Mit der damals noch etwas visionären Präsentation von Windows Azure im Herbst 2008 kündigte Microsoft eine umfassende Cloud-Offensive an, die das gesamte Produktportfolio erfassen sollte. Während Skeptiker damals eine vergebliche Aufholjagd gegen Online-Platzhirsche wie Google oder Amazon prophezeiten, machten sich die Redmonder überraschend konsequent an die Umsetzung. Nachdem der erste Schritt mit dem Hosting-Betriebssystem getan war, folgte die lange als unantastbar gehaltene Offline-Cash-Cow Office, die inzwischen als Office Web Apps im Browser läuft.
Dass es Microsoft ernst meint mit dem Wandel seines Geschäftsmodells zeigt sich auch an der inzwischen geänderten Priorisierung. Das Motto lautet nun Online first, wie die Premiere des neuen Dynamics CRM 2011 zeigt. Als erstes Microsoft-Produkt startet die Kundenmanagement-Suite zunächst als Browser-Applikation, bevor im Februar die vor Ort installierbare "on premise"-Variante nachgereicht wird.
- App-Store für Geschäftsanwendungen
Über den Dynamics Marketplace: können CRM-Anwender Erweiterungen für ihre Anwendung erwerben. - CRM Online 2011 Dashboard
Die Anwendung bietet viele grafische Berichtswerkzeuge, beispielsweise zur Analyse von Geschäftschancen. - Outlook-Integration
CRM Online stellt auch die Verbindung zum verbreiteten Outlook-Client her und stellt seine Daten über ein Add-In darin zur Verfügung. - Office im Browser
Die Webversionen von Microsoft Office ähneln den Desktop-Pendants und bieten vielfältige Editiermöglichkeiten. - Powerpoint aus der Cloud
Der Zugriff auf Präsentationen erfolgt ortsunabhängig über live.com, wahlweise kann die Vorführung aus dem Browser heraus gestartet werden, oder der Anwender lädt die Datei in den lokalen Powerpoint-Client. - Verwaltungskonsole im Überblick
Exchange Online, SharePoint Online, Lync Online und die Office Desktop Apps werden von zentraler Stelle aus administriert. - Customizing
Office 365 ist nicht nur eine statische Sammlung von Services und Clients, sondern verfügt auch über umfassende Programmier- und Managementfunktionen zur Anpassung an individuelle Unternehmensanforderungen. - Microsoft-Dienste aus dem Web-Katalog
Microsoft bietet seine Online-Services über ein zentrales Portal an, wahlweise können die Kunden direkt bei Microsoft oder über einen Vertriebspartner buchen. - Systemmanagement über das Web
Mit dem in der Testphase befindlichen Windows Intunebietet Microsoft erstmals ein umfangreiches Client-Administrationswerkzeug als Service an.
Angesichts dieser umfassenden Neuausrichtung des Portfolios in Richtung Cloud verlieren Anwender leicht mal den Überblick. Wo früher Softwarepakete mehr oder minder klar in Produktkategorien einsortiert wurden, kommt heute als zusätzliche Dimension die Vertriebsform eines Services ins Spiel. Als grobe Orientierungshilfe eignet sich hier beispielsweise das Betreibermodell, das sich derzeit aus Microsoft-Sicht in drei grundlegende Varianten aufteilt: Cloud-Services können entweder direkt von Microsoft über deren Rechenzentren bezogen werden (Public Cloud), über einen Microsoft-Partner, der die Lösungen für den Kunden in seinen eigenen Rechenzentren hostet, oder aber als selbstgehostete Infrastruktur beim Anwender vor Ort (Private Cloud). Auch Mischformen sieht Microsoft explizit vor und erkennt darin ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz. So kann ein Kunde beispielsweise einfache E-Mail-Services direkt von Microsoft beziehen, seine Dynamics-Branchenlösung beim Dienstleister hosten und die Datenbankserver aus Sicherheitserwägungen heraus im eigenen Unternehmen betreiben.