Heiße Eisen anpacken

Die Firma - dein Freund und Helfer

26.01.2013
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Vorbildfunktion der Führungskräfte

Neben anonymen Beratungsstellen gehören auch spezielle Trainings für Führungskräfte. In denen werden sie für das Thema sensibilisiert und lernen angemessene Verhaltensweisen im Umgang mit den betreffenden Kollegen. Inhalte solcher Lehrgänge sind zum Beispiel: das Bewusstmachen der eigenen Vorbildfunktion, die Kontrolle der Sicherheitsvorschriften, das diskrete Handling des Problems im Team sowie die Unterstützung der Mitarbeiter durch Verweis auf die Hilfsangebote.

Ganz wichtig aber ist auch die richtige Einordnung der Schwierigkeiten. So ist ein schlechtes Gewissen auf jeden Fall fehl am Platz. "Führungskräfte haben nicht versagt, wenn in ihrem Team solche Probleme auftreten", erklärt Heilmann. "Sie haben nur dann versagt, wenn sie genau das ignorieren."

Leichter gesagt als getan? Keine Frage: "Die Ansprüche an Vorgesetzte steigen", sagt Professor Bernhard Allmann, Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheits-Management in Saarbrücken. "Einerseits sollen sie in ihrem Team ein Bewusstsein für die Gesundheit schaffen und Defizite schnell erkennen. Andererseits dürfen sie sich nicht selbst überfordern und versuchen, die Rolle von Hobby-Psychologen zu übernehmen."

Brigitte Kaluscha-Voigt, Computacenter, weiß: "Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern ein Vorbild sein." Das schafft oft noch mal besonderen Stress.
Brigitte Kaluscha-Voigt, Computacenter, weiß: "Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern ein Vorbild sein." Das schafft oft noch mal besonderen Stress.
Foto: Privat

Diese Zwickmühle kennt auch Brigitte Kaluscha-Voigt, Consultant Human Resources bei Computacenter in München. "Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern ein Vorbild sein, zugleich sind sie aber auch selbst besonders belastet", so die Personalerin. "Wer aber selber belastet ist, kann anderen nicht genug den Rücken freihalten." Computacenter bietet seinen rund 4700 Mitarbeitern in Deutschland seit 2008 ein Lebenslagen-Coaching mit Telefon-Hotline, Beratungsgesprächen und Webinaren an. Doch das allein reicht dem IT-Dienstleister nicht mehr. Um speziell die Vorgesetzten für ihre Aufgaben zu rüsten, nimmt die Firma ab 2013 maßgeschneiderte Führungskräftetrainings in ihr Programm auf. Titel: "Gesund führen - sich selbst und andere". Kaluscha-Voigt ist überzeugt, dass sich auch dieses Angebot rechnen wird: "Jedes Problem, das gelöst wird, ist ein Erfolg."

Ein Erfolg übrigens nicht nur für den betreffenden Mitarbeiter, sondern auch für dessen Chef. Je weniger Sorgen seine Mitarbeiter mit sich herumtragen, desto leistungsfähiger arbeiten sie, und das wiederum kurbelt die Produktivität der ganzen Abteilung an. Gesundheitsprofessor Allmann verweist auf einen wichtigen Zusammenhang: "Schlechte Führungskräfte nehmen beim Abteilungswechsel ihre Krankenstände mit", sagt er. "Gute aber auch." Heiße Eisen anzupacken, zahlt sich also aus. Wer die Probleme rechtzeitig anspricht, sorgt nicht nur für gesündere Mitarbeiter, sondern gleichzeitig auch für gesündere Bilanzen.