Das neue Jahrtausend: Die Zeit der großen Veränderungen
Für den neuen Mann im SAP-Führerhaus beginnen unruhige Zeiten. Das Platzen der Dotcom-Blase beutelt auch den inzwischen größten europäischen Softwarekonzern. 2003 beklagen die Walldorfer erstmals in ihrer Firmengeschichte rückläufige Einnahmen. Der Jahresumsatz liegt mit rund sieben Milliarden Euro etwa fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Softwerker reagieren und bauen ihr Portfolio um. Die Strategie wird maßgeblich durch das neue Paradigma der Serviceorientierten Architekturen (SOA) geprägt.
SAP entwickelt mit Netweaver eine offene Integrationsplattform, die 2004 in einer ersten Version auf den Markt kommt und auf der sich künftig verschiedenste Software-Services auch von anderen Anbietern kombinieren lassen sollen. SAP-Chef Kagermann wird nicht müde, seinen Kunden immer wieder die Vorteile der neuen Softwarearchitektur zu predigen, und fordert sie auf, auf die aktuellen ERP- und Busness-Suite-Releases zu wechseln.
Aber die Masse der mittlerweile auf fast 25.000 Unternehmen in 120 Ländern angewachsenen Kundenbasis reagiert träge. Viele hängen an ihren R/3-Installationen, die sie vor der Jahrtausendwende aufwendig eingeführt haben. Sie fürchten mit dem erneuten Umstieg wieder mühselige Softwareprojekte und wollen außerdem keine neuen Lizenzen kaufen. Doch die Beharrlichkeit des SAP-Managements scheint sich auszuzahlen.
Im Lauf der Jahre ziehen die Kunden nach, und die Buchhalter in Walldorfer verzeichnen wieder steigende Umsätze - obwohl SAP seine Kunden mit Rabatten locken muss. 2007 durchbricht der Jahresumsatz erstmals die Zehn-Milliarden-Euro-Grenze. Neben dem organischen Wachstum setzen die SAP-Verantwortlichen zunehmend auch auf Übernahmen. Mit der Akquisition des Analytics-Spezialisten Business Objects, die 2008 abgeschlossen wird, tätigen die Walldorfer ihren ersten Milliarden-Deal (4,8 Milliarden Euro). Es wird nicht der letzte sein. 2010 übernimmt SAP für 4,6 Milliarden Euro den Datenbank- und Mobile-Spezialisten Sybase, Ende 2011 steckt man rund 2,5 Milliarden Euro in die Akquisition von Successfactors, einem Anbieter von Human-Capital-Management-Lösungen (HCM) aus der Cloud.