrotz vermeldet Apple am ersten Verkaufswochenende einen Verkaufsrekord: Neun Millionen Exemplare des iPhone 5S sind verkauft. Was das iPad angeht, überrascht Apple im Oktober 2013 mit dem iPad Air, dessen geringes Gewicht und ultradünnes Gehäuse für Verblüffung sorgt.

Softwareseitig bringt Apple mit iOS 7 eine überarbeitete Version seines mobilen Betriebssystems auf den Markt, die mit frischem Design und neuen Funktionen aufwartet. Die Veränderungen bei der Bedienung gehen jedoch natürlich nicht ohne Kritik einher. Doch am seit Jahren unveränderten "Look & Feel" des iPhones muss sich zu diesem Zeitpunkt etwas ändern, denn die Konkurrenz aus dem Android- - und inzwischen auch dem Windows-Phone-Lager - wird stärker.

Beim Mac gibt es 2013 ebenfalls etwas Neues: Der Mac Pro erregt mit seinem futuristischen Design viel Aufmerksamkeit. Das ist auch bitter nötig, denn den Markt für professionelle Anwender hat Apple über die letzten Jahre vernachlässigt.

2014: Display-Wachstumsschub und der U2-Clou

Das Jahr 2014 beginnt bei Apple so richtig erst zur Jahresmitte, als auf dem eigenen Entwicklerforum iOS 8 und Mac OS X 10.10 Yosemite in der ersten Beta-Version vorgestellt wird. Revolutionär sind beide Betriebssysteme nicht, allerdings werden sie optisch an den Stand der Zeit angepasst.

Im September 2014 stellt das Unternehmen aus Cupertino schließlich die neuen iPhone-Modelle mit größeren Displays vor. Der Druck des Marktes zwingt Apple quasi dazu, sich von den bisherigen Display-Größen (vier Zoll) zu verabschieden. Das iPhone 6 kommt folglich mit einer Screen-Diagonale von 4,7 Zoll, das iPhone 6 Plus mit einem 5,5-Zoll-Touchscreen. Am ersten Wochenende nach dem Release verkauft Apple zehn Millionen Exemplare der neuen iPhone-Generation. Akribisch wie immer wird nach dem Haar in der Suppe gesucht - und gefunden. So werden einige, offensichtlich mit Gewalt verbogene, Exemplare des iPhone 6 Plus unter der Bezeichnung "Bendgate" zum weltweiten Medienspektakel hochgejubelt. Während diese "Affäre" schnell wieder in der Versenkung verschwindet, handelt sich Apple selbst Ärger ein. Das beginnt mit der kostenlosen "Zwangsbeglückung" aller iTunes-Nutzer mit dem U2-Album Songs of Innocence. Viele Nutzer beschweren sich über die ungefragte Aufnahme in ihre Musikbibliothek. Was als PR-Clou gedacht ist, endet schließlich damit, dass U2-Frontmann Bono sich öffentlich entschuldigt und Apple eine Software zur Entfernung des Albums zur Verfügung stellt.

Wenig Freunde macht sich Apple auch mit dem eilig veröffentlichten Update iOS 8.0.1, das einige Bugs der Vorgängerversion bereinigen soll. Stattdessen tauchen neue Probleme auf: Nutzer berichten von Problemen mit Touch ID sowie dem Mobilfunk - Apple zieht das Update daraufhin zurück. Erst mit iOS 8.1 funktionieren alle angekündigten Features. Wirklich geschadet haben Apple diese Ausrutscher scheinbar nicht: Rekordverkäufe und Rekordgewinn sind das Ergebnis des vierten Quartals 2014.

Im Oktober 2014 startet Apple in den USA - auf Basis von iOS 8.1 - sein Mobile-Payment-System Apple Pay. Nicht wenige Experten erwarten sich durch das NFC-basierte Apple Pay einen deutlichen Schub, wenn es um das Bezahlen per Smartphone geht. In den USA findet das Bezahlsystem auch zunehmend Akzeptanz. Der Europa-Start von Apple Pay erfolgt Mitte 2015 - zunächst ausschließlich in Großbritannien.