Trovarit ERP-Zufriedenheitsstudie 2016

Die Ansprüche der Anwender an ihre ERP-Systeme steigen

28.09.2016
Von  und
Karsten Sontow ist Vorstand der Trovarit AG in Aachen.
Analyst bei der Trovarit AG

Anforderungen an Dokumentation steigen

Die Dokumentation der Systeme bietet ebenfalls Anlass zur Kritik. Dabei wirken mehrere Mechanismen zusammen: Die Lösungen werden umfassender und ihre Bedienung in der Folge anspruchsvoller. Damit steigen aber auch die Anforderungen an die technische Dokumentation sowie an Schulungsunterlagen für den Endanwender. Gleichzeitig erhöhen sich auch die Innovationsfrequenz und -umfang seitens der Anbieter, was sich in kürzeren Release-Zyklen und umfassenderen Neuerungen widerspiegelt. Der Schulungs- und Informationsbedarf steigt dadurch insgesamt deutlich.

Gleichzeitig erfordert die zielgruppengerechte, aktuelle Dokumentation einer umfassenden Software seitens der Anbieter viel Aufwand und Kosten, die die meisten Kunden nur ungerne zahlen - auch weil in vielen Organisationen der Schulungs- und Informationsbedarf zunächst nicht so offensichtlich ist. Diese Problematik verschärft sich mit dem Umfang der Software-Pakete sowie mit dem Grad der kundenspezifischen Individualisierung, zum Beispiel im Projektgeschäft. Viele Anbieter haben das Problem der Dokumentation zwar erkannt. Sofern sie diesbezüglich aktiv Maßnahmen ergriffen haben, treffen viele moderne Präsentationsformen wie beispielsweise Wikis, kontext-sensitive Hilfen oder Online-Tutorials momentan aber eher noch auf Zurückhaltung seitens der Anwender.

Auch die "Internationale Einsetzbarkeit der ERP-Software" stellte sich als Schwachpunkt dar. Angesichts eines "schwachen Gut" bestehen offenbar erhebliche Unterschiede im Hinblick auf die Möglichkeiten, mit einer Lösung beispielsweise die verschiedenen rechtlichen und sprachlichen Anforderungen zu adressieren, die ein internationaler Einsatz einer zentralen ERP-Lösung mit sich bringt. Ähnlich kritisch stellt sich der Aspekt der "Formulare & Auswertungen" dar.

Schlanke ERP-Lösungen schneiden besser ab

ERP-Zufriedenheitsstudie 2016 von Trovarit: Systeme im Zufriedenheitsportfolio "Zufriedenheit insgesamt".
ERP-Zufriedenheitsstudie 2016 von Trovarit: Systeme im Zufriedenheitsportfolio "Zufriedenheit insgesamt".
Foto: Trovarit

Trotz aller Probleme sind die Anwenderunternehmen mit ihren eigesetzten ERP-Systemen im Großen und Ganzen zufrieden, wie die aktuelle Studie wieder einmal gezeigt hat. Bei der Einordnung der Ergebnisse ist jedoch zu berücksichtigen, dass "schlanke" ERP-Lösungen, ausgesprochene Branchenlösungen und/oder Lösungen kleinerer Anbieter mit verhältnismäßig kleinem Kundenstamm tendenziell besser abschneiden, wenn es um Anwenderzufriedenheit geht.

Die Gründe hierfür sind unter anderen die geringere Komplexität der oft funktional beziehungsweise branchenbezogen klar fokussierten Systeme, die enge und intakte Beziehung mit einer überschaubaren Kundenbasis sowie die Tatsache, dass die Installationen häufig auf aktuellem Release-Stand sind und dadurch meist über eine bessere Oberflächenergonomie sowie Benutzerführung verfügen.

Die Anbieter der Lösungen mit weit überdurchschnittlichen Zufriedenheitswerten pflegen meist eine offene und vor allem sehr intensive Kommunikation mit ihren Kunden. Ein weiterer Vorteil ist hier sicher auch, dass Systementwicklung, Systemintegration - also Einführungsdienstleistungen - und zum Teil auch die Betreuung in der Betriebsphase meist buchstäblich "aus einer Hand" kommen. Dies gilt auch für die ERP-Systeme, die eher in der mittleren "Gewichtsklasse" anzusiedeln sind und dort deutlich überdurchschnittlich abschneiden, wie OpaccERP, TOSCA, FEPA, CANIAS und SIVAS.

Von den weiter verbreiteten Lösungen im Mittelsegment mit Installationen zwischen 25 und 100 Usern ist vor allem APplus sehr gut positioniert. ABAS folgt hier mit einigem Abstand. In der Kategorie der Lösungen für größere Installationen (über 100 User) schneiden im Jahr 2016 IFS Applications und Dynamics AX überdurchschnittlich ab. Mit spürbaren Abstand folgen in dieser Gewichtsklasse die Lösungen SAP ERP und Infor ERP M3.