2. Applikations-Portfolio-Management und Applikationsstrategie
Der Erfolg von Konsolidierungs- und Virtualisierungsmaßnahmen und erzielbare Einsparungen sind entscheidend von der Bereinigung der Applikationslandschaft abhängig. Die so genannten "Vampire Applications" müssen jetzt ausgemustert werden. In den meisten Unternehmen wurde das Applikations-Portfolio noch nicht rationalisiert beziehungsweise vereinfacht. Bereichs- und geografieübergreifend werden ähnliche beziehungsweise doppelt vorhandene Applikationen genutzt; viele davon sind veraltet beziehungsweise sind wartungsaufwändig und hätten schon vor langer Zeit "abgeschossen" werden sollen. Doch wie Vampire leben sie einfach weiter. In vielen Firmen wird quer über Abteilungen und Niederlassungen hinweg mit einer Patchwork-Decke an Legacy-Applikationen gearbeitet. Dieses miteinander verwobene Applikations-Wirrwarr ist meist die Folge von lokal oder bereichsintern getroffenen Entscheidungen bzw. von Fusionen/Akquisitionen. Ein solcher IT-Betrieb ist teuer und unflexibel, wirkt sich negativ auf die Gewinnspanne aus und führt dazu, dass weniger neue Umsätze generiert werden. Außerdem fehlt damit in Zeiten des Wandels die erforderliche Flexibilität.
Wie können solche überflüssigen Applikationen und die damit verbundenen Kosten "entsorgt" werden? Unternehmen, die das erfolgreich in Angriff genommen haben, konnten ihr Applikations-Portfolio um bis zu 75 Prozent verkleinern, steigerten ihre Agilität, vereinfachten den Betrieb, reduzierten den Personalstand und verdoppelten ihre Rechnerleistung - und das alles für das gleiche oder sogar weniger Geld und operativen Aufwand. Auch die Softwarekosten sanken signifikant; die damit erzielten Einsparungen machten knapp 50 Prozent der Gesamteinsparungen aus.
Solche Anwendungen sind nur noch da, weil man zu träge ist, sich darum zu kümmern, und weil diejenigen, die das Ganze finanziell stemmen, nach wie vor politisch dahinter stehen. Zudem ist man sich nicht im Klaren darüber, wie negativ sich diese Applikationen auf die Gewinnspannen und die Reaktionsfähigkeit des Unternehmens auswirken, wenn geänderte Anforderungen adressiert werden müssen. Um den kulturellen und politischen Widerstand zu brechen und wieder Ordnung zu schaffen, sind eine starke Geschäftsführung und ein starkes IT-Management von Nöten.
Angesichts des Schocks, den die weltweite Finanzkrise ausgelöst hat, ist jetzt der beste Zeitpunkt, hier endlich eine Lösung zu finden. Es sollte möglich sein, die operativen Kosten der betroffenen Applikationen innerhalb von fünf Jahren um bis zu 75 Prozent zu senken und gleichzeitig die Rechenleistung und Agilität weiter auszubauen.
Die Applikationsstrategen müssen dann allerdings auch nach vorne blicken und Themen wie Service-orientierte Architekturen (SOA) und Software as a Service (SaaS) mit berücksichtigen sowie die Ablösung von "heiligen Kühen" und großen Legacy-Applikationen angehen.