Warum sich VDI nur selten lohnt

Desktop-Virtualisierung - ein Flop?

22.11.2012
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.
Konzepte zur Desktop-Virtualisierung wie VDI konnten sich bisher nicht auf breiter Front durchsetzen. Das hat sowohl technische, als auch finanzielle Gründe.
„Derzeit sind nur zwei Prozent der Desktops weltweit als VDI realisiert“, Chris Wolf, Vice President Research bei Gartner.
„Derzeit sind nur zwei Prozent der Desktops weltweit als VDI realisiert“, Chris Wolf, Vice President Research bei Gartner.
Foto: Gartner

Ganze ein bis zwei Prozent der weltweit installierten 15 Millionen Desktops werden derzeit im Rahmen einer VDI (Virtual Desktop Infrastructure)-Implementierung komplett direkt vom Server geladen. Das jedenfalls berichtet Chris Wolf, Vice President Research bei Gartner. Bedenkt man, dass die Technologie schon seit Jahren offensiv beworben wird, ist das nicht sonderlich viel. Immerhin soll der Anteil der Desktops, die über VDI bereitgestellt werden, bis 2015 auf 8 bis 10 Prozent steigen - das wäre eine Vervierfachung, aber noch längst keine breitflächige Implementierung. Das Marktvolumen des weltweiten VDI-Marktes gibt IDC für 2011 mit rund 600 Millionen US-Dollar an, der westeuropäische Anteil liegt bei knapp 20 Prozent. Bis 2015 soll der weltweite Umsatz mit VDI auf 1,15 Milliarden Dollar gestiegen sein.

Dass die Durchsetzung eines, zumindest oberflächlich betrachtet, einleuchtenden Konzepts auf sich warten lässt, ist an sich nichts Neues. Bei VDI stehen den unbestreitbaren Vorteilen - einheitliche und einfachere Verwaltung aller einbezogenen Desktops sowie dadurch bedingt auch eine höhere Sicherheit - eine Reihe spezifischer, aber anscheinend sehr gewichtiger Hemmschuhe gegenüber. Wolfgang Schwab, Manager Advisor & Program Manager Efficient Infrastructure bei der Experton Group, verweist zunächst auf die technisch unreifen ersten Produktgenerationen.

"Die Tests mit den VDI-Produkten der ersten Generation vor drei bis vier Jahren verliefen allesamt unerfreulich", fasst er zusammen. Und wenn im Ernstfall das Rechenzentrum stehe, weil VDI versagt, sei das ein Risiko, das niemand ernsthaft eingehen wolle. Heute seien die Produkte zwar stark verbessert, doch "jeder erinnert sich noch an die Anfangsjahre und zögert deshalb." Als besonders tückisch erweisen sich in der Praxis immer wieder hohe Bootlasten, wenn viele Mitarbeiter gleichzeitig ihre Rechner starten. Kritisch sind auch gleichzeitige Updates auf vielen Clients und ähnliche synchrone Aktivitäten. Sie können die Rechenlast schnell nach oben und die Leistung der VDI genauso rasch nach unten drücken.