Windows Azure - der Cloud-Windows-Server
Mit Windows Azure läutete Microsoft den Umschwung zum Cloud-Anbieter ein. Der ursprünglich angebotene Plattformdienst richtete sich an Entwickler, das Angebot wurde ausschließlich in Microsoft-Rechenzentren gehostet. Aufgrund einer beschränkten Schnittstellenvielfalt ließen sich auch nur bestimmte Kategorien von Webanwendungen installieren, so dass Microsoft jegliche Parallelen zum Windows Server 2008 verschwieg. Hinzu kamen Irritationen auf Seiten der Microsoft-Partner, die anfangs wenig begeistert von der Idee waren, dass Microsoft nun den Endkunden direkt die Betriebsplattform bereitstellt. Inzwischen entwickelten die Redmonder Azure umfassend weiter und bauten immer mehr Brücken in die bekannte Windows-Systemwelt. So könne Partner beispielsweise mit dem Dynamic Infrastructure Toolkit eine eigene Infrastructure-as-a-Service-Cloud (IaaS) errichten. Und im Rahmen des angekündigten Windows-Azure-Platform-Appliance-Programms sollen Serviceprovider und auch große Unternehmen in die Lage versetzt werden, die PaaS-Plattform inklusive SQL Azure in ihren eigenen Rechenzentren zu installieren.
Erschien Azure zu Anfang als radikaler Bruch mit der einst heiligen Windows-Kompatibilität, so hat der Softwarehersteller auch hier die größten Hürden beseitigt. Den jüngsten und entscheidenden Schritt dürfte die Vorstellung einer Vorabversion (Community Technology Preview - CTP) von "Server App-V" (Server Application Virtualization) darstellen. Das Tool ermöglicht die Anwendungsvirtualisierung auf dem Server - analog zum bereits bekannten App-V für Clients. Windows-Anwendungen werden mitsamt ihren Einstellungen vom Betriebssystem gekapselt und lassen sich so einfach auf andere Server übertragen - ohne komplizierte Installationsskripte und das Übertragen von Benutzereinstellungen. App-V schafft so die Voraussetzung für einen "fliegenden Wechsel" von Applikationen, um diese etwa aus der eigenen IT in ein Azure-Rechenzentren auszulagern. Eine ähnliche Aufgabe kommt der relativ neuen Azure VM-Role zu. Während App-V für das Migrieren von gekapselten Anwendungen zuständig ist, unterstützt die VM-Role ein Auslagern kompletter Betriebssystem-Images in die Cloud. Azure stellt sich somit als universelle Windows-Option in der Cloud dar, die dank automatischer Skalierungsfunktionen insbesondere für viele Kunden mit stark wechselnder Systemauslastung interessant sein dürfte.
Zwei weitere wichtige Bestandteile der Azure-Familie sind SQL Azure und die Windows Azure AppFabric. SQL Azure ist eine wartungsfreie relationale Cloud-Datenbank, die auf SQL-Server-Technologien basiert. Windows Azure AppFabric ermöglicht es Entwicklern, ihre Anwendungen mit Azure-Services zu verbinden. Dabei verknüpft ein Service-Bus Applikationen über das Internet, Access Controls Service helfen beim Aufbau einer föderierten Authentifizierung von Applikationen und Services über Firewall-Grenzen hinweg.
Windows Azure - kurz gefasst
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Windows Azure ermöglicht als Cloud-Betriebssystem die Entwicklung von eigenen gehosteten Services sowie den externen Betrieb von Virtuellen Maschinen oder ausgelagerten Windows-Applikationen.
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Kerntechnologie von Azure ist eine Engine zur automatischen Skalierung. Bei wachsender Systemlast werden neue RZ-Ressourcen hinzugefügt.
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Weitere wichtige Komponenten sind SQL Azure als Cloud Datenbank und Azure App Fabric als Service Bus für die Verbindung von Anwendungen und Services.
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Über die Azure VM-Role lassen sich System-Images von Windows-Servern in die Cloud migrieren.
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Die Testversion von Server App-V ermöglicht die Virtualisierung von Serveranwendungen, um diese zwischen lokalem und Cloud-Betrieb zu verschieben.