Warum sich VDI nur selten lohnt

Desktop-Virtualisierung - ein Flop?

22.11.2012
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

VDI-Einsatzfeld medizinische Datenverarbeitung

„Wir stellen von Fat auf Thin Clients um, um Strom zu sparen“, Mario Exnowski, Regionalleiter IT der Asklepios-Kliniken in Nordhessen.
„Wir stellen von Fat auf Thin Clients um, um Strom zu sparen“, Mario Exnowski, Regionalleiter IT der Asklepios-Kliniken in Nordhessen.
Foto: Asklepios

Ein Beispiel für eine gelungene VDI-Implementierung liefern die nordhessischen Betriebe der privatwirtschaftlichen Asklepios-Gruppe, die in Deutschland insgesamt über 100 Einrichtungen unterhält. Zur Region Nordhessen gehören sechs Kliniken und ein Gesundheitszentrum. Insgesamt arbeiten dort rund 1200 Anwender mit IT, von denen mittlerweile 400 ihre Benutzerumgebung mit Xen Desktop nutzen. Diese Anwender haben schon eine Weile Erfahrungen mit Application Streaming via XenApp gesammelt und werden nun seit etwa zweieinhalb Jahren einer nach dem anderen auf Xen Desktop migriert.

Geradezu typisch für sinnvolle VDI-Projekte: Alle Anwender nutzen dasselbe KIS (Krankenhausinformationssystem). "Je mehr Funktionen wir von anderen Anwendungen in dieses KIS integrieren, desto sinnvoller wird der Einsatz von VDI", erklärt Mario Exnowski, Regionalleiter IT der Asklepios-Kliniken in Nordhessen.

Angefangen hat das Projekt 2007 mit einer Virtualisierung der damals 114 Server. Heute gibt es 16 Maschinen, auf denen insgesamt 84 virtuelle Server laufen. Zunächst wurden die Benutzer außerhalb der Zentrale in Bad Wildungen auf XenApp migriert. Übertragungsprobleme gibt es dabei deshalb nicht, weil die Anbindung ans Rechenzentrum über 8 MBit/s schnelle VPN-Verbindungen läuft. Ursache für das Virtualisierungsvorhaben war vor allem die Softwareverteilung. "Bei 700 Endgeräten ist ein schneller Roll-Out problematisch", sagt Exnowski.

Derzeit wird jede Applikation, die sich nicht in XenApp packen lässt, direkt in XenDesktop integriert und bekommt nur noch im Einzelfall einen eigenen Server. Hardwareseitig verwendet das Klinikum heute unter anderem 15 in die Visitenwagen integrierte Wyse-Thin-Clients mit WLAN-Anbindung. Als Fat Clients dienen HP-PCs. iPads gibt es auch, jedoch als offizielles Werkzeug der Klinik bei Visiten und nur für Infozwecke, nicht als von zu Hause mitgebrachtes Gerät. Dateneingaben ins KIS sind von dort noch nicht möglich, jedoch geplant. Bis alle Mitarbeiter auf VDI umgestellt sind, wird es noch ein Jahr dauern. Das hängt auch damit zusammen, dass der Umstieg mit der Migration auf Windows 7 zusammengelegt wird. Wer umsteigt, bekommt statt des alten Fat Clients einen Thin Client, "um Strom zu sparen", so Exnowski. Er würde am liebsten Zero Clients nutzen, "aber auf denen, die wir ausprobiert haben, laufen bestimmte Anwendungen nicht", bedauert der IT-Manager.

Insgesamt bewertet er das Projekt als Erfolg. "Die Anwender finden es positiv, dass ihre Desktops im Hintergrund gestartet werden und das Hochfahren am Arbeitsplatz nur fünf Sekunden dauert. Ärzte, die oft in unterschiedlichen Abteilungen unterwegs sind, haben nun sofort an jedem Standort ihre gesamte Arbeitsumgebung wieder vor Augen." Auch die sonst häufig problematischen Microsoft-Lizenzkostenfragen ließen sich bei Asklepios durch eine unternehmensweite Vereinbarung mit der Asklepios-Zentrale kostengünstig lösen. Citrix half seinerseits mit, dass die Kosten nicht ausufern: Der Hersteller tauschte die bisherigen 220 XenApp-Lizenzen für Concurrent User bei der Migration auf Xen Desktop in 520 Device-bezogene Lizenzen um. Nun spart das Gesundheitsunternehmen beim Management, da Endgeräte nicht mehr konfiguriert werden müssen, und, wie Exnowski betont, an der Stromrechnung - ein Faktor, den Gartner in seinem Paper über wichtige Faktoren bei der Client-Virtualisierung für unwesentlich hält.