Softwareproduzent von Weltrang

Die Geschichte der SAP

15.07.2012
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Die R/2-Ära: Der Host ist das Maß aller Dinge

1980 - Das erste SAP-Gebäude.
1980 - Das erste SAP-Gebäude.
Foto: SAP

Um 1980 stellen die SAP-Verantwortlichen die Weichen neu. Das Unternehmen verlegt seine Firmenzentrale 30 Kilometer nach Süden in den Ort Walldorf und setzt dort den ersten Spatenstich für ein eigenes Rechenzentrum. Hier entsteht auch die neue Programmgeneration R/2. In dieser Zeit verabschiedet sich Wellenreuther aus dem Gründerquintett. Zum zehnten Geburtstag 1982 zählt SAP bereits über 250 Firmenkunden und erzielt einen Umsatz von rund 24 Millionen Mark. Die Mitarbeiterzahl steigt über 100.

Angespornt von den Erfolgen in Deutschland, nimmt SAP nun internationale Märkte ins Visier. 1986 eröffnet der Anbieter in Österreich seine erste Landesgesellschaft und präsentiert seine Technik auf der schon damals weltgrößten Computermesse CeBIT in Hannover. Weitere Niederlassungen in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Spanien folgen.

Im Oktober 1988 nimmt SAP mit dem Börsengang eine weitere Hürde auf dem Weg zum internationalen Softwarekonzern. Im ersten Börsenjahr stehen Einnahmen von 340 Millionen Mark sowie unter dem Strich ein Gewinn von fast 70 Millionen Mark zu Buche. Das "Manager Magazin" kürt SAP zum Unternehmen des Jahres.

Die R/3-Ära: Neues Paradigma mit Client-Server-Architektur

Foto: SAP

Doch die Walldorfer können sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Ende der 80er Jahre steht dem Softwareanbieter und seinen mittlerweile über 1000 Kunden ein Umbruch ins Haus. Das Zeitalter der Großrechner neigt sich dem Ende entgegen. PCs dominieren die Arbeitsplätze, die Client-Server-Architektur wirft ihre Schatten voraus. SAP pumpt viel Geld in die Entwicklung und präsentiert auf der CeBIT 1991 die neue Softwaregeneration R/3, die das kommende Jahrzehnt maßgeblich prägen wird. Mit der Marktreife im folgenden Jahr läutet der Konzern die nächste Wachstumsphase ein. 1994 durchbricht der Umsatz erstmals die Milliardengrenze.

Um das Tempo zu halten, setzen die Walldorfer auf die weitere Internationalisierung ihres Systems. Ab 1993 gibt es R/3 auch auf Japanisch. Gleichzeitig öffnet SAP das System für weitere Plattformen. Einen entscheidenden Schub bekommt R/3 mit dem Bündnis zwischen SAP und Microsoft sowie der Portierung auf Windows NT. Außerdem laufen die SAP-Programme nun auf allen relevanten Risc-Plattformen. Mit IBM, Microsoft und der Deutschen Telekom gewinnen die Walldorfer in diesen Jahren namhafte Großkonzerne als Kunden.

Foto: SAP

Im Lauf der 90er Jahre kündigt sich auch ein Generationenwechsel im Vorstand an. 1996 scheidet Hector aus dem operativen Geschäft aus und verkauft seine SAP-Aktien. Zwei Jahre später - kurz vor dem Gang an die Wallstreet - ziehen sich Hopp und Tschira aus dem Vorstand zurück und wechseln in den Aufsichtsrat. Die Zügel hält nun Plattner in der Hand, der gemeinsam mit Henning Kagermann als Doppelspitze in Walldorf agiert. Nach Kagermann, der bereits 1991 in den Vorstand berufen worden war, rückt mit Peter Zencke (1993) sowie Claus E. Heinrich und Gerhard Oswald (1996) die nächste Management-Generation nach.

Mit dem frischen Blut in der Vorstandsetage kommt neuer Schwung in die Produktentwicklung. 1999 verkündet Plattner als letzten großen Wurf seiner operativen Amtzeit mit der mySAP.com-Strategie eine komplette Neuausrichtung. Im Zuge der damaligen Internet- und New-Economy-Welle prägen Web-Technologien, E-Commerce und E-Business zunehmend die Produktstrategie.

Die Weichen dafür stellt allerdings bereits Plattners designierter Nachfolger Kagermann, der 2003 das SAP-Ruder allein übernimmt. Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und löst seinen Gründerkollegen Hopp als Aufsichtsratsvorsitzenden ab. Damit verabschiedet sich der letzte der Gründerväter von seiner aktiven Vorstandsrolle. Eine Ära geht zu Ende.